Río Santiago: Umwelthölle und irreparable Risiken

(Mexiko-Stadt, 12. Februar 2020, npla).- Die Interamerikanische Menschenrechtskommission CIDH hat vor wenigen Tagen Schutzmaßnahmen für die Anwohner*innen des Flusses Río Santiago und des Chapala-Sees im mexikanischen Bundesstaat Jalisco angeordnet. Die in der Umgebung des Flusses lebende Bevölkerung sei aufgrund der Verschmutzung des Flusses „irreparablen Risiken“ ausgesetzt. Ihr Recht auf Leben, persönliche Unversehrtheit und Gesundheit sei gefährdet. Die Kommission fordert die mexikanische Regierung insbesondere auf, die notwendigen Vorkehrungen zu unternehmen, damit die Bevölkerung in den drei Landkreisen Juanacatlán, El Salto und Poncitlán geschützt wird. Bei der Bevölkerung, die in der Nähe des Río Santiago lebt, ist unter anderem eine Anhäufung von Nierenkrankheiten festgestellt worden. Bei Kindern und Jugendlichen wurden verstärkte Pestizidkonzentrationen im Urin konstatiert. Die Interamerikanische Menschenrechtskommission kritisierte zudem den „rudimentären“ Zustand der örtlichen Gesundheitszentren. Dies zwinge beispielsweise die Nierenkranken, für die ärztliche Versorgung in Jaliscos Hauptstadt Guadalajara zu reisen.

Der Río Santiago gilt seit Jahren als einer kontaminiertesten Flüsse Mexikos, in den zahlreiche Industrieabwässer so gut wie unkontrolliert eingeleitet werden. Dazu kommt Hausmüll in großem Umfang. Der Gestank ist weit über die nahe Uferumgebung hinaus nur als bestialisch zu bezeichnen. Die New York Times bezeichnete die Situation in einer Reportage Ende Dezember 2019 als „Tschernobyl in Zeitlupe“. Der seit Mai 2019 amtierende mexikanische Umweltminister Víctor Manuel Toledo nennt den Río Santiago und die anliegenden Zonen eine „Umwelthölle“. Trotzdem ist bisher kaum etwas geschehen. Der Bundesstaat Jalisco ist ein wichtiger Industriestandort. Umweltauflagen existieren aber oft nur auf dem Papier. Anfang Dezember 2019 war der Río Santiago eines der Ziele der sogenannten „Toxi-Tour“. Die Nationale Versammlung der Umweltgeschädigten ANAA organisierte damals zusammen mit Initiativen aus dem Ausland eine gut 30-köpfige internationale Delegation, die sich die schlimmsten Umweltsünden Mexikos vor Ort ansah. Zu den Teilnehmer*innen gehörte der deutsche Toxikologe Peter Clausing, der sich in einem Interview zu seinen Eindrücken äußert.

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