Poonal Nr. 718

Deutsche Ausgabe des wöchentlichen Pressedienstes lateinamerikanischer Agenturen vom 23. Mai 2006

Inhalt


MEXIKO – Sexuelle Misshandlung von weiblichen Gefangenen – Wenig Kritik gegenüber US-Plänen zur Militarisierung der Grenze – Pepsi statt Coca – Drogenkonsum wird doch nicht legalisiert GUATEMALA – Indigene: keine Fortschritte NICARAGUA – Polizei unterdrückt Studentenproteste HONDURAS-EL SALVADOR – Neuerliche Proteste gegen Staudamm COSTA RICA – Streicht uns aus der Allianz der WilligenPUERTO RICO – Lösung der Finanzkrise in Sicht KOLUMBIEN – Bauernproteste mit Gewalt aufgelöst: ein Toter und 30 Festnahmen ECUADOR – Vertrag mit Erdölkonzern OXY gekündigt PARAGUAY – Bauern fordern Einlösung der Versprechungen BRASILIEN – General Motors entlässt über 1.000 Arbeiter – Schwarze und Indígenas kaum in Führungspositionen URUGUAY – Ex-Generäle übernehmen Verantwortung für Menschenrechtsverbrechen ARGENTINIEN – Wiederverstaatlichung der Wasserversorgung LATEINAMERIKA – Interview mit Ana Esther Ceceña MEXIKO Sexuelle Misshandlung von weiblichen Gefangenen (Mexiko-Stadt,

MEXIKOPepsi statt CocaVon Gerold Schmidt(Mexiko-Stadt,

GUATEMALAIndigene: keine Fortschritte(Guatemala-Stadt,

NICARAGUAPolizei unterdrückt Studentenproteste(Buenos

PUERTO RICOLösung der Finanzkrise in Sicht(Lima,

ECUADORVertrag mit Erdölkonzern OXY gekündigtVon Eduardo Tamayo G.(Quito,

BRASILIENGeneral Motors entlässt über 1.000 Arbeiter(Buenos

URUGUAYEx-Generäle übernehmen Verantwortung für Menschenrechtsverbrechen(Buenos

LATEINAMERIKA„Ganz Paraguay verwandelte sich in eine Art Militärbasis“Geostrategische Punkte und Militarisierung in LateinamerikaInterview mit Ana Esther CeceñaVon Birgit Marzinka(Berlin,


MEXIKO – Sexuelle Misshandlung von weiblichen Gefangenen – Wenig Kritik gegenüber US-Plänen zur Militarisierung der Grenze – Pepsi statt Coca – Drogenkonsum wird doch nicht legalisiert GUATEMALA – Indigene: keine Fortschritte NICARAGUA – Polizei unterdrückt Studentenproteste HONDURAS-EL SALVADOR – Neuerliche Proteste gegen Staudamm COSTA RICA – Streicht uns aus der Allianz der WilligenPUERTO RICO – Lösung der Finanzkrise in Sicht KOLUMBIEN – Bauernproteste mit Gewalt aufgelöst: ein Toter und 30 Festnahmen ECUADOR – Vertrag mit Erdölkonzern OXY gekündigt PARAGUAY – Bauern fordern Einlösung der Versprechungen BRASILIEN – General Motors entlässt über 1.000 Arbeiter – Schwarze und Indígenas kaum in Führungspositionen URUGUAY – Ex-Generäle übernehmen Verantwortung für Menschenrechtsverbrechen ARGENTINIEN – Wiederverstaatlichung der Wasserversorgung LATEINAMERIKA – Interview mit Ana Esther Ceceña MEXIKO Sexuelle Misshandlung von weiblichen Gefangenen (Mexiko-Stadt,

