Paraguayische Kleinbauern wehren sich gegen Gensoja

(Lima, 09. Oktober 2008, noticias aliadas).- Am 1. Oktober haben etwa 120 Bauern aus dem Departement San Pedro, 340 Kilometer nördlich von Paraguays Hauptstadt Asunción, 600 Hektar Agrarfläche besetzt, die zwei brasilianischen Großgrundbesitzern gehört. Ziel der Besetzung sei es, so die Bauern, den von den Eigentümern geplanten Anbau von genverändertem Soja zu verhindern. Stattdessen begannen die Kleinbauern auf den Feldern mit der Aussaat von Sesam und Maniok. Mit den Besetzungen wird Paraguays neuer Präsident Fernando Lugo unter Druck gesetzt, mit der Umsetzung der von ihm versprochenen Landreform zu beginnen.

Der Journalist Cristino Peralta, als Korrespondent der paraguayischen Tageszeitung ABC Color in San Pedro tätig, berichtete, dass die Anbauflächen, bisher im Besitz der Großgrundbesitzer Pablo Velilla y Felipe Soloshinsky, für die Produktion von aus Gensoja hergestelltem Pflanzenöl benutzt werden sollten. „Als die paraguayischen Kleinbauern aus der Umgebung davon erfuhren, errichteten sie umgehend auf dem Land bescheidene Unterkünfte und begannen damit, Sesam und Maniocasamen auf den betroffenen Feldern auszustreuen.“

Peralta erläuterte, es habe im Anschluß an die Besetzung kein staatliches bzw. polizeiliches Eingreifen gegeben. „Der Anführer der Bauern, Florencio Martìnez, hat erklärt, dass diese Besetzung der Anfang sei, um paraguayisches Staatgebiet, dass sich im Besitz ausländischer Großgrundbesitzer befindet, zurück zu gewinnen. Außerdem forderte er die bisherigen Eigentümer dazu auf, endgültig vom Anbau des Gensojas Abstand zu nehmen.“

San Pedro gilt als die fruchtbarste Region in ganz Paraguay. Dennoch ist das Department das ärmste des Landes. In San Pedro hat Fernando Lugo, seit zwei Monaten Präsident Paraguays, rund zehn Jahre lang als Bischof gearbeitet.

Paraguay ist das Land Lateinamerikas mit der größten Konzentration von Landbesitz in den Händen einiger weniger. Während die große Mehrheit der bäuerlichen Bevölkerung kaum oder gar kein Land besitzt, gehören lediglich 351 Großgrundbesitzer*innen 9,7 Millionen Hektar Land. Informationen verschiedener Nichregierungsorganisationen zufolge leiden mehr als 350.000 bäuerliche Familien darunter, kein oder nur unzureichend Land zu besitzen.

Die Kleinbauern, die planen, weiteres Land brasilianischer Eigentümer*innen zu besetzen, erklärten, dass ihre Aktion mit der bisherigen Untätigkeit der Regierung in Zusammenhang stünde, eine grundlegende Landreform auf den Weg zu bringen. Paraguayische Kleinbauern protestieren bereits seit längerem gegen die Ausbreitung der Gensoja-Plantagen im Land sowie den damit zusammenhängenden uneingeschränkten Einsatz von chemikanlischen Pflanzenschutzmitteln.

Präsident Lugo hatte die Kleinbauern Paraguays nach seinem Amtsantritt am 15. August um eine Frist von 100 Tagen, bis zum 22. November, gebeten, um eine ausreichende Finanzierung der geplanten Landreform sicherzustellen.

Bauernaktivist Elvio Benítez warf der Regierung vor, keine Lösung für Tausende von Paraguayer*innen zu liefern, die kein Land besäßen. „Auf der anderen Seite breitet sich brasilianischer Besitz immer weiter aus. Ihr Anbau von genverändertem Soja zerstört unsere Wälder und lässt die Erde vertrocknen. Die angewendeten Pflanzenschutzmittel sind eine gesundheitliche Gefahr für die umliegende Bevölkerung. Uns bleibt daher keine andere Möglichkeit, als den brasilianischen Großgrundbesitz zu besetzen.“

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