26.11. 2020 | Online Veranstaltung, Rostock 19 Uhr 50 Jahre Unidad Popular: Von Allendes Chile bis zur aktuellen Revolte und weiter…

Allendes Wahlsieg im Jahr 1970 eröffnete der ganzen Welt große Hoffnungen. Zum ersten Mal schien es in einem kleinen südamerikanischen Land möglich, mit demokratischen Mitteln eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen. Der Militärputsch vom 11. September 1973 setzte diesen Hoffnungen ein gewaltsames Ende. Es entstand eine weltweite Solidaritätsbewegung für den Widerstand gegen die Diktatur von Augusto Pinochet.

Heute, 50 Jahre später, zieht die chilenische Gesellschaft wieder die Aufmerksamkeit der Welt auf sich. Die im Oktober 2019 entstandene Revolte gegen das von Pinochet geerbte Regime und die nur unvollständige Demokratisierung der letzten 30 Jahre sowie die breite Zustimmung für eine neue Verfassung beim Referendum vom 25. Oktober 2020 bringen deutlich den kollektiven Willen zum Ausdruck, ein neues, gerechteres, plurales und solidarisches Chile zu schaffen.

Was können wir aus Allendes Zeiten für die vor uns liegenden Herausforderungen lernen? Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede können wir zwischen diesen beiden historischen Momenten feststellen?

Diskussionsrunde mit Gästen und audiovisuellen Porträts internationalistischer Zeitzeug*innen des sozialistischen Aufbruchs in Chile (1970-1973).

Aktivität auf Spanisch mit deutscher Übersetzung.

Peter-Weiss-Haus,
Kartenraum,
Doberanerstr. 21, 18057 Rostock

Mit uns im Gespräch:
Dr. Gustavo Abarzúa, Jurist, 1970-1970 aktiv in Chile in Jugendorganisationen (Talide e. V.)
Luisa Rau, Umweltplanerin und Mitglied im Aktionskreis Actions Chile Berlin
Cristián Gárate (Talide e. V.) aktiv in der Solidarität mit Chile während der Zeit der DDR.
Es moderiert: Álvaro Garreaud (Allendes Internationale)

An Zoom Meeting teilnehmen
https://zoom.us/j/94581004127?pwd=ZlRFNThLanNXVFp4ZGR2aEU2N2JSZz09
Meeting-ID: 945 8100 4127
Kenncode: 737062


Link zum Video-Live-Stream:
In Youtube anschauen
youtube

Die Veranstaltung ist Teil des Kooperationsprojekts Allendes Internationale des Nachrichtenpools Lateinamerika e.V. (NPLA und der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS)

19.11. 2020 | Santiago de Chile / online 23Uhr (UTC+1) aus dem Museo de la Memoria y de los Derechos Humanos

Olla Común. Solidarisch kochen.
Interaktiver Dokumentarfilm (Chile, BRD 2020)

Der Film entwickelt einen nichtlinearen Blick auf das „Erwachen“ der chilenischen Gesellschaft: Dreißig Jahre nach dem nie vollständig eingelösten Versprechen einer Demokratisierung, lässt der soziale Aufstand vom Oktober 2019 die autoritär regierte Bevölkerung wieder hoffen.

Der Staat reagiert repressiv, Menschenrechtsverletzungen nehmen zu. Dann kommt Corona und mit dem Virus eine unbequeme Gewissheit: Das chilenische Gesellschaftsmodell produziert nicht nur Ausgrenzung und Armut, sondern auch Hunger. Als Reaktion darauf, organisieren die Menschen vielerorts wieder öffentliche Straßenküchen, die Ollas Comunes. Sie sind Ausdruck eines kollektiven Handelns, das einige für ausgestorben hielten und das in seiner Neuauflage einmal mehr erkundet, was es heißt, solidarisch zu sein.

Regie: Fabián Andrade, Pamela Cuadros, Nils Brock.
Link: documentalollacomun
und über die Webseite conectados con la memoria

Ein Dokumentarfilm von Allendes Internationale,
eine Kooperation der Rosa Luxemburg Stiftung (RLS) und des Nachrichtenpool Lateinamerika (NPLA) unterstützt vom Goethe-Institut Chile und dem Museo de la Memoria y los Derechos Humanos.

