III. Amerikanisches Sozialforum wendet sich gegen offenen Tagebau in Zentralamerika

von Darius Ossami, Guatemala-Stadt

(Berlin, 16. Oktober 2008, npl).- Die Maya haben eine lange Geschichte der Ausbeutung und Unterdrückung hinter sich. Während der Kolonialisierung raubten die Spanier in ihren Siedlungsgebieten Gold und Silber und alles, was sie finden konnten. Später kam die industrielle Revolution und brachte den extensiven Kaffeeanbau mit sich. So verloren die Maya einen Grossteil des Landes, das sie als das ihre ansehen. Trotz dieser finsteren Geschichte kämpfen sie weiter für ein Leben in Würde. Doch drohen ihnen neue Gefahren. Nachdem der Bürgerkrieg in Guatemala vorbei ist, interessieren sich transnationale Konzerne nun für die im Land vermuteten Bodenschätze. Darüber sagt Dolores Sales, Aktivistin der nationalen indigenen und bäuerlichen Organisation Conic: „Jetzt kommen, mit der Lebensmittel- und der Energiekrise, wieder die transnationalen Unternehmen und wollen uns das letzte Land nehmen, das uns noch geblieben ist. Sie nehmen uns die Berge weg. In Guatemala haben 80% der Bevölkerung nur Zugriff auf 2% des nutzbaren Landes.“

Da die Preise für Bodenschätze steigen, winkt ein lukratives Geschäft. So war der offene Tagebergbau auch ein großes Thema auf dem III. Amerikanischen Sozialforum. Teilnehmer*innen aus so verschiedenen Ländern wie Peru, Guatemala, Kolumbien und den USA stellten fest, dass die Bergbauindustrie überall ähnlich vorgeht. Einer, dessen Gemeinde von Bergbau betroffen ist, beschrieb es so: „Sie vertreiben Gemeinden, trocknen Flüsse aus, vergiften die Umwelt. Und sie haben die Gemeinden auch schon gespalten. Sie haben 10 Leute auf ihre Seite gezogen, während alle anderen nicht damit einverstanden waren. Also, wenn ihr Fortschritt so aussieht, dass er auslöscht, dass er spaltet und korrumpiert, dann wollen wir diesen Fortschritt nicht. Wir haben das ja schon alles erlebt. Aus anderen Ländern gibt es Aussagen, dass es neue Krankheiten gibt, die von den verwendeten Chemikalien hervorgerufen worden sind, und die man nicht heilen kann. Einen solchen Fortschritt werden wir nicht zulassen.“

Tatsächlich werden Umweltauflagen meist kaum oder gar nicht eingehalten. In Ländern wie Guatemala läuft die Vergabe von Schürflizenzen meist über persönliche Kontakte. Die letzte Regierung unter Óscar Berger vergab 480 Lizenzen. Die Menschen, die auf den Gebieten leben, wurden nicht konsultiert, obwohl die Regierung eigentlich dazu verpflichtet wäre. Die Konzerne versprechen den Leuten Wohlstand und Fortschritt und bieten Verhandlungen an. Doch dieser Fortschritt nützt nur wenigen. Dafür zerstört er die Leben vieler. Denn der Bergbau, sagt Dolores Sales, vergiftet den Boden und das Wasser durch die Chemikalien, die verwendet werden. So werden die dort lebenden Menschen ihrer Lebensgrundlage beraubt. „Sie sagen, wir wollen keinen Fortschritt. Aber wir wollen nicht ihren Fortschritt. Wenn sie von Verhandlungen sprechen, gibt es keine Verhandlungen: es gibt Zwang. Sie sagen, wir bauen für euch Straßen und Schulen, wir forsten auf.“

Das tun die Konzerne in der Tag. Sie bauen Straßen, die sie selbst benötigen. Sie forsten mit Eukalyptus auf, der viel Wasser verbraucht und die anderen Bäume verdrängt. Selbst wenn die Konzerne tatsächlich die Infrastruktur verbessern und die Gemeinden umfassender informieren würden, käme eine Zustimmung zum Bergbau für Menschen wie Dolores Sales nicht in Frage. Denn dieser Fortschritt kam bislang nur einer Elite zugute. Die indigenen Völker sähen nichts davon, sagt sie. Aber selbst, wenn sie etwas abbekommen würden, wären sie dagegen. Denn die Maya mit ihrer Jahrtausende alten Tradition wollen mit der Natur im Einklang leben. Mittlerweile bekommen die betroffenen Gemeinden auch von höchster katholischer Stelle Rückendeckung. Guatemalas Erzbischof fand in diesen Tagen ungewöhnlich deutliche Worte gegen den Tagebau und forderte ein Verbot solcher Aktivitäten. Und so ist das Schlusswort von Dolores Sales ein Appell: „Wir rufen die Menschheit, alle Völker, dazu auf, die Erde zu retten. Wir können nicht weiter den Planeten vergiften. Ich rufe alle bewussten Menschen dazu auf, denn für uns Maya ist das Leben heilig.“

Hinweis der Redaktion: Zu diesem Text ist unter www.npla.de/onda/index.php auch ein Radiobeitrag abrufbar.

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Die Maya haben eine lange Geschichte der Ausbeutung und Unterdrückung hinter sich. Während der Kolonialisierung raubten die Spanier Gold und Silber und alles, was sie finden konnten. Später kam die industrielle Revolution und brachte extensiven Kaffeeanbau mit sich. Die Maya verloren einen Grossteil des Landes, das sie als das Ihre ansehen. Trotz dieser finsteren Geschichte kämpfen sie weiter für ein Leben in Würde. Doch es drohen neue Gefahren. Nachdem der Bürgerkrieg in Guatemala vorbei ist, interessieren sich transnationale Konzerne nun für die vermuteten Bodenschätze im Land. Wir sprachen mit Dolores Sales, Aktivistin des nationalen indigenen und bäuerlichen Organisation Conic…

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