Hohe Waldbrandgefahr in mehreren Bundesstaaten

(São Paulo, 1. Juli 2021, telesur/brasil de fato).- Das brasilianische Institut für Weltraumforschung Inpe (Instituto Nacional de Pesquisas Espaciais) warnt, dass schon sehr bald die Waldbrandgefahr in den südbrasilianischen Bundesstaaten Mato Grosso und Mato Grosso do Sul steigen könnte. Dort liegt mit dem Pantanal das größte Binnenland-Feuchtgebiet der Erde, das bereits im vergangenen Jahr durch Waldbrände zu 30 Prozent zerstört worden ist.

Satellitenbilder des Inpe zeigen, dass in mehr als der Hälfte der beiden Bundesstaaten eine hohen bis kritische Waldbrandgefahr besteht. Zugleich warnt die brasilianische Klima-Beobachtungsstelle, ein Dachverband mehrerer Umweltschutzorganisationen, dass sich verheerende Waldbrände wie 2020 wiederholen könnten.

„Letztes Jahr war die Dürre schlimmer als normal“, warnte Suely Araújo, ehemalige Vorsitzende der brasilianischen Umweltbehörde Ibama. „Die Trockenzeit begann früher und die Temperaturen waren ziemlich hoch. Das wiederholt sich auch in diesem Jahr. Tatsächlich haben die Regenfälle in diesem Jahr sogar schon früher aufgehört, bereits im April“, betonte sie.

Wettlauf gegen die Zeit

Im Vergleich zum Vormonat zeige der Dürreindex für den Monat Mai „eine anhaltende Dürre in großen Teilen Brasiliens, sowie eine Zunahme der Dürre vor allem im Norden und Nordosten und in den mittleren und südlichen Bundesstaaten“, teilte das Ministerium für Wissenschaft, Technik und Innovationen mit. „Die Bundesstaaten Mato Grosso do Sul, São Paulo und Mato Grosso befinden sich klimatologisch in einer Dürreperiode, während der es keine nennenswerten Regenfälle gibt“, so das Ministerium weiter.

„Durch das Fehlen einer klaren Regierungsstrategie wird der eingeschlagene Weg des Scheiterns fortgesetzt, mit dem die Waldbrände und die Abholzung der vergangenen Jahre bekämpft werden sollen“, kritisierte die Klima-Beobachtungsstelle in einer Pressemitteilung. Sie wies zudem darauf hin, dass in der mittleren und südlichen Region Brasiliens die schlimmste Dürre seit 91 Jahren herrsche, was bereits Auswirkungen auf die Stauseen habe. „Im Mai wurde mit 1.391 Quadratkilometern zerstörten Waldes die höchste jemals in einem Monat gemessene Abholzung registriert“, so der Verband weiter.

Neben den Bundesstaaten Mato Grosso und Mato Grosso do Sul befindet sich auch das Amazonasgebiet in einer kritischen Situation. „Im Amazonasgebiet gehen das Feuer und die Abholzung Hand in Hand“, kritisierte der Generalsekretär der Klima-Beobachtungsstelle, Marcio Astrini. „Um dies zu bekämpfen, braucht man Entschlossenheit, strategisches Handeln und eine effektive Verbrechensbekämpfung. Leider wissen wir, dass die aktuelle Regierung nichts davon unternimmt. Im Gegenteil, Präsident Bolsonaro ist gegenwärtig der Hauptverantwortliche für die wachsende Zerstörung des größten Tropenwaldes der Erde“, so der Experte.

Die Antwort der Regierung

Am 29. Juni veröffentlichte die Regierung ein Dekret, das das Abbrennen von Wäldern in ganz Brasilien für 120 Tage verbietet. Aber der Text bringt mehrere Ausnahmen. Erlaubt sind kontrollierte Brände in Gebieten, die nicht im Amazonasgebiet und im Pantanal liegen und die „für landwirtschaftliche Praktiken unerlässlich“ sind und zuvor genehmigt wurden. Erlaubt ist auch der Einsatz von Feuer für Brandbekämpfungsmaßnahmen, die von öffentlichen Einrichtungen durchgeführt oder beaufsichtigt werden.

Im südlich gelegenen Pantanal hat die Landesregierung ebenfalls für 120 Tage jede Genehmigung von kontrollierten Bränden aufgehoben. Laut der Klima-Beobachtungsstelle wurden im Umweltministerium jedoch Gelder gestoppt, die für die Bekämpfung der Brände im Pantanal verwendet werden sollten.

Opposition zieht vor Oberstes Gericht

Angesichts der Gefahr einer neuen Tragödie haben die Oppositionsparteien beim Obersten Gerichtshof Klage eingereicht. Sie verlangen, dass die Regierungen der Bundesstaaten Mato Grosso und Mato Gross do Sul sowie die Bundesregierung innerhalb von 30 Tagen einen Präventionsplan vorlegen, mit dem neue Brände im Pantanal verhindert werden sollen.

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