***

„Olla Común. Solidarisch kochen“ heißt der neue interaktive Dokumentarfilm von Allendes Internationale. Er erzählt auf nicht-lineare Weise die Geschichte einer sozialen Organisationsform, die seit Jahrzehnten im kollektiven Gedächtnis gespeichert und abrufbar ist, wenn Hungernöte das Leben der Menschen bedrohen: die solidarischen Küchen, genannt Ollas Comunes. gemeinsame Topf.

28.10.2020 FDCL Veranstaltung: CHILE NACH DEM REFERENDUM Analysen zum Plebiszit und Perspektiven der sozialen Bewegung

Mittwoch, den 28.10.2020 von 19.00-20.30 Uhr (15.00-16.30 Uhr in Chile)

Am 25. Oktober findet in Chile ein Referendum statt. Die chilenische Bevölkerung kann darüber entscheiden, ob eine neue Verfassung geschrieben werden soll und wie das Gremium zusammengesetzt sein soll, das diese schreiben wird. Dass es zu dieser Abstimmung kommt, ist ein „Erfolg der Straße“. In Chile begann im Oktober 2019 ein sozialer Aufbruch. Monatelang gingen Hunderttausende auf die Straße oder trafen sich in den Stadtvierteln zu Nachbarschaftsversammlungen. Die Regierung antwortete auf die Proteste durch die Ausrufung des Ausnahmezustands. Sie schickte das Militär auf die Straßen und kriminalisierte die soziale Bewegung. Durch Polizeigewalt kam es zu vielen Toten und Verletzten. Am 25. November beschloss die Mehrheit der Parlamentarier_innen, eine „Übereinkunft über den sozialen Frieden und eine neue Verfassung“.

Die Bewegung eint eine Kritik am neoliberalen Gesellschaftsmodell und eine Ablehnung der politischen Eliten. Als gemeinsamer Nenner wurde die Forderung nach einer neuen Verfassung aufgestellt. Die bis heute gültige chilenische Verfassung wurde 1980 von der Pinochet-Diktatur eingeführt und bildete durch die Betonung von Eigentumsrechten die Basis für weitreichende Privatisierungen. Diese Verfassung war der juristische Akt des Militärputsches von 1973 gegen die Regierung von Salvador Allende und seines Kampfes für den Aufbau eines „neuen Chile“. Heute, 50 Jahre später, fordert die Bewegung eine neue Verfassung, die sich wieder am Gemeinwohl orientiert und die Weichen für soziale Transformationen stellt.

Bei dieser Online-Veranstaltung sprechen wir mit drei Journalist_innen, die uns vom Wahltag berichten und einen Ausblick auf die weiteren Schritte des verfassungsgebenden Prozesses geben. Gleichzeitig sollen die diversen Perspektiven der sozialen Bewegung auf das weitere Verfahren erörtert werden.

Es berichten und diskutieren:
Carlos Escobar – freier Journalist, Mitarbeiter von Radio Plaza de la Dignidad und Korrespondent von NPLA
Ute Löhning – freie Journalistin – NPLA
Leonel Yañez – Journalist, Professor an der Universidad de Santiago de Chile und Korrespondent von NPLA
Online-Veranstaltung in spanischer Sprache mit Simultanverdolmetschung
Für die Teilnahme über Zoom (mit Verdolmetschung ins Deutsche) bitte Anmeldung bis zum 26.10. an: jan.stehle [at] fdcl.org. Ihr bekommt dann vor der Veranstaltung einen Link zugeschickt.
Radio Matraca ermöglicht einen Stream der Veranstaltung – ohne Verdolmetschung – über die Facebook-Seite: https://de-de.facebook.com/RadioMatracaBerlin/

Die Veranstaltung ist Teil des Kooperationsprojekts Allendes Internationale des Nachrichtenpools Lateinamerika e.V. (NPLA und der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS)

31.10. 2020 – 1000 Tage und 1 Frühling | 1000 dias y 1 primavera – Partizipatives Monologtheater aus und mit Chile.

Anfang der 1970er Jahre probt Chile den Aufbruch in den Sozialismus. Alle gemeinsam für eine neue Gesellschaft, so soll es laufen. Doch nach drei Jahren beendet ein brutaler Militärputsch alle Euphorie, alle Träume. Von der gewaltsamen Einführung des Neoliberalismus erholt sich das Land auch nach der lauwarmen Demokratisierung in den 1990er nicht. Chile wird zu einer der ungleichesten Gesellschaften der Erde.

