Paramilitärischer Angriff in Antioquia

(Bogotá, 5. Juni 2019, contagio radio).- Am 3. Juni sind bewaffnete und schwarz uniformierte Männer mit Booten in den Bezirk El Guaimaro nahe der Gemeinde Cáceres eingedrungen und haben vier Menschen erschossen, darunter einen Minderjährigen. Die Gemeinde Cáceres liegt in der Region Bajo Cauca, einem Teil des kolumbianischen Departments Antioquia. Der Angriff ist der jüngste in einer Serie von Attacken, denn seit einiger Zeit kämpfen die paramilitärischen Organisationen Caparrapos und der Golf-Clan (auch AGC – Autodefensas Gaitanistas de Colombia genannt) um die Kontrolle über den Bajo Cauca und die dortigen Drogenrouten, den informellen Bergbau und die Schutzgelderpressung. Die 312.000 Bewohner*innen geraten dabei immer wieder ins Visier der Kämpfe; über 68.000 von ihnen sind laut Opferregister anerkannte Opfer des bewaffneten Konflikts.

Zwar hat noch niemand die Verantwortung für den Angriff übernommen, doch Óscar Zapata, Mitglied der internationalen Plattform für Menschenrechtsorganisationen CCEEU (Coordinación Colombia Europa Estados Unidos), geht davon aus, dass die Aktion ein Vergeltungsangriff des Golf-Clans war, da der Bajo Cauca unter der Kontrolle der Caparros steht. Dabei werde auch die Bevölkerung angegriffen, die „wie immer zwischen die Fronten gerät und am Meisten darunter zu leiden hat“.

Kolumbianischer Staat ohne Kontrolle

Erst am 17. Mai erplodierte eine Granate in El Doce in der Gemeinde Tarazá; dabei starb eine Person, sieben weitere wurden verletzt. Zwar ist die Armee mit 4.500 Soldaten der Einheit Aquiles im Bajo Cauca und im Süden von Córdoba stationiert, zu denen die Gemeinden El Bagre, Nechí, Cáceres, Caucasia, Tarazá und Zaragoza gehören; doch „der Bajo Cauca ist praktisch unregierbar“, urteilt Zapata, denn dort „regiert nicht der Staat, sondern es bestimmen die paramilitärischen Kräfte, die um die Macht kämpfen.“

Nach offiziellen Angaben ist die Mordrate im Bajo Cauca vergangenen Jahr um 240 Prozent angestiegen. Zapata zeigte sich auch besorgt, weil Gemeindewahlen anstehen. Deshalb geht der Menschenrechtler davon aus, dass die rivalisierenden paramilitärischen Gruppen versuchen werden, ihnen genehme Funktionär*innen in die Rathäuser und Lokalregierungen zu bekommen.

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