21. Mai 2006, npl).- Zwischen Sprachlosigkeit und ganz leisemWiderspruch. Das ist bisher die offizielle Antwort Mexikos auf die von US-Präsident Bush angekündigte Militarisierung der gemeinsamen Grenze durch 6.000 Nationalgardisten sowie den vom US-Senat befürworteten dreifachen Mauerbau auf 600 der knapp 3.200 Grenzkilometer. Beide Initiativen der vergangenen Woche trafen mexikanische Regierung und Öffentlichkeit unvorbereitet. Nach den vielfach von mexikanischen Migranten angeführten Massendemonstrationen der zurückliegenden Monate in den USA war zumindest vorübergehend Hoffnung aufgekommen. Eine die Arbeits- und Aufenthaltssituation verbessernde Gesetzgebung der Millionen illegal im Nachbarland Lebenden schien nahe. Jetzt müssen Mexiko, aber auch die mittelamerikanischen Staaten, zähneknirschend zusehen, wie Washington die Abwehrmaßnahmen an seiner Südgrenze weiter verschärft. Ob Senat und Repräsentantenhaus sich tatsächlich auf ein lockeres Migrations- und Arbeitsrecht verständigen, ist dagegen längst nicht garantiert.Mexikos von Vicente Fox angeführte Regierung steht aufgrund ihres Verhaltens unter harscher Kritik der Opposition. Verschiedene Kabinettsmitglieder leugneten den Militarisierungscharakter der Bush-Initiative und bezeichneten sie als „Teil der Lösung“. Vom oppositionellen Präsidentschaftskandidaten Andrés Manuel López Obrador wurde Fox, der selber drei Tage lang sprachlos blieb, daraufhin als „Marionette der USA“ kritisiert. Generell wird dem amtierenden Präsidenten vorgeworfen, wenig standhaft gegenüber dem großen Nachbarn zu sein. Zu oft, meinen Gegner und politische Beobachter, habe er falschen Versprechungen der Washingtoner Regierung glauben wollen. Oder er sei einfach vor deren Forderungen und Interessen eingeknickt. Bei Beginn seiner Amtszeit vor fünfeinhalb Jahren kündigte Fox ein kurz bevorstehendes umfassendes Migrationsabkommen mit den USA an. Nach wie vor will er sich von diesem Trugbild nicht trennen.Nachdem der US-Senat mit dem Mauerbauvorschlag nachlegte, der zudem auf weiteren 800 Grenzkilometern Straßensperren vorsieht, rang sich das mexikanische Außenministerium zu einer von den mittelamerikanischen Regierungen unterstützen diplomatischen Note durch, in der „Besorgnis“ über die jüngsten Entscheidungen ausgedrückt wird. Vicente Fox bat in der Grenzstadt Tijuana „die von gegenüber“ um Respekt vor Mexiko und der Würde seiner Bürger. „Sie sollen uns nicht als geringer wertig ansehen.“ Wie dieser Respekt aussieht, verdeutlichte US-Außenamtssprecher Sean McCormack Ende der Woche: „Ich habe eine Note vorliegen, aber wir hatten noch keine Gelegenheit, sie zu studieren und darauf zu reagieren.“ Und weiter: „Wir teilen eine gemeinsame Grenze. Wir sind gute Freunde.“ Ab dem morgigen Dienstag (23. Mai) wird Präsident Fox drei US-Bundesstaaten besuchen. Eine gute Gelegenheit, die Freundschaft zu vertiefen.