Im Oktober 2019, erschüttern soziale Proteste das Land, der Traum eines anderen Chiles ist plötzlich wieder lebendig. Eine neue Verfassung soll es geben, als Auftakt für einen wirklichen Wandel. Doch dann kommt Covid19 und mit dem Virus viele Fragezeichen…

Protagonist*innen und Unterstützer*innen des Chiles von damals und heute tauchen mit Monologen in ihre Erinnerungen, Erfahrungen und Hoffnungen ein, die sie live mit dem Publikum vor Ort und im Netz diskutieren. Werde Teil unseren partizipativen Monologtheaters.

Venceremos?

Mit Catalina Yazigi, Geanina Zagal, Bruna Palma, Pia Corte, Ulrike Hemberger und Katty López vom Teatro La Peste. Musik: Nicolás Miquea. Konzeption und Beratung: Harald Hahn und Pamela Cuadros

31.10. 2020 | 19h

Live vor Ort:
Aquarium am Südblock,
Skalitzer Str. 6, 10999 Berlin.
Die Teilnahme ist kostenlos aber wg. Corona stark begrenzt. Verbindliche Anmeldungen unter: unidadpopular@npla.de
Live Im Internet: Im Youtube-Kanal des Nachrichtenpools Lateinamerika
https://tinyurl.com/y45n5ksj

Die Veranstaltung ist Teil des Kooperationsprojekts Allendes Internationale des Nachrichtenpools Lateinamerika e.V. (NPLA und der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS)

08.10. 2020 | Helle Panke, Berlin 19Uhr 50 Jahre Unidad Popular: Von Allendes Chile bis zur aktuellen Revolte und weiter…

Am 4. September jährte sich zum 50. Mal der Wahlsieg Salvador Allendes. Doch die Feierlichkeiten der Unidad Popular treffen Chile in einem kritischen Moment: seit den sozialen Protesten 2019 steht das politische Modell der Post-Diktatur zur Disposition. Ende Oktober soll über eine neue Verfassung abgestimmt werden.

Es erwarten euch audiovisuelle Porträts internationalistischer Zeitzeug*innen des sozialistischen Aufbruchs in Chile (1970-1973) und Gespräch mit Gästen über ihre Erinnerungen und Lehren für den Aufbau eines neuen Chile.

Mit uns diskutieren:
Dr. Clarita Müller-Plantenberg, Soziologin (von 1971-1972 in Chile aktiv)
Sophia Boddenberg (Freie Journalistin aus Chile)
Nils Brock (Allendes Internationale, Berlin)
Es moderiert Álvaro Garreaud (Allendes Internationale, Berlin)

Veranstaltung auf Deutsch/Spanisch mit Simultanübersetzung.

Berlin, Helle Panke e. V. (Galerie) Kopenhagener Str. 9 10437 Berlin – Prenzlauer Berg

In Youtube anschauen
https://tinyurl.com/y45n5ksj

In externem Player ansehen
rtmp://a.rtmp.youtube.com/live2

Die Veranstaltung ist Teil des Kooperationsprojekts Allendes Internationale des Nachrichtenpools Lateinamerika e.V. (NPLA) und der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS). Eine Veranstaltung in Kooperation von „Helle Panke“ e.V. und Allende International.

03.09.2020 | 19Uhr Die Rückkehr der Utopien? Vom Chile Allendes zur Revolte 2019 und weiter… Zweisprachige Online-Diskussion mit Gästen

Am Abend des 3. September startete unsere Gesprächsreihe „Die Rückkehr der Utopien? Von Allendes Chile bis zur aktuellen Revolte und weiter…“. Über eine Stunden lang sprachen wir über die chilenische Aktualität und suchten nach Verbindungen zur 1000-tägigen Regierungszeit der Unidad Popular. Welche Erfahrungen, kulturellen Ausdrucksformen, Lieder und Forderungen bilden Brücken zwischen dem Gestern und Heute?

Dank geht an unsere Gäste: an die compañerxs vom Kollektiv Vitrina Dsytópica (Mauro, Katia und Pato) für ihren Blick auf das Chile der Revolte, an Evelyn Hevia für ihre Beiträge zur Erinnerungsarbeit und an „Mono“ González für sein Berichte über Kunst und Kämpfe für dieses „andere Chile“ zu Beginn der 1970er Jahre.

