Deutsche Abgeordnete hinterfragt Atomkooperation

(Rio de Janeiro, 24. August 2010, púlsar).- Die grüne Bundestagsabgeordnete Ute Kocyz hält sich zwischen dem 22. und 29. August zu einem offiziellen Besuch in Brasilien auf. Zentrales Thema ist die Sorge um Sicherheit und Risiken im Zusammenhang mit dem Bau des Atomkraftwerks Angra 3. Der Bau des dritten Reaktors des Nuklearkomplexes nahe der Küstenstadt Angra dos Reis im Bundesstaat Rio de Janeiro ist kürzlich nach einem umstrittenen Verfahren genehmigt worden.

Kocys kritisiert die finanzielle Unterstützung seitens der deutschen Bundesregierung zum Bau des Atommeilers, da das Projekt „ernsthafte Sicherheitsprobleme“ aufweise. Laut Sérgio Dialetach von der Heinrich-Böll-Sitftung in Rio de Janeiro geht der Bau von Angra 3 auf eine im Jahr 1975 beschlossene Zusammenarbeit zwischen Brasilien und Deutschland zurück. Jetzt hat die Bundesregierung erneut finanzielle Unterstützung zugesagt.

Laut Dialetach stellen Umweltaktivist*innen die Nuklearenergie wegen ihrer hohen Kosten, den Sicherheitsrisiken, der ungeklärten Entsorgungsfrage und der veralteten Technik in Frage. Auch in Brasilien gibt es keinerlei ernsthafte Vorschläge, wie die Endlagerung der radioaktiven Abfälle geregelt werden soll. Gemeinhin werden die unkalkulierbaren Risiken, die mit der Lagerung von Atommüll verbunden sind, von den Befürworter*innen des Projektes in Regierung und Industrie ignoriert. Dialetach zufolge setzen die Energiekonzerne auf den Bau von Atomanlagen, da mit dieser Art Stromerzeugung sehr hohe Gewinne erzielt werden können.

Während ihres Aufenthalts wird Ute Kocyz auch eine Uranmine in der Stadt Caetité im Bundesstaat Bahia besuchen. Die brasilianische Umweltbehörde Ibama hat schon mehrfach Strafen im Zusammenhang mit dem Uranabbau verhängt. Zudem gibt es Klagen über einen laxen Umgang mit Umweltbestimmungen, was unter anderem zu einen Verschmutzung des Grundwassers geführt haben soll.

Umweltschützer*innen und andere Organisationen der Zivilgesellschaft kritisieren die Produktion von Nuklearenergie in Brasilien und plädieren als Alternative für die Nutzung erneuerbarer Energiequellen. Auch althergebrachte Energiequellen könnten nach Ansicht von Dialetach effektiver genutzt werden könnten. Ein Beispiel seien die in Brasilien sehr verbreiteten Wasserkraftwerke, die energie- und umwelttechnisch modernisiert werden können.

** Vgl. hierzu auch den längeren Hintergrundartikel von Carola Caggiano in poonal 875: Link

** Dazu gibt es auch einen Audiobeitrag von Carola Caggiano, der kostenlos im Internet angehört oder heruntergeladen werden kann: http://www.npla.de/onda/content.php?id=897

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