Hurrikan Agatha verwüstet indigene Gemeinden in Oaxaca

(Oaxaca de Juárez, 3. Juni 2022, amerika21/poonal).- Erst Tage nachdem der Hurrikan „Agatha“ den mexikanischen Bundesstaat Oaxaca überquert hat, wird das ganze Ausmaß der Katrastrophe langsam sichtbar. Dutzende Gemeinden wurden am 30. Mai von der zerstörerischen Kraft des Sturms überrascht, mehrere Personen wurden von über die Ufer tretenden Flüssen mitgerissen oder unter Schlammlawinen begraben.

Die lokalen Behörden sprachen erst von acht Opfern, nachher von insgesamt 44 toten und vermissten Personen. Am 1. Juni korrigierte die Regierung von Oaxaca diese Zahlen nach unten und bestätigt neun Tote und vier Vermisste.

Die Schneise der Zerstörung beginnt am Küstenstreifen, wo der Hurrikan mit 169 Kilometern pro Stunde unweit des kleinen, alternativen Touristenorts Mazunte in der Gemeinde Santa María Tonameca auf Land traf. Auch im benachbarten San Pedro Pochutla deckten Windböen viele einfache Häuser ab und vernichteten Hab und Gut.

Die weitaus größere Gefahr ging jedoch von den gewaltigen Regenmengen aus. Im für seine Luxusressorts bekannten Huatulco wurden innerhalb weniger Stunden 240 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter gemessen, vier Menschen wurden von einem Fluss mitgerissen.

Dörfer zerstört, Stromverbindungen unterbrochen

In den schwer zugänglichen indigenen Gemeinden der bergigen Sierra Sur unweit des schmalen Küstenstreifens sind die Zerstörungen noch heftiger. In der verarmten, zapotekischen Mikrorregion Ozolotepec, 25 Kilometer nördlich von Huatulco gelegen, sind alle Dörfer mehr oder weniger zerstört, Straßen, Brücken und Stromverbindungen unterbrochen. Soziale Organisationen mit Präsenz in der Region rufen inzwischen zu Spenden auf.

Anschließend zog Hurrikan Agatha über Kuba und forderte dort bislang mindestens drei Menschenleben. Große Teile der Altstadt von Havanna stehen unter Wasser, mehrere Häuser wurden beschädigt. Tausende Menschen mussten evakuiert werden.

Dass das Ausmaß der Zerstörung nicht nur eine Folge der Naturgewalt ist, deuten inzwischen mehrere kritische Stimmen an. „Agatha” war seit Messbeginn schon der dritte Hurrikan, der im Monat Mai an der Pazifikküste auf Land traf, und mit Abstand der stärkste. Aufgrund der Klimaerwärmung entwickeln sich Unwettersysteme in den überaus warmen Meerestemperaturen immer schneller zu gefährlichen Hurrikans.

Klimakrise sorgt für gefährlichere Hurrikans

Hinzu kommen Versäumnisse der lokalen Regierung. Oaxaca hat zwar als einer der wenigen mexikanischen Bundesstaaten ein „Klimawandel-Gesetz”, in dem Präventions- und Adaptionsmaßnahmen ausführlich beschrieben sind, doch diese und auch die nationalen Bestimmungen werden kaum umgesetzt.

Der lokale Bevölkerungsschutz zeigt trotz der bekannten Vulnerabilität Oaxacas für Naturkatastrophen wenig Wirksamkeit. Gouverneur Alejandro Murat vertraute dieses Amt einem gefürchteten Parteigänger an: Der ehemalige PRI-Abgeordnete Oscar Valencia García war als Gemeindepräsident von San Agustín Loxicha dafür bekannt, dass er im Zuge der Aufstandsbekämpfung in der Sierra Sur die lokale Opposition verfolgte und paramilitärische Aktivitäten unterstützte, wie Oppositionspolitiker*innen bei dessen Amtsantritt erinnerten.

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