Hier könnt ihr einen Audiomitschnitt der Veranstaltung anhören.

Und hier sind die neuesten Animations-Clips, die „Mono“ González in Zusammenarbeit mit Pancho Brzovic in Paris entwickelt hat.

Die Bevölkerung verteidigt ihre Würde

Die Bevölkerung hungert

Nur Bevölkerung hilft der Bevölkerung

Hommage an Allende

24.10. 2019 Memoria en movimiento. Ein Austausch zur Erinnerungsarbeit in Chile. Offene Debatte, Berlin

2020 jährt sich zum 50. Mal die Wahl Salvador Allendes vom linken Bündnis der Unidad Popular zum Präsidenten Chiles. Sein Amtsantritt war zugleich der Beginn eines Weges, der das Land in den demokratischen Sozialismus führen sollte. Doch der gesellschaftliche Aufbruch wurde nach nur 1000 Tagen von einem Militärputsch brutal gestoppt.

Was bleibt vom Chile der Unidad Popular? Wie und was sollten wir im kommenden Jahr erinnern? Welche gesellschaftlichen Projekte jener Zeit sind aktuell geblieben? Welche Impulse für die politische Arbeit können heutige soziale Bewegungen mitnehmen?

In einer offenen Diskussion mit dem Publikum suchen in Berlin lebende Chilenen*innen, Mitwirkende des Kulturvereins Gabriela Mistral e.V. und des Rechercheprojekts Allendes Internationale nach Antworten und Ideen für eine aktive Erinnerungsarbeit – und eine internationalistische Zukunft.

Galerie Olga Benario
Richardstraße 104
12043 Berlin-Neukölln

24.10. 2019 | 19:30 – 22:00

26.09. 2019. Internacionalist@s. 3 politische Biografien aus dem Chile Allendes. Filmabend und Debatte, Berlin.

Das Rechercheprojekt „Allendes Internationale“ dokumentiert seit 2017 internationalistische Lebensläufe aus dem Chile der Unidad Popular. In kurzen filmischen Biographien werden an diesem Filmabend drei dieser Protagonist*innen vorgestellt: eine engagierte Pädagogin aus Deutschland, ein Befreiungstheologe aus Belgien und ein anarchistischer Zeitungsverleger aus Spanien.

In den Biografien spiegelt sich die politische Vielfalt dieser Tage wieder. Selten finden sich gerade Lebenslinien, sondern meist Wollknäuele aus Überzeugungen, Zufällen, Gefühlen und Widersprüchen. Es sind Zeugnisse einer bewegten Epoche, die das historische Blickfeld erweitern und ein kritisches Korrektiv all zu kausalen Deutungsmuster liefern.]

Galerie Olga Benario
Richardstraße 104
12043 Berlin-Neukölln

26.9. 2019 | 19:30 – 22:00

19.09. 2019. Así se escribió Texte aus dem Chile der Unidad Popular. Lesung, Berlin

Die Erfahrungen der 1000-tägigen Regierungszeit der Unidad Popular wurden von der chilenischen und internationalen Presse (4. Sep. 1970 – 11. Sep. 1973) ausführlich dokumentiert. Weniger bekannt sind dagegen andere Textsorten, die von Chilen*innen und Internationalist*innen in dieser Zeit produziert wurden: Geschichten, Chroniken, Autobiographien, Gedichte. Einige Schriften wurden veröffentlicht und erreichten eine große Leser*innenschaft. Andere haben bis heute in Schubladen oder Tagebüchern geschlafen…

Wir laden alle Interessierten ein, an unserem literarischen Experiment teilzunehmen. An zwei Nachmittagen (4. und 11. September) wollen wir gemeinsam mit Euch in unterschiedlichsten Publikationen stöbern, Autor*innen kennenlernen und wiederentdecken. Wir suchen Fragmente dieser Werke aus, die neue Zugänge zu den Erfahrungen der Unidad Popular öffnen.

Mit allen Teilnehmenden werden wir diese Texte am 19. September in einer Literatenrunde in der Galerie Olga Benario präsentieren.

