Menschenrechtsverletzungen durch Polizei: Anwalt nach Anzeige ermordet

(Buenos Aires, 19. Januar 2012, púlsar).- Der honduranische Rechtsanwalt José Ricardo Rosales ist am 17. Januar vor seinem Haus erschossen worden. Drei Tage zuvor hatte er vor Pressevertreter*innen erklärt, Polizisten der Stadt Tela hätten Menschenrechtsverletzungen begangen, die er auch bei der Staatsanwaltschaft angezeigt habe.

 

Héctor Turcios, Polizeichef der im Norden des Landes, an der Karibikküste gelegenen Stadt Tela, erklärte, Rosales sei am Dienstagmorgen vor seinem Haus von drei Unbekannten erschossen worden. Die Täter hätten aus einem Auto heraus auf ihr Opfer gefeuert und seien anschließend geflohen.

Rosales hatte am 13. Januar in einem Pressebüro gegenüber Journalist*innen erklärt, Polizisten, die vor kurzem erst ihren Dienst in der Stadt Tela angetreten hatten, hätten Menschenrechtsverletzungen begangen. Die Erklärung des Anwalts war tags darauf in der honduranischen Tageszeitung “El Tiempo” veröffentlicht worden.

Häftlinge gefoltert und missbraucht

In der Anklage, die Rosales gemeinsam mit seinem Anwaltskollegen Elvin Varela vorgebracht hatte, heißt es, die Polizisten hätten inhaftierte Frauen, sexuell missbraucht. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation „Reporter ohne Grenzen“ ROG seien darunter auch Minderjährige gewesen. Männliche Häftlinge seien „geschlagen und gefoltert“ worden. Die Polizisten hätten diese Taten im Dienst begangen, so die Anwälte.

Nach den Aussagen von Rosales seien diese Vorfälle der Staatsanwaltschaft bereits bekannt, sie weigere sich jedoch, die Fälle zu untersuchen, so der Anwalt. Der Leiter der Kriminalpolizei DNIC (Dirección Nacional de Investigación Criminal) in Tela, Geovanny Fonseca bestätigte inzwischen, dass Rosales gegen die Polizisten Anzeige erstattet hatte.

Mehr als 70 Anwälte ermordet

Die beschuldigten Polizisten gehören zu jenen Sicherheitskräften, die im Rahmen der landesweiten „Operación Relampago“ für mehr Sicherheit und gegen Korruption innerhalb der Polizei, 70 andere Polizeikräfte ersetzen sollen und erst kürzlich ihren Dienst in Tela angetreten hatten, so ROG.

Nach Angaben der Honduranischen Anwaltskammer CAH (Colegio de Abogados de Honduras) sind seit 2009 mindestens 74 Anwälte ermordet worden, alle Fälle blieben bisher straffrei.

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