Mord und Vertreibung im Chocó

(Bogotá, 7. Dezember 2020, colombia informa).- Am Morgen des 3. Dezember drang eine paramilitärische Einheit der Gaitanistischen Selbstverteidigungskräfte Kolumbiens AGC (Autodefensas Gaitanistas de Colombia) in das indigene Schutzgebiet Alto del Río Valle in der Gemeinde Bahía Solano im nordkolumbianischen Department Chocó ein. Sie zerrten den Anführer der indigenen Embera Dovida, Miguel Tapí Rito, aus seinem Haus und ermordeten ihn am Fluss. Nach der Tat flohen über 900 Indigene aus ihrem Dorf.

Miguel Tapí wurde 60 Jahre alt. Er fungierte als Gouverneur der indigenen Gemeinden El Brazo und Bacuru Purru, die im Schutzgebiet Alto del Río Valle leben. Nach der Tat jedoch verließen beide Gemeinden fluchtartig das Dorf und flohen in die Kreisstadt von El Valle in Bahía Solano.

Mit Miguel Tapí wurden bereits 17 Menschen in Bahía Solano ermordet. Der Runde Tisch der Indigenen Völker des Chocó beklagte diese Tat als Angriff auf Frieden, Autonomie und Selbstverwaltung der indigenen Gemeinden. Diese seien Transitrouten für illegale bewaffnete Gruppen für den Drogenhandel geworden.

Lokale Behörden haben die kolumbianische Regierung um Hilfe für die über 900 aus den Gemeinden vertriebenen Indigenen gebeten.

Anstieg der Gewalt

Laut dem Studienzentrum für Fortschritt und Frieden Indepaz (Instituto de Estudios para el Desarrollo y la Paz) sind mit Miguel Tapí in diesem Jahr in Kolumbien bereits 287 soziale Führungspersonen und Menschenrechtsverteidiger*innen ermordet worden.

Allein in der ersten Dezemberwoche wurden sechs solcher Morde registriert: Omar Bisbicús, indigener Anführer der Ortschaft La Esperanza in der Gemeinde Ricaurte (Department Nariño), starb am 1. Dezember; Guildon Solís Ambuila, soziale Führungsperson des Dorfes Munchique in der Gemeinde Buenos Aires (Cauca), am 5. Dezember; Juan Carlos Petins, angesehenes Mitglied der indigenen Gemeinde im Schutzgebiet Nega Cxhab-Belalcazar de Páez (Cauca), am 5. Dezember; Hernán Eduardo Pino Julicue, indigenes Gemeindemitglied des Schutzgebietes Huellas in der Gemeinde Caloto (Cauca), ebenfalls ermordet am 5. Dezember; Fernando Trochez Ulcué, Teilnehmender des Reintegrationsprozesses in Caldono (Cauca), ermordet am 6. Dezember; und Joaquín Antonio Ramírez, soziale Führungsperson aus Buenaventura und Mitglied eines lokalen Gemeinderates, ermordet am 6. Dezember.

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