Literaturworkshops

4.9 und 11.9. 2019 | 17:00 – 19:00
Gabriela Mistral e.V. Kulturelle Vereinigung
Petersburger Str. 92
10247 Berlin–Friedrichshain

Öffentliche Lesung

19.9. 2019 | 19:30 – 22:00
Galerie Olga Benario
Richardstraße 104
12043 Berlin-Neukölln

12.9. 2019. Politik am Bau Die wechselhafte Geschichte des Kulturzentrums Gabriela Mistral (Santiago, Chile). Ausstellung, Berlin.

Bis heute gibt es Spuren des 1000 Tage währenden demokratischen Sozialismus in Chile. Direkt im Zentrum Santiagos findet sich ein mehr als 20.000 Quadratmeter großer Fußabdruck: das Kulturzentrum Gabriela Mistral (GAM).

Doch nur wenige kennen die knapp 50-jährige Geschichte des Gebäudes. Sie ist wie ein Brennglas des gesellschaftlichen und politischen Wandels in Chile und schreibt sich auch im Jahr 2019 fort.

Errichtet wurde der Komplex in weniger als einem Jahr, unter Beteiligung Tausender Freiwilliger, für eine UN-Konferenz im Jahr 1972. Das Chile Salvador Allendes begrüßte die Welt. Danach war der Bau ein Fixpunkt des urbanen und politischen Lebens, beherbergte Konzerträume, Ministerien und ein großes subventioniertes Restaurant. Nur 17 Monate später beendete ein Militärputsch das bunte Miteinander: die Militärjunta wählte das Gebäude als Regierungssitz und plünderte die von namhaften Künstler*innen gestifteten Werke. Nach Ende der militärisch-zivilen Diktatur diente das Gebäude als Verwaltungssitz. Im Jahr 2005 zerstörte ein Brand große Teile des Baus; Forderungen nach einem Abriss wurden laut. 2007 entschied sich die Regierung für einen Wiederaufbau, als einen offenen Ort kultureller Begegnungen. Und dennoch bleibt das GAM bis heute ein umkämpfter Raum, in dem nicht nur um Erinnerung gerungen wird, sondern auch um mehr kulturelle und politische Teilhabe.

Die Ausstellung „Politik am Bau“ sucht unter dem rostbraunen Cortenstahl der Fassade nach den sozialen Sedimenten der vergangenen fünf Jahrzehnte.

Eine Videoinstallation verwebt die Erinnerungen von Zeitzeug*innen der Unidad Popular zu einem vielstimmigen Narrativ. Wie erlebte Chile Anfang der 1970er Jahre den Bau eines neuen architektonischen Wahrzeichens? Welche persönlichen Erlebnisse verbinden die Menschen mit diesem Ort? Was bleibt? Was kommt?

Ein Zeitstrahl aus Texten und Fotos schlägt den Bogen zur Gegenwart. Von der Grundsteinlegung bis zu aktuellen Nutzungskonflikten des GAMs verbinden sich historische Momente und weniger bekannte Episoden zu einer Chronologie der Widersprüche.

Ein Guckkasten lässt die verlorenen Objekte des GAM als Phantasmen auferstehen: viele zu Zeiten der Diktatur geraubte Kunstwerke bleiben bis heute verschwunden. Von ihnen gibt es nur Fotos, die den Besucher*innen nun als holographische Projektionen wieder begegnen.

Die Ausstellung wird eröffnet am Donnerstag, 12. September um 19:30, mit einer
Einführung in die Ausstellung, einer offenen Debatte und einem musikalisch-filmischem Begleitprogramm

Galerie Olga Benario
Richardstraße 104, 12043 Berlin – Neukölln
Tel. 030 68059387

Do-Sa 15-19 Uhr und nach vorheriger Absprache unter unidadpopular@npla.de

7.9. 2019. „Jedes Leben ist eine Welt” Eine filmische Biographie von Víctor Pey. Filmvorführung, Santiago.

1939 entkommt Victor Pey dem Faschismus: Das von der chilenischen Regierung organisierte Frachtschiff Winnipeg bringt mehr als 2000 spanische Flüchtlinge von Frankreich nach Chile. Hier macht der junge Ingenieur auch seine ersten Schritte als Journalist. Während die Unidad Popular (1970-1973) regiert, kauft Pey die Zeitung El Clarín und schafft es, die Hegemonie der rechten Meinungsmonopols zu brechen. Mit dem Militärputsch von 1973 wurde die Redaktion beschlagnahmt und in ein Folterzentrum umgewandelt. Pey träumte stets davon, El Clarín wieder zu eröffnen, und bis zu seinem Tod kämpfte er um eine Entschädigung und die Rückgabe des Redaktionsgebäudes – vergeblich.

