HRW beklagt hunderte Tote durch Gewalt

(Bogota, 22. Juli 2022, contagio radio/poonal). Heftige Bandenkriege haben in Haiti in den letzten Wochen eine neue Welle der Gewalt ausgelöst. Diese hat bisher nach UN-Angaben 470 Tote, Verletzte und Verschwundene gefordert und die dort herrschende humanitäre und politische Krise verschärft. Die Lage der Menschenrechte in dem karibischen Land ist äußerst kritisch.

Die US-amerikanische Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch (HRW) rief die Regierungen der wichtigsten Länder „einschließlich denen Lateinamerikas, Europas und der Vereinigten Staaten von Amerika“ auf, die Abschiebung von Menschen nach Haiti zu stoppen und „dringend die Anstrengungen von lokalen Gruppen der Zivilgesellschaft und UN-Organisationen zu unterstützen, um sicherzustellen, dass die Haitianer*innen geschützt werden und Zugang zum Rechtssystem haben“.

Seit Anfang Juli haben bewaffnete Banden laut HRW hunderte von Menschen in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince getötet und sogar die Kontrolle des Justizpalastes übernommen, dem Sitz des Obersten Gerichtshofes von Haiti, „was die Gewalt weiter verschärft und den Zugang zur Justiz im Land erschwert“.

Am 15. Juli 2022 hat der US-Sicherheitsrat das Mandat des Integrierten Büros der Vereinten Nationen in Haiti bis Juli 2023 verlängert. Nach Aussagen des Büros wurden zwischen Januar und Mai 2022 insgesamt 540 Menschen entführt und mehr als 780 umgebracht. In den letzten fünf Monaten des Jahres 2021 dagegen wurden 396 Menschen entführt und 668 getötet.

Banden mutmaßlich von Parteien unterstützt

Nach Angaben des Nationalen Netzwerkes zur Verteidigung der Menschenrechte RNDHH (Réseau National de Défense des Droits Humains) hat der seit 7. Juli 2022 dauernde Bandenkrieg bisher insgesamt 300 Menschenleben gefordert, 16 weitere Personen werden noch vermisst.

Die jüngste Eskalation in Port-au-Prince wurde durch einen Angriff der Bandenkoalition G-9 auf einen Teil des Armenviertels Cité Soleil ausgelöst, der von der Bande GPEP kontrolliert wird. Nach Angaben des Portals Insight Crime wird G-9 von der Regierungspartei Tèt Kale unterstützt, während GPEP Verbindungen zur Opposition haben soll.

Während Demonstrant*innen in der Hauptstadt und im südlichen Jacmel den Rücktritt des Interims-Premierministers Ariel Henry forderten, haben sich die Kämpfe inzwischen in den Innenstadtbezirk Bel Air verlagert.

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