Indigene der Awá-Gemeinde bei Kämpfen getötet und verschleppt

(Lima, 27. September 2020, Servindi/poonal).- Am frühen Morgen des 26. September drangen sogenannte illegale bewaffnete Gruppen in das indigene Reservat Inda Sabaleta in der Hafenstadt Tumaco im Bundesstaat Nariño im Südwesten Kolumbiens ein. Sie töteten fünf, verletzten zwei und verschleppten 40 Mitglieder der dort ansässigen indigenen Awá-Gemeinde.

Die Nationale Indigene Organisation Kolumbiens (ONIC), in der die indigenen Bevölkerungsgruppen Kolumbiens organisiert sind, sprach in einer Twitternachricht von einer sehr ernsten und bedrohlichen Situation im Gebiet der Awá. Das Anwaltskollektiv José Alvear Restrepo (CAJAR), eine Nichtregierungsorganisation zur Verteidigung der Menschenrechte, erklärte in einer Pressemitteilung, dass es Kämpfe zwischen der bewaffneten Gruppe Los Contadores und der bewaffneten Oliver Sinisterra-Front (Frente Oliver Sinisterra) um das Gebiet des Reservats in Tumaco gegeben habe.

Über den Verbleib der 40 verschleppten Zivilist*innen ist noch nichts bekannt

Die Hafenstadt Tumaco grenzt an den Pazifik und liegt im Bundesstaat Nariño, an der Grenze zu Ecuador. Organisierte kriminelle Banden, paramilitärische Gruppierungen, Gruppen der Guerrilla und Guerrilla-Dissidenten kämpfen in der Region um die Kontrolle über den Drogenhandel und Schmuggelrouten.

Nach Berichten von Mitgliedern der Awá-Gemeinde waren die Leichname des Massakers im Reservat Inda Sabaleta bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht obduziert und die Verletzten noch nicht behandelt worden. Zeug*innen sagten aus, dass die Oliver Sinisterra-Front mindestens 40 Indigene festhalte, darunter Minderjährige, Jugendliche und Frauen. Nach der Presseerklärung von CAJAR heißt es zudem, die von der bewaffneten Gruppe festgehaltenen Personen seien wehrlose Zivilist*innen, die im Reservat lebten. Ihr Verbleib sei unbekannt.

NGO appelliert an nationale und internationale Stellen

Die Menschenrechtsorganisation forderte den kolumbianischen Präsidenten Iván Duque sowie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, das Hohe Kommissariat für Menschenrechte der Vereinten Nationen, den Ombudsmann Carlos Camargo und den Generalstaatsanwalt Fernando Carrillo dazu auf, dringend notwendige Maßnahmen zum Schutz der Menschenrechte der indigenen Gemeinschaft zu ergreifen. Deutlich wies sie darauf hin, dass die indigene Bevölkerung aus Angst vor neuen und bereits angekündigten Konfrontationen der bewaffneten Gruppen aus ihren Gebieten flüchtete. Schon am Tag der Morde habe es Drohungen gegen junge Menschen aus dem Reservat Inda Guacaray in Tumcaco gegeben, das an das Gebiet Inda Sabaleta angrenzt und in dem ebenfalls Mitglieder der indigenen Awá-Gemeinschaft lebten.

Die Gewalt in Kolumbien steigt immer weiter an. Derzeit wird das Land von einer Serie an Massakern erschüttert, die nach Einschätzung der Vereinten Nationen von Drogenbanden und bewaffneten Gruppen verübt werden. Erst am 22. August waren in Tumaco sechs Jugendliche getötet worden, zwei sind nach wie vor vermisst. In Samaniego, etwa 150 Kilometer von Tumaco entfernt, wurden wenige Tage zuvor acht Jugendliche ermordet,  in Cali am 11. August fünf weitere. Und auch in der Grenzregion zu Venezuela in der Gemeinde Arauca starben Ende August fünf Personen bei einem Massaker.

Übersetzung & Ergänzungen: Katharina Greff

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