Das Forschungsprojekt „La Internacional de Allende“ interviewte Victor Pey 2017. Aus dem Material aus öffentlichen und privaten Archiven entstand die Kurzfilmbiographie eines langen Lebens, das immer am politischen Puls der Zeit war.

5.9. 2019. 1000 Tage | 6 Blicke. Fotografien aus dem Chile der Unidad Popular. Ausstellung, Berlin

Chile im September 1970. Das Land ist in Aufbruchstimmung. Gerade hat Salvador Allende die Wahlen gewonnen. Das linke Regierungsbündnis der Unidad Popular verspricht nicht weniger als den Beginn eines neuen Chiles: gutes Leben für alle, Gleichheit, Gerechtigkeit und Spaß dabei. Viele Menschen leben mit Hingabe diese Vision eines demokratischen Sozialismus – ihr gemeinsamer Weg dauert 1000 Tage.

Chilenische und internationale Fotograf*innen hielten diese Euphorie in Bildern fest. Sie dokumentierten Demonstrationen, Konzerte, Ferienkolonien, porträtierten aber auch das alltägliche Leben auf der Straße, in Armenvierteln, und Parks.

Die Ausstellung des Rechercheprojekts „Allendes Internationale“, kuratiert von Anna Susi und Pamela Cuadros, zeigt eine Auswahl dieser Momente, aufgenommen durch die Linsen von Leonore Mau, John M. Hall, Karl Jagare, Luis Poirot, Marcelo Montealegre und Silvio Tendler.

Die Fotoschau wird eröffnet am Donnerstag, 5. September um 17:30 Uhr, unter Anwesenheit zwei beteiligter Fotografen und mit einem musikalisch-filmischen Programm.

Begleitend zur Ausstellung findet am Samstag, 21. September von 10 bis 14 Uhr der Workshop „Politische blueprints. Ein Einführungskurs in das fotografische Druckverfahren der Cianotypie“ für die künstlerische und politische Arbeit statt. Die Teilnahme ist kostenfrei aber begrenzt. Mindestalter: 16 Jahre. Um eine vorherige Anmeldung unter unidadpopular@npla.de bis zum 14. September wird gebeten.

Bezirkszentralbibliothek Pablo-Neruda-Bibliothek
Frankfurter Allee 14 A 10247 Berlin – Friedrichshain

Mo-Do 10-19 Uhr; Fr 10-17 Uhr, Sa 11-16 Uhr

30.5. 2019. Valparaiso 1970-2030. Interventionen aus der Zukunft. Theater-Versammlung, Valparaiso

Valparaiso „ist so fesselnd wie der Hunger“, sagte einst der Sänger „El Gitano Rodríguez“. Auch uns fesselten die Begegnungen in der Hafenstadt. Im Theatersaal des ehemaligen Gefängnisses trafen freundschaftliche Gesten, auf politische Forderungen, vermischten sich in leidenschaftlichen Debatten feministische, libertäre und jugendliche Stimmen. Sie alle sind wichtig, um zu erinnern – und werden doch zu selten gehört.

Auf der Bühne saßen diesmal Yasna Amarales, Peter Lehmann, María José Larrondo und Alejandro „Mono” González, der auch das Transparent für die Versammlung malte. Danke nochmals an alle Beteiligten!

Aus dem Publikum meldete sich in Valparaiso auch die Viernes Por el Futuro Generation zu Wort und forderte von den regierenden Politiker*innen mehr Mitsprache ein, und zwar nicht erst in der nahen Zukunft, sondern sofort!

27.4. 2019. Lasst uns Geschichte machen! Eine Debatte über den Internationalismus der Unidad Popular. Podiumsdiskussion, Santiago

Lasst und Geschichte machen! Eine Debatte über die internationale Dimension der Unidad Popular. (Podiumsdiskussion, Corporación Cultural de Recoleta, Santiago, 27.04.19)

Allendes Internationale will die Geschichte und Geschichten der Unidad Popular auch aus der Perspektive ärmer Vierteln, in barrios, poblaciones und urbanen Landbesetzungen erkunden. Recoleta im Norden Santiagos ist eine dieser Gegenden. Die Einladung der dortigen offenen Universität (UAR) und des Kulturzentrums (CCR) war deshalb eine gute Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen.