MEXIKOPepsi statt CocaVon Gerold Schmidt(Mexiko-Stadt,

17. Mai 2006, na-poonal).- Auf Druck der Vereinigten Staaten sindGesetzesreformen in Mexiko gescheitert, die darauf abzielten, Drogenkonsumenten von kleine Drogenhändlern zu unterscheiden. Konsumenten sollte das Mitführen von geringen Mengen erlaubt werden, um sie von der permanenten Drohung mit Haftstrafen zu befreien. Deshalb hatte die Regierung am 2. Mai erklärt, dass im April vom Kongress verabschiedete Gesetze entsprechend abgeändert werden müssten. Doch zwei Tage später kündigte Präsident Vicente Fox Veto gegen diese Reformen an.Die Kehrtwende wurzelt in der von mehreren US-amerikanischen Behörden geäußerten Besorgnis, die neuen Gesetze würden die Toleranz gegenüber dem Drogenkonsum ausweiten. Die Reformen bezogen sich auf Gesetzesparagraphen aus dem Bereich des Gesundheitswesens und des Strafrechts. Sie haben zum Ziel, der örtlichen Polizei der Bundesstaaten und Gemeinden zu ermöglichen, gegen kleine Drogenhändler vorzugehen. Die zur Zeit gültige Gesetzgebung schreibt vor, dass nur die der Zentralregierung unterstellte Bundespolizei dazu berechtigt ist.Ebenfalls wurde im Rahmen der Reformen vereinbart, dass Tablettensüchtigen und Drogenkonsumenten erlaubt sei, bis zu fünf Gramm Marihuana oder Opium sowie bis zu 25 Milligramm Heroin und bis zu 500 Milligramm Kokain bei sich zu haben. Außerdem wurde der Besitz kleinerer Dosen von Drogen wie LSD oder Halluzinationen hervorrufenden Pilzen, Amphetaminen und Peyote (ein Kaktus, der Halluzinationen auslösen kann) für den persönlichen Verbrauch legalisiert. Nach Ankündigung des Vetos werden die Gesetzgeber erneut über die Reformen debattieren und abstimmen müssen.

GUATEMALAIndigene: keine Fortschritte(Guatemala-Stadt,

Aires, 18. Mai 2006, púlsar).- Bewohner des honduranischenBezirkes
San Antonio marschierten bis zum Regierungssitz, um gegen die Errichtung des Staudammes El Tigre an der Grenze zu El Salvador zu protestieren. Die Demonstranten gaben zu verstehen, dass sie „bis zu letzten Konsequenz gehen“ würden, um auf ihren Ländereien bleiben zu können.“Hier sind wir geboren, aufgewachsen und hier werden wir sterben. Niemand wird uns lebend von hier wegbringen – nur tot“, war auf einem der Spruchbänder zu lesen. Nach Angaben von Studien müssten wegen der Überflutung, die der Betrieb des Dammes bewirkt, mehr als 20.000 Personen aus der Zone umgesiedelt werden.Im Zuge der Protestaktion kam es zu einer Unterredung zwischen einer Gruppe von Teilnehmern und dem Zuständigen für das Projekt Jacobo Regalado. Dieser versicherte, dass die Ergebnisse laufender Studien, die die Vorraussetzungen für eine Errichtung des Werkes untersuchen, abgewartet werden würden.

NICARAGUAPolizei unterdrückt Studentenproteste(Buenos

José, 22. Mai 2006, voces nuestras).- Ende vergangener Wocheforderte Costa Ricas neuer Außenminister Bruno Stagno (PLN) gegenüber Vertretern der US-Botschaft, sein Land endlich von der Liste der „Allianz der Willigen“ zu streichen, welche die Besatzung des Irak unterstützen. Der vor 14 Tagen aus dem Amt geschiedene Präsident Abel Pacheco (PUSC) hatte sich im März 2003 an die Seite der kriegstreibenden Staaten gestellt.Bereits im September 2004 hatte aber das costaricanische Verfassungsgericht festgestellt, dass diese Entscheidung der verfassungsmäßigen Neutralität Costa Ricas widerspreche und die Unterstützung für den Irak-Krieg deshalb zurückgezogen werden müsse. „Wir fordern das Weisse Haus auf, Costa Rica endlich von der Liste zu streichen, die immer noch im Internet publiziert wird“, forderte Stagno.Im Wahlkampf hatte der frischgewählte Präsident und Friedensnobelpreisträger Oscar Arias (PLN) die Pro-Irak-Krieg-Politik seines Vorgängers scharf kritisiert. Dessen Unterstützung für die „Allianz der Willigen“ war indes nur moralisch gewesen, denn 1948 hat Costa Rica sein Militär abgeschafft.

