(Leipzig, 1916 – Hamburg, 2013)
Leonore Mau begann ihre Arbeit als Fotografin 1953, zunächst mit Auftragsarbeiten für Architekturmagazine. 1962 verließ sie das bürgerliche Leben ihrer Wahlheimat Hamburg und flüchtete sich in ein anthropologisches und erotisches Abenteuer mit ihrem Alter-Ego, dem Ethnologen und noch unbekannten Schriftsteller Hubert Fichte (1935-1986). Mit ihm reist Mau nach Lissabon, Rom, Marokko, Brasilien und Chile. 1969 fotografierte Leonore Mau eindrucksvolle Orte und rituelle Handlungen afrobrasilianischer Religionen in Brasilien: Mit ihrem Objektiv hält sie im Sekundentakt Ekstasen fest, in denen sich Gesang, Wasser, Rauch und Blut vermischen.
1971 geht Mau nach Chile, um das Experiment des demokratischen Sozialismus während der Regierungszeit der Unidad Popular kennenzulernen. Fichte trifft Allende und führt ein Interview, das vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) unter dem Titel „Chile: Experiment auf die Zukunft“ ausgestrahlt wird. Währenddessen dokumentiert Mau mit ihrer Kamera auf Häuserwänden und Gebäuden die künstlerisch-politische Sprache von Wandbildern und Plakaten. In ihrer gemeinsamen Arbeit mit Fichte gelingt Leonore Mau eine Symbiose aus poetischem Text und Fotografie, die Diskrepanzen zwischen dem Objektiven und dem Subjektiven aufzeigt, die sentimentale Vision der „Anderen“ vermeidet und neue Empfindungen entdeckt. Ihre Erkundungen in Chile waren Teil dieses künstlerischen Prozesses.
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