Mit unseren Gästen Martha Elba López, Leonardo Céspedes und Víctor Klagsbrunn versuchten wir jenes chilenische Erinnerungsritual aufzubrechen, bei dem jeder Blick zurück zwangsläufig schmerzhaft seien muss. Im Theatersaal des CCR war davon jedenfalls wenig zu hören, dafür Erzählungen über Kino, Fabrikarbeiter, Guerillas und persönliche Erlebnisse von Menschen aus ganz Lateinamerika zu Beginn der 1970er. Auch das Publikum wurde aktiv und forderte, diese translokale Geschichte weiter zu erforschen.

26.4. 2019. Santiago 1970-2030. Interventionen aus der Zukunft. Theater-Versammlung,Santiago

Eran las 18.45 y sonaba la canción Popcorn de Gershon Kinglsey, cuando la gente comenzó a llenar la sala. Con su tono lúdico y psyco-activo este tema, muy escuchado durante la UP, dio la entrada a nuestro experimento teatral de viajar restrospectivamente al futuro. Lxs participantes de la mesa, las actrices y actores, el público se enredaron en una historia común llena de recuerdos, imágenes y proyecciones. Fue una noche conmovedora para todxs y al final quedó claro: en Chile hay una necesidad de manifestarse, decir, hablar, gritar, reclamar, responder.

Todo esto no habría sido posible sin nuestrxs distinguidxs invitadxs: Miguel Lawner, Geanina Zagal, Víctor Klagsbrunn y Marcelo del Campo. Gracias a ellxs y a todxs las compañerxs que participaron desde el público.

Aquí les dejamos un adelanto del registro del evento en el GAM, que pronto subiremos en nuestro sitio web.

6.9. 2018. „Gemeinsam für ein neues Chile.” Auftaktveranstaltung von Allendes Internationale, Berlin.

Am 6. September präsentierte sich das Rechercheprojekt Allendes Internationale erstmals der Öffentlichkeit. Hinter dem Namen versteckt sich die Idee, einen neuen Blick die Geschichte des Internationalismus zu werfen: Wissenschaftler*innen, Künstler*innen, Aktivist*innen und weitere Zeitzeugen teilen ihre Erinnerungen und analysieren gemeinsam ihre Erfahrungen während der Unidad Popular (UP), jenem revolutionären Transformationsprozess der Chile von 1970 bis 1973 prägte.

Während unser Team die Gespräche mit Zeitzeugen gewöhnlich im Privaten führt und aufzeichnet, stand an diesem Abend ein direkter Austausch im Vordergrund. Um im Salon der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin den internationalistischen Geist jener Tage hörbar zu machen, begann die Veranstaltung mit einer Auswahl lateinamerikanischer Lieder des 20. Jahrhunderts, interpretiert vom Berliner Chor Contrapunto und ihrer Leiterin Catalina Restrepo.

Die Zeilen des bekannten Lieds „Cambia, todo cambia“ schrieb der Chilene Julio Numhausers bereits nach dem Militärputsch 1973 im schwedischen Exil – ein emotionaler Blick zurück auf die 1000 Tage demokratischen Sozialismus:

Was sich nicht ändert, ist meine Liebe, Wie fern auch immer ich sein mag, Auch nicht das Andenken und der Schmerz den ich mit meinem Volk, meinen Leuten empfinde.

Auch unter den etwa 150 Gästen im Publikum waren zahlreiche Menschen, die sich der Geschichte der UP nicht mit dem Mikrofon nähern müssen. Sie haben diese Zeit selbst erlebt. Ihnen war es ein Leichtes mitzusingen. Für alle anderen verspricht das Projekt einen „Zugang zu kritischer Geschichtsarbeit“, wie Birte Keller von der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) bei der Begrüßung betonte. In Kooperation mit dem Nachrichtenpool Lateinamerika e.V. (NPLA) unterstützt die RLS das Rechercheprojekt und erhofft sich von den Aktivitäten und Veröffentlichungen bis Mai 2020 auch Antworten auf die Frage “wie internationale Solidarität heute gelebt werden kann.”