PUERTO RICOLösung der Finanzkrise in Sicht(Lima,

Aires, 17. Mai 2006, púlsar-poonal).- Die kolumbianische Polizeihat eine Protestaktion von Indígenas und Bauern gegen das Freihandelsabkommen mit den Vereinigten Staaten (TLC) und die Wiederwahl von Präsident Uribe gewaltsam beendet. Die Demonstranten hatten die Panamericana, eine der wichtigsten Verbindungsstraßen des Landes, blockiert. Nach Angaben der Regionalbehörden des Departements Cauca gegenüber der kolumbianischen Presse ist bei der Räumung der 37-jährige Indígena Pedro Poscué zu Tode gekommen. Es habe 50 Verletzte und 30 Verhaftete gegeben, 15 Autos seien in Brand gesteckt worden.Die gewaltsame Räumung durch die Polizei hat sich zwei Tage nach Beginn der Blockaden im Landkreis Piendamó zugetragen. „Die Lage hier ist kritisch, die Sicherheitsbehörden gehen weiterhin gegen die Menschen vor. Wir sind offen für den Dialog, aber es erscheint kein Regierungsvertreter, um mit uns zu reden“, erklärte ein Sprecher der Indígenas.Die Proteste erfolgten im Rahmen eines so genannten landesweiten mobilen Gipfeltreffens (Cumbre Nacional Itinerante con Movilización y Acciones Sectoriales), an dem mehr als 15.000 Indígenas und Angehörige sozialer Organisationen teilnahmen. Lokalen Medien zufolge seien 15.000 Campesinos an den Protesten beteiligt gewesen. Dennoch sprachen die Behörden vor der gewaltsamen Räumung, bei der mindestens ein Campesino getötet wurde, von Verbindungen der Demonstranten zu den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia).

ECUADORVertrag mit Erdölkonzern OXY gekündigtVon Eduardo Tamayo G.(Quito,

18. Mai 2006, adital-poonal).- Rund 20.000 paraguayische Bauern sindseit dem 17. Mai auf den Straßen des Landes und besetzen die Regionalsitze der Verwaltung für Agraranbau DEAG (Dirección de Extensión Agraria). Sie fordern, dass die Regierung von Nicanor Duarte Frutos ein Abkommen erfüllt, das vor drei Monaten mit der landesweiten Bauernföderation FNC (Federación Nacional Campesina) geschlossen worden ist. Zudem klagen sie ein, dass die Unterstützung für Insektizide, Wiederaufbereitung des Bodens und Kredite für den Produktionssektor bezahlt werden. Diese finanzielle Kompensierung für die Ernteverluste war den Bauern in einem von beiden Seiten unterschriebenen Dokument zugesichert worden.Bis der Vertrag erfüllt werde, wollen die Bauern zusätzlich zu der Besetzung von DEAG-Stellen Straßenblockaden durchführen. Die Regierung schlug vor, an diesem Wochenende mit den Zahlungen in den Regionen Concepción, San Pedro, Caaguazú und Caazapá zu beginnen. Die FNC erklärte jedoch gegenüber der paraguayischen Presse, dass sie nicht damit einverstanden sei, dass die Zahlungen nur in vier Regionen erfolgen würden. Deswegen würden die Demonstrationen fortgesetzt werden. Die Organisation hofft, dass die Regierung die Kompensation anstatt in vielen kleinen Schritten im ganzen Land zur gleichen Zeit bezahlt.Die Straßenblockaden und die Besetzung des Agrarministeriums werden also fortgesetzt. Diese Maßnahmen bilden für die Bauern die einzige Möglichkeit, die Gleichgültigkeit und Unwirksamkeit der Regierung aufzudecken. Entgegen den Forderungen der Demonstranten, die seit Tagen auf die Zahlungen warten, sagte die Regierung, dass erst ab 23. Mai damit zu rechnen sei.Bis die Versprechen eingelöst werden, beabsichtigen die Bauern, die Mobilisierungen auf unbegrenzte Zeit fortzusetzen. Nach Informationen der paraguayischen Presse verfügt die Exekutive über fünf Millionen Dollar, die sie den von Dürre und Plagen betroffenen Erzeugern übergeben könnte. Die Regierung hatte angeboten, den Baumwollanbauern, deren Ernte trotz Kauf von Insektiziden geschädigt wurde, das Geld zu geben.

