Erdölförderung bedroht Indígenas in selbstgewählter Isolation

(Lima, 06. Mai 2009, noticias aliadas).- Indígenas der Gruppe murunahua, die in selbst gewählter Isolation im peruanischen Departement Ucayali, an der Grenze zu Brasilien, leben, sind durch ein Erdölförderprojekt in ihrer Existenz bedroht. Das kolumbianische, mehrheitlich in Staatsbesitz befindliche Unternehmen Ecopetrol will in bälde mit Erkundungen zur Erdölförderung in einem Gebiet beginnen, das Ecopetrol von der peruanischen Regierung zur Nutzung zugesprochen wurde.

Im März hatte Ecopetrol eine gemeinsam Erdölexploration mit dem brasilianischen Mineralölkonzern Petrobras vereinbart. Man wolle gemeinsam zwei der insgesamt 18 Erdölfelder, nämlich Nr. 110 und 117, ausbeuten. Die befinden sich jedoch in der eigentlich geschützten und von Indígenas bewohnte peruanischen Selva, so die peruanische Naturschutz-NGO Asociación Peruana para la Conservación de la Naturaleza.

„Vielleicht weiß Ecopetrol nicht, wohin sie gehen: die Gebiete, die sie erkunden wollen, werden von Indígenagruppen bewohnt, die noch keinen Kontakt mit der Außenwelt hatten. Wenn Ecopetrol dort hingeht, verletzt das Unternehmen internationales Recht und die Rechte einer Gruppe, die zu den verwundbarsten auf dem ganzen Planeten gehört“, so Stephen Corry, Direktor der NGO Survival.

Nach Angaben von Survival umfasst das Erdölförderfeld 110, im Südosten des Landes, „praktisch das ganze Gebiet des Indígena-Reservats der murunahua. Sie sind extrem verwundbar, jeglicher Kontakt mit der Außenwelt und anderen Personen bedroht ihr Leben, denn ihnen fehlen bestimmte Abwehrkörper gegen Krankheiten. Einige murunahua sind schon in den Kontakt mit illegal in dem Gebiet arbeitenden Holzfällern gekommen, man schätzt, dass danach die Hälfte der Mitglieder der betroffenen Gemeinde gestorben sind“, so Survival.

Auf dem Förderfeld 117, im Nordosten des Landes an der Grenze zu Kolumbien und Ecuador, soll es rund 100 kleine indigene Gemeinden geben. Das Land solle, so ein Vorschlag, eigentlich zu einem Reservat für nicht kontaktierte Indígenas erklärt werden.

Alberto Pizango, Präsident der Interethnischen Vereinigung für Entwicklung in der peruanischen Selva AIDESEP (Asociación Interétnica de Desarrollo de la Selva Peruana), die 1.350 Amazonasgemeinden repräsentiert, forderte die peruanische Regierung auf, die indigenen Gebiete zu respektieren. „Der Einfall der Erdölunternehmen bietet keine Überlebensoption für die Gemeinden. Im Gegenteil, es wird zu Umweltverschmutzungen und zum Verlust von Biodiversität in diesen letzten Naturräumen kommen.“

Die Internationale Arbeitsorganisation IAO forderte die peruanische Regierung am 14. April auf, die Konvention 169 über die Rechte indigener Völker zu respektieren. Danach müssen alle Indígenas konsultiert und über Projekte, die auf ihrem Land stattfinden sollen, um ihre Zustimmung befragt werden.

Ecopetrol wird in Kolumbien von der Umweltschutzorganisation Amazon Watch angeklagt, „keine soziale Unternehmensverantwortung wahrzunehmen“ und „umstrittene Projekte in indigenen Gebieten schlecht zu handhaben“.

Im Jahr 2007 hatte das Verfassungsgericht Kolumbiens das Unternehmen aufgefordert, ein Erdölförderprojekt im Gebiet der Barí einzustellen, im kolumbianischen Departement Norte de Santander. Die kolumbianische Regierung genehmigte jedoch im gleichen Jahr Projekte von Ecopetrol auf dem Gebiet der u’wa, an der Grenze zu Venezuela. Die u’wa leisten gegen das Erdölförderprojekt erbitterten Widerstand. „Sie müssen uns alle töten, bleibt auch nur einer von uns übrig, werden wir weiter kämpfen“, erklären Anführer der u’wa.

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