Global Witness: 227 Umweltaktivist*innen 2020 ermordet

(Berlin, 17. September 2021, npla).- Weltweit wurden 2020 mehr als 200 Umweltaktivist*innen ermordet. Das berichtet die international tätige Menschenrechts- und Umweltschutzorganisation Global Witness in einer Mitte September veröffentlichten Studie. Die Zahl der Opfer übertreffe wieder einmal die vorangegangener Jahre und mache 2020 zum gefährlichsten Jahr für Umweltschützer*innen, heißt es in der „Last Line of Defence – Letzte Verteidigungslinie“ betitelten Studie weiter.

Lateinamerika verzeichnet drei Viertel der Morde

Laut Global Witness fanden die meisten Angriffe 2020 wieder in Lateinamerika statt. Dort waren auch drei Viertel der Mordopfer zu beklagen. Dabei nimmt Kolumbien den traurigen ersten Platz mit 65 getöteten Umweltschützer*innen ein, gefolgt von Mexiko mit 30 und Brasilien mit 20. Auch in Hinsicht auf die Zahl der Mordopfer im Verhältnis zur Bevölkerung liegt Lateinamerika ganz vorne. Jedoch ist diese in den beiden mittelamerikanischen Ländern Nicaragua und Honduras noch höher als in Kolumbien, das in der Studie an dritter Stelle aufgeführt wird.

Global Witness geht allerdings davon aus, dass die wahre Zahl von Angriffen und Mordopfern über den im Report genannten Zahlen liegt. In vielen der genannten Länder gibt es Einschränkungen der Pressefreiheit oder finden keine unabhängigen Untersuchungen von Angriffen auf Umweltschützer*innen statt. Auch liegen die Gemeinden, die sich gegen Landraub und Umweltzerstörung wehren, oft in Gebieten, in denen bewaffnete Konflikte ausgetragen werden.

Indigene Umweltschützer*innen besonders betroffen

Die meisten ermordeten Umweltschützer*innen hatten Waldgebiete gegen Abholzung für landwirtschaftliche und industrielle Nutzung verteidigt. Dabei waren indigene Waldschützer*innen besonders von den tödlichen Angriffen betroffen. Während der Anteil von Indigenen etwa fünf Prozent der Weltbevölkerung ausmacht, waren 30 Prozent der Mordopfer Indigene.

Abgesehen von ihrer Ermordung sind Verteidiger*innen der Umwelt einer Reihe von weiteren Angriffen ausgesetzt. Dazu zählen staatliche Überwachung, Kriminalisierung, Todesdrohungen und sexuelle Gewalt. Von letzterer sind in erster Linie Frauen betroffen, die mit einer doppelten Herausforderung konfrontiert sind. Neben dem Kampf um die Erhaltung ihrer Lebensgrundlagen müssen sie oft auch für das Recht kämpfen, gehört zu werden.

Global Witness fordert, Regierungen mehr in die Pflicht zu nehmen

Hinter den Angriffen stehen neben Großgrundbesitzern, nationalen und internationalen Unternehmen, kriminellen Organisationen und bewaffneten Gruppen auch Politiker*innen sowie staatliche Akteure. Global Witness fordert deshalb, Unternehmen und Regierungen für die Angriffe auf Umweltschützer*innen zur Verantwortung zu ziehen.

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