BRASILIENGeneral Motors entlässt über 1.000 Arbeiter(Buenos

16. Mai 2006, adital-poonal).- Die Meinungsforschungsinstitute Ethosund Ibope fertigten eine Studie zur Beschäftigung in den 500 größten brasilianischen Unternehmen an. Dabei wurden vor allem Geschlecht und Ethnie untersucht. Das Ergebnis: Nur 3,4 Prozent der Führungskräfte dieser Unternehmen sind Menschen afrikanischer Herkunft. Der Großteil der Manager sind Weiße (94,4 Prozent) und den restlichen Anteil stellen Asiaten (2,2 Prozent). Es sind keine Personen indigener Herkunft in den Führungsetagen vertreten.Obwohl sich 48 Prozent (87,4 Millionen) der Brasilianer und Brasilianerinnen selbst als Schwarze bezeichnen und sie 47 Prozent der arbeitenden Bevölkerung ausmachen, spiegelt sich diese Zahl nicht in allen Beschäftigungsebenen wieder. Je höher die Ränge in einem Unternehmen sind, desto seltener werden sie von Schwarzen besetzt. Neun Prozent Schwarzen in der Unternehmungsführung stehen 89 Prozent weiße Angestellte gegenüber.Das Ungleichgewicht ist noch größer, wenn es um schwarze Frauen geht. Sie besetzen nur 8,2 Prozent der Führungsjobs in den Unternehmen. In der Studie heißt es, „dass es mehr Frauen asiatischer Herkunft (2,7 Prozent) in Führungspositionen als afrikanischer Herkunft (0,6 Prozent) gibt. Das Gleiche gilt auch für die Direktion. Frauen asiatischer und afrikanischer Herkunft stellen zusammen 1,6 Prozent der Direktorinnen.“Aufsichtsposten werden zu 13,5 Prozent von Schwarzen, 2,3 Prozent von Asiaten, 0,1 Prozent von Indígenas und 84,01 von Prozent Weißen beset
zt. Der Anteil der Menschen afrikanischer Herkunft in wichtigen Positionen stieg im Jahr 2005 gegenüber dem Jahr 2003 von 23,4 Prozent auf 26,4 Prozent. Der Anteil der Asiaten beträgt 4,2 Prozent, der Indígenas 0,7 Prozent und der Weißen 68,7 Prozent. Auch wenn der Anteil der Schwarzen einen positiven Trend bei beiden Geschlechtern aufweist, wird in der Studie jedoch davor gewarnt, „voreilige Schlüsse zu ziehen. Die Tendenz des Wachstums sei noch nicht wie gewünscht am obersten Ende der Skala angelangt.“Genau wie mit der schwarzen Bevölkerung Brasilien verhält es sich mit den Brasilianerinnen. Von der gesamten Bevölkerung sind 51,3 Prozent Frauen, sie stellen 42,7 Prozent der arbeitenden Bevölkerung, doch nur 10,6 Prozent von ihnen arbeitet in führenden Positionen.

