Vollmundige Versprechen vor dem Klimagipfel

(Brasilia, 25. Oktober 2021, telesur/poonal).- Am 31.10.21 beginnt die 26. Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP-26) in Glasgow. Im Vorfeld hatte Brasiliens Vizepräsident Hamilton Mourão angekündigt, sein Land werde neue Pläne zur Bekämpfung der illegalen Abholzung und zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen vorstellen. Geplant sei die Senkung der Emissionsrate auf 37% bis 2025 und auf 43% bis 2030; die Entwaldung solle im gleichen Jahr auf null reduziert werden. Wie auf der offiziellen Website der Regierung zu lesen ist, bestätigte der Außenhandelssekretär des Außenministeriums José Buainain Sarquis in einem Interview, dass der Klimawandel definitiv ein Thema auf der Agenda sei. „Der G20-Gipfel fällt mit dem Beginn der COP26 in Glasgow zusammen. Der Klimawandel ist ein wichtiger Punkt, der natürlich auf der Tagesordnung der Staats- und Regierungschefs stehen wird. Brasilien hat großes Interesse an einem Konsens zugunsten von Emissionsreduktionszielen, die es dem Planeten ermöglichen, die globale Erwärmung zu kontrollieren“, so der Diplomat.

Fortschreitender Verlust der Ökosysteme

Entgegen den offiziellen Verlautbarungen der brasilianischen Regierung zum Umweltschutz zeigt die Realität, dass Umwelt und Ökosysteme konstant geschädigt werden. Wie Andre Vieira, Telesur-Korrespondent in Brasilien, berichtet, plant das Landwirtschaftsministerium eine weitere Intensivierung der Fleischproduktion und in Verbindung damit die Abholzung von weiteren acht Millionen Hektar Wald bis 2030. Eine am 30. September 2021 von Map Biomas Amazonía veröffentlichte Studie kam zu dem Ergebnis, dass im Zeitraum 1985-2020 rund 52% der Gletscher der Andenregion und 74,6 Millionen ha der Vegetationsdecke verlorengingen. Letzteres entspricht etwa der Größe ganz Chiles.

Katastrophen von Brumadinho und Mariana scheinen vergessen, Pantanal droht zu verschwinden.

Der Journalist Nacho Lemus verweist dagegen auf die Umweltprobleme im Bundesstaat Minas Gerais: Die Bergbauunfälle in Brumadinho (2019) und Mariana (2015) hatten zahlreiche Menschenleben gekostet; der Kurort Caldas läuft nun Gefahr, sich in eine Atommülldeponie zu verwandeln. Von 1982 bis 1995 wurde dort eine Mine betrieben, die das Atomkraftwerk Angra-1 mit Uran versorgte. Auf einem 1.500 ha großen Gelände, etwa der hundertfachen Fläche des Maracaná-Stadions, lagert nun der Atommüll. „Während der Dürreperioden besteht in den Gewässern im Südosten Brasiliens die Gefahr einer radioaktiven Verseuchung“, so Lemus. Ein weiteres Umweltproblem ist das fortschreitende Austrocknen des größten Feuchtgebiets der Welt. Zwischen 1988 und 2018 verlor das Pantanal 29% seiner Wasserfläche, das entspricht knapp einem Prozent pro Jahr. Sollte diese Entwicklung fortschreiten, wird das Feuchtgebiet nach Schätzungen von Expert*innen in sieben Jahrzehnten ausgetrocknet sein.

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