Dem NPLA, der seit mehr als 15 Jahren vielfältige “Stimmen aus Lateinamerika” in Nachrichten und Radiosendungen für ein deutschsprachiges Publikum hörbar macht, ist ebenso die „aktuellen Komponente“ von Allendes Internationale wichtig. Auch heute stünden wir vor der Aufgabe „freie und demokratische Gesellschaft zu denken“, sagt Ute Löhning vom NPLA und findet, dass die Unidad Popular dafür weiterhin „einige spannende Visionen“ bereit hält.

Was genau das Publikum und die Nutzer*innen der Website internationalallende.org in den nächsten Monaten erwarten können, und warum es wichtig ist auch die Lebenswege von eher unbekannten Protagonist*innen auszuleuchten, darüber informierte Álvaro Garreaud, einer der Projektautoren. Für ihn haben die Zeiten der Unidad Popular zudem einen sehr persönlichen Bezug:

Während Fidel Castro und andere internationale Größen Chile als Bühne nutzten, kamen andere, um längerfristig die gesellschaftlichen Veränderungen mitzugestalten. Dazu gehörten auch die vier Gäste an diesem Abend: Klarita Müller-Plantenberg, Urs Müller- Plantenberg, Michèle Mattelart und Armand Mattelart. Sie alle kamen als junge Wissenschaftler*innen noch vor dem Wahlsieg Salvador Allendes nach Chile, aus Gründen, in denen sich politische und private Interessen mit einer Priese Zufall kreuzten. Nils Brock, Projektkoordinator von “Allendes Internationale” moderierte die Gesprächsrunde.

In den Erzählungen von Michèle Mattelart wurde schnell deutlich, dass der soziale Wandel schon lange vor der Wahl Salvador Allendes zum Präsidenten begann – so zum Beispiel während der Studierendenproteste an der Katholischen Universität von Santiago im Jahr 1967.

Michèle Mattelart | Auftaktveranstaltung/Lanzamiento, Berlin 2018 from International Allende on Vimeo.

Urs Müller-Plantenberg erinnerte sich im Gespräch an seinen zweiten Chile-Aufenthalt 1971 und beschwor noch einmal „die damalige Aufbruchstimmung“ herauf, zitierte aus Liedern im Radio die davon handelten, nicht nur den Präsidenten auszuwechseln, sondern gemeinsam ein neues Chile zu schaffen. Die ersten Jahre der UP, seien geprägt gewesen von einem Wirtschaftswachstum “und einer großen Euphorie”, mit der auch seine Forschungsgruppe im Studienzentrum der nationalen Realität (CEREN) sich intensiv beschäftigte.

Clarita Müller-Plantenberg berichtete später auch von Alltäglichem, den großen Demonstrationen zum Beispiel, an denen sie und ihre Kinder teilnahmen. Und sie erinnert sich an die gelebte Solidarität in Zeiten von Nahrungsknappheit und eines “sich zuspitzenden Klassenkampfs”

Armand Mattelart, der zunächst als Demograf und später als Medienwissenschaftler in Chile tätig war, resümierte am Ende einer langen Debatte, dass die Zeit in Chile der beste Moment seines Lebens gewesen sei. Bis heute beeindrucke ihn, wie sich damals die Bevölkerung gemeinsam erhoben und wie die Erfahrung gemeinsamen Handelns ihr Denken nachhaltig verändert habe.

Nach der Gesprächsrunde auf dem Podium fehlte es nicht an weiteren Fragen und Argumenten aus dem Publikum – dafür leider an der Zeit, die Debatte weiter in großer Runde zu vertiefen. Auch die interaktive Installation memoria-máquina der Bühnenbildnerin Pamela Cuadros entdeckten an diesem Abend nur wenige. Untermalt vom politischen Soundtrack der Klangkünstlerin Veronica Mota nutzen viele Anwesende vielmehr die Gelegenheit, Gesprächsfäden in kleinen Gruppen weiterzuspinnen, mit Empanadas und Rotwein – ganz im Geiste der Unidad Popular.

Gesungen wurde zuvor noch einmal von jenem anderen Chile, das mehr war als ein Wechsel im Präsidentenamt…