Gegen Genmais – Voranhörung des Permanenten Völkertribunals in Mexiko

von Gerold Schmidt*

(Berlin, 21. April 2013, npl).- Die seit Monaten stark zunehmenden Protestaktionen gegen mögliche Genehmigungen für die kommerzielle Aussaat von Genmais in Mexiko werden in der kommenden Woche durch eine Reihe weiterer Aktivitäten bereichert. Am 26. und 27. April findet in der Stadt Oaxaca im gleichnamigen Bundesstaat im Rahmen des Permanenten Völkertribunals (TPP), Kapitel Mexiko, die nationale Voranhörung (preaudiencia) über die Verunreinigung der einheimischen Sorten mit Genmais statt.

Berichte aus indigenen und kleinbäuerlichen Gemeinden

Mexiko gilt als Ursprungszentrum des Mais. Die Gewalt gegen Mais, Ernährungssouveränität und die Autonomie ist eines der sieben Themen, die das Tribunal in Mexiko behandelt (zum TPP siehe poonal 984).

Eingerahmt wird die Voranhörung im Süden Mexikos durch Aktionstage gegen Genmais in Mexiko-Stadt. In Oaxaca werden bis zu 1.000 Teilnehmer*innen aus Landgemeinden mehrerer Bundesstaaten erwartet. Vertreter*innen indigener und kleinbäuerlicher Gemeinden werden ihre konkreten Erfahrungen mit der Kontamination ihrer Landrassen durch Genmais vor einer hochkarätigen Jury vortragen.

Vandana Shiva und Pat Mooney unter den GutachterInnen

Unter den Gutachter*innen befinden sich unter anderem die Wissenschaftler*innen und Träger*innen des alternativen Nobelpreises Vandana Shiva aus Indien und Pat Mooney aus Kanada. Als Zeuge teilnehmen wird der Berkeley-Professor und Aktivist Ignacio Chapela. Chapela, mexikanischer Mikrobiologe, hatte 2001 die Verunreinigung mit Genmais in Bergregionen Oaxacas nachgewiesen. Damals galt noch ein Moratorium für Genmais in Mexiko. Seit 2009 ist der Versuchsanbau begrenzt erlaubt. Nach der Veröffentlichung seiner Ereignisse sah Chapela sich einer Verleumdungskampagne der multinationalen Gentechnikindustrie ausgesetzt, die fast das Ende seiner beruflichen Laufbahn bedeutete.

Mooney und Shiva werden als Vortragende an der Autonomen Nationaluniversität Mexikos (UNAM) auch an den Aktionstagen in der Hauptstadt teilnehmen. Ein Forum am 29. April und ein Protest vor dem Büro der Welternährungsorganisation FAO in Mexiko schließen die Aktionstage ab.

Für die Voranhörung und die übrigen Aktivitäten hat ein breites Bündnis ländlicher und städtischer Organisationen mobilisiert. Sie haben 2013 zum Jahr des Widerstandes gegen Genmais und für die Verteidigung des einheimischen Mais in Oaxaca und im gesamten mexikanischen Territorium erklärt.

Monsanto will auf mehr als 11 Mio. Hektar Genmais anbauen

2013 könnte tatsächlich ein entscheidendes Jahr sein. Bereits im September 2012 beantragten die Multis Monsanto, DuPont-Pioneer und Dow die Genehmigung für die kommerzielle Aussaat von Genmais auf über einer Million Hektar in den nördlichen Bundesstaaten Sinaloa und Tamaulipas. Über diese Anträge hat die seit dem 1. Dezember 2012 amtierende Regierung von Präsident Enrique Peña Nieto genauso wenig abschließend entschieden wie über drei erst vor wenigen Wochen gestellte Neuanträge. Der marktbeherrschende Konzern Monsanto möchte damit die Genehmigung für einen Genmais-Anbau auf einer Gesamtfläche von fast 12 Millionen Hektar in den Bundesstaaten Chihuahua, Coahuila und Durango erreichen.

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