Sechs Tote bei Auseinandersetzungen um Bergbau

(Berlin, 10. April 2010, npl).- In der Region Madre de Dios im Südosten Perus kam es am Sonntag, den 4. April zu Auseinandersetzungen zwischen Bergarbeitern und der Polizei, bei denen nach Medienangaben mindestens fünf Bergarbeiter und ein Taxifahrer starben.

Zuvor hatten tausende Bergarbeiter aus dem informellen Sektor in der Provinz Arequipa die Panamericana blockiert. Die Straßenblockade war von der Gewerkschaft der unabhängigen Bergarbeiter Fenamarpe (Federación Nacional de Mineros Artesanales del Perú) organisiert worden. Hunderte von Fahrzeugen steckten fest. Die peruanische Regierung verhängte den Ausnahmezustand, was es den Polizeikräften vor Ort erlaubte, ihre Schusswaffen einzusetzen. Nach Angaben der Minenarbeiter machte die Polizei davon auch reichlich Gebrauch; alle bisher identifizierten Toten starben an Schussverletzungen.

Grund für die Blockade war das neue Dekret 012-2010, mit dem die Regierung den sogenannten informellen Bergbausektor reglementieren will. Der Vorsitzende der Fenamarpe, Teódulo Medina, betonte, die Arbeiter seien nicht gegen Richtlinien für ihre Arbeit, wohl aber gegen eine Kriminalisierung. Die Blockade war zuvor von der Gewerkschaft angekündigt worden. Medina gab der Polizei die Schuld an der Eskalation: „Wir protestieren hier gemäß der Verfassung und den Gesetzen. Doch die Polizei hat uns angegriffen und unsere Kollegen getötet.“

Wie die Minen internationaler Konzerne, verursacht auch der informelle Bergbau gravierende Umweltverschmutzungen. Damit wird auch das Dekret 012 begründet. Nach Angaben des Umweltministers Antonio Brack seien allein in Madre de Dios 18.000 Hektar Wald der Goldschürfung zum Opfer gefallen, zudem seinen große Mengen hochgiftiges Quecksilber eingesetzt worden. Doch der Grund für das neue Gesetz dürfte eher in den Steuerverlusten für die Regierung liegen, denn der informelle Bergbausektor unterliegt bisher so gut wie keiner staatlichen Kontrolle.

Wie schon nach den tödlichen Ereignissen in Bagua im vergangenen Juni, sprach die Regierung von ausländischen Kräften, die die Unruhen angestiftet hätten. Premierminister Javier Velásquez Quesquén beschuldigte nicht näher benannte Unternehmer aus Russland, Brasilien und Bolivien und betonte, die Regierung werde nicht verhandeln. Eine vorläufige Einigung gab es nach den tödlichen Schüssen dennoch: Die Straßenblockade wurde nach 48 Stunden wieder aufgehoben und die Konfliktparteien bildeten eine Kommission, die nach einer Lösung suchen soll.

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