Landesweites Treffen führender Aktivist*innen

(Bogotá, 25. Juli 2020, colombia informa).- Für die Woche vom 24. bis 31. Juli war in der Region Eje Cafetero ein einwöchiges Treffen führender kolumbianischer Aktivst*innen angesetzt. Ein Jahr lang hatten verschiedene soziale Organisationen in der Region Protestaktionen vorbereitet, um auf die Schikane, Drohungen und Attentate gegen politisches Engagement zu reagieren. Außerdem sollte der 26. Juli zum Nationalen Tag der führenden Aktivist*innen erklärt werden. In Pereira, Manizales, Armenia, Ibagué und einigen anderen Städten waren Aktivitäten sozialer Organisationen geplant.

Das Töten muss aufhören!

Dazu Yuliana Salazar Duque vom Komitee für die Verteidigung des Territoriums von Risaralda und Mitglied der Vorbereitungsgruppe: „Was wäre, wenn es dein Sohn oder deine Tochter, ein enger Freund, ein Familienmitglied, ein Cousin oder ein Bruder wäre, der getötet oder bedroht wird, oder du selbst? Dann wäre Gleichgültigkeit vermutlich keine Option mehr; dann müsstest du deine Stimme erheben gegen die Ausrottung. Das Töten muss aufhören.“

Die Lage führender zivilgesellschaftlicher Aktivist*innen und der ehemaligen Kämpfer*innen der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) ist nach wie vor ernst. Seit der Unterzeichnung des endgültigen Friedensabkommens zwischen der nationalen Regierung und der FARC wurden bislang 868 Anführer*innen sozialer Bewegungen und mehr als 200 Ex-FARC Kämpfer*innen getötet. Die Zahlen entstammen dem Bericht „ Alle Namen, alle Gesichter“, der von Organisationen wie Marcha Patriótica und dem Verband der Kleinbäuer*innen- und Indígena-Gruppen „Cumbre Agraria, Campesina, Étnica y Popular“ erstellt wurde.

Die Ermordungen dienen der Bestrafung von Anführer*innen sozialer Bewegungen und Ex-FARC Kämpfer*innen, die sich gegen Vertreibungen gewehrt und für Umweltthemen und die freiwillige Vernichtung von illegalen Anbaukulturen eingesetzt haben. Laut „Alle Namen, alle Gesichter“ sind 80% der im Jahr 2018 verübten Morde auf Konflikte um Land, Territorien und natürliche Ressourcen zurückzuführen. 17,69 % wurden im Zusammenhang mit Substitutionsabkommen oder erzwungener Vernichtung illegaler Anbaukulturen verübt. Von den 245 in diesem Jahr registrierten Fällen entfielen 44 auf indigene Gemeinden, 21 auf Gemeinden von Menschen mit afrikanischen Vorfahren. 40 Morde wurden im Zusammenhang mit Konflikten um die staatlich geförderte Substitution illegaler Anbaukulturen registriert; 140 Mordfälle wurden im Kontext bäuerlicher, ökologischer und kommunaler Konflikte verübt.

30,97% der Ermordeten waren Mitglieder einer Organisation des Verbands „Cumbre Agraria, Campesina, Étnica y Popular“ (Marcha Patriótica, Nationaler Verband kolumbianischer Indígenas ONIC, der Nationale Zusammenschluss afrokolumbianischer Gemeinden PCN – ANAFRO, der Kongress der Völker, der lebendigen Flüsse und der Bewegung für die Volksverfassung, Koalition der sozialen Bewegungen und Organisationen Kolumbiens COMOSOC)“. Über die Hälfte der Ermordeten waren Menschenrechtsaktivist*innen.

„Wir machen weiter!“

Auf diesem Hintergrund beschlossen verschiedene soziale Organisationen in Pereira im vergangenen Jahr, die führenden Aktivist*innen der sozialen Bewegungen Kolumbiens mit einer gemeinsamen Erinnerungsveranstaltung zu würdigen. Vom 21. bis 28. Juli gab es in der Hauptstadt des Departments Quindío eine Reihe von Veranstaltungen, um die Bevölkerung zu sensibilisieren und den Völkermord in Kolumbien anzuprangern.

„Wir machen weiter; auch in diesem Jahr werden wir unsere Stimme des Protests und der Empörung gegen die Drohungen, Schikanen und Morde an unseren führenden Aktivist*innen erheben. Vom 24. bis 31. Juli laden wir zu unserer diesjährigen Veranstaltungsreihe zu Ehren unserer sozialen Aktivist*innen ein“, hatte Yuliana Salazar Duque im Vorfeld erklärt.

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