URUGUAYEx-Generäle übernehmen Verantwortung für Menschenrechtsverbrechen(Buenos

Aires, 17. Mai 2006, na-poonal).- Mehr als 80 Prozent derargentinischen Bevölkerung begrüßten die Entscheidung der Regierung von Néstor Kirchner, die Wasser- und Abwasserversorgung erneut zu verstaatlichen, nachdem diese mehr als ein Jahrzehnt vom französischen Konzernriesen Suez betrieben worden waren. Mit der Ankündigung verliert Suez, das zweitgrößte Wasserversorgungsunternehmen der Welt, seine letzte der vier im Jahre 1992 durch die damalige Regierung unter Carlos Menem (1989-99) erteilten Konzessionen zum Betreiben der Wasserversorgung für die elf Millionen Einwohner und Einwohnerinnen in der Hauptstadt Buenos Aires sowie in den 17 umgebenden Bezirken. Der Planungsminister Julio de Vido begründet die Rücknahme der Konzession mit den „schwerwiegenden“ Verstößen gegen vertragliche Abmachungen, der Nichteinhaltung von Investitionsversprechen und den „enorm hohen Nitratkonzentrationen im Trinkwasser“.„Die Tatsache, dass nur 13 Jahre nach der Privatisierung sich 83,4 Prozent der Bevölkerung über schlechtere Qualität und eine Verteuerung der erbrachten Dienste beschweren und das beauftragte Unternehmen keinen soliden Eindruck dabei erweckt, die regelmäßige Wasserversorgung gewährleisten zu können, ist ein deutliches Zeichen“, sagte der Soziologe Enrique Zuleta Puceiro, Direktor von Opinión Pública, Servicios y Mercados (OPSM), einer der angesehensten privaten Consulting-Firmen im Land. Das Bild des korrupten oder ineffizienten Staates sei verschwunden. Stattdessen werde der Staat nunmehr als Rettungsanker angesehen, von dem erwartet wird, diese grundlegende Dienstleistung zu erbringen, ohne sich deswegen in Nationalismus zu ergehen oder die Rückkehr zum starken Staat zu fordern“, sagte er weiter.„Die schlechte Wasserqualität des französischen Betreibers bescherte uns ein enormes sanitäres Problem“, sagte der Gesundheitsminister Ginés González García. Der staatlichen Einrichtung Ente Nacional de Obras Hídricas de Saneamiento zufolge stieg die Zahl von Kindern, die sich zwischen Dezember 1992 (kurz vor der Privatisierung) und Dezember 2005 mit Diarrhöe ansteckten, um immerhin 75 Prozent.García erklärte, dass dies zu Mehrkosten von 122 Millionen US-Dollar für den Staat geführt habe, da sich die Zahl der Krankheitsfälle, die sich über das Wasserversorgungssystem angesteckt haben, ebenfalls erhöht habe. Die Behandlung der Kinderdiarrhöe habe 25 Millionen US-Dollar verschlungen, Hepatitisfälle 33 Millionen US-Dollar, die verschiedenen Krankheiten im Zusammenhang mit der Verdauung zwölf Millionen US-Dollar, die Krankheiten der inneren Organe 13 Millionen US-Dollar und die verschiedenen Formen des Parasitenbefalls 39 Millionen US-Dollar.Gleichzeitig zur Ankündigung zur Wiederverstaatlichung der Wasserversorgung gründete die Regierung die Aktiengesellschaft Aguas y Saneamiento Argentinos (AySA). 90 Prozent der Aktien verbleiben im Staatsbesitz, die restlichen zehn Prozent gehen mittels des so genannten „Programms zum Geteilten Besitz“ PPP (Programa de Propiedad Participada) an die Angestellten. Dieses Programm findet bei allen wiederverstaatlichten Unternehmen Anwendung, die im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts privatisiert worden waren.Obwohl sich Kirchner bei seiner Amtseinführung am 25. Mai 2003 nicht ausdrücklich für einer Wiederverstaatlichung der Versorgungsdienste ausgesprochen hatte, bleibt dennoch festzuhalten, dass mit der Beendigung des Vertrages mit Suez mittlerweile vier Unternehmen wieder in den Staatsbesitz übergegangen sind. Vor der Wasserversorgung betraf dies bereits die Post 2003, die mit der Rundfunkkontrolle beauftragte Behörde Anfang 2004 und im selben Jahr die Bahnstrecke San Martín, die Buenos Aires mit der Ortschaft Pilar verbindet.„Die Regierung betreibt keine Verstaatlichungspolitik“, erklärte Minister De Vido. Tatsächlich wurden die betroffenen Bereiche erst nach wiederholten Verstößen gegen die geschlossenen Verträge, insbesondere bei Nichteinhaltung versprochener Investitionsvorhaben, oder bei Verstößen gegen die Zahlungsvereinbarungen verstaatlicht. Zuweilen traten beide Fälle auf.

LATEINAMERIKA„Ganz Paraguay verwandelte sich in eine Art Militärbasis“Geostrategische Punkte und Militarisierung in LateinamerikaInterview mit Ana Esther CeceñaVon Birgit Marzinka(Berlin,

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