„Wir wollen Respekt“

Proteste Peru Lourdes Huanca
Lourdes Huanca bei einer Pressekonferenz in Berlin. Foto: D. Ossami

Als Pedro Castillo am 28. Juli 2021 Präsident Perus wurde, war das eine Sensation in dem konservativen Andenstaat. Die Stichwahl hatte er knapp gegen seine rechte Gegenkandidatin Keiko Fujimori gewonnen. Castillo war nicht nur der erste peruanische Präsident aus dem indigenen Hochland, er war dazu auch noch Linker. Doch nach nur 16 Monaten war seine Amtszeit bereits beendet. Unerfahrenheit mit den Machtzirkeln in der Hauptstadt Lima, Zerstrittenheit im eigenen Lager, aber vor allem die beständigen Attacken von der rechten Opposition, den Medien und den Eliten des Landes verhinderten eine kontinuierliche Regierungsarbeit. Am 7. Dezember 2022 versuchte Castillo im Alleingang, den peruanischen Kongress aufzulösen und per Dekret zu regieren. Eine Steilvorlage für die politische Rechte Perus. Castillo wurde abgesetzt und ins Gefängnis gesteckt, seine bisherige Vizepräsidentin Dina Boluarte zur neuen Präsidentin ernannt. Seitdem ist Peru in Aufruhr, keine Woche vergeht ohne massive Proteste oder Straßenblockaden. In vielen Provinzen Perus gilt der Ausnahmezustand.

Die Protestierenden stammen vor allem aus den indigen geprägten Provinzen im Süden und Norden des Landes, wie Puno, Ayacucho und Apurímac. Bisher wurden bei den Protesten 60 Menschen getötet und über 1.000 zum Teil schwer verletzt. Zahlreiche Videoaufnahmen und Zeugenaussagen belegen, dass die meisten Getöteten von den sogenannten Sicherheitskräften direkt erschossen wurden. Verantwortlich hierfür sind neben der Führung von Armee und Polizei auch Präsidentin Boluarte, sowie ihr Premierminister Alberto Otárola. Das harte Vorgehen hat einen Dialog scheinbar unmöglich gemacht.

Die bekannte peruanische Aktivistin und Aymara-Indigene Lourdes Huanca ist Sprecherin des feministischen Verbandes FENMUCARINAP. Sie ist in Europa unterwegs, um zu berichten, was in Peru passiert. Trotz vieler Anfeindungen in peruanischen Medien ist ihr Kampfgeist ungebrochen. Huanca sieht sich nicht als Parteigängerin von Castillo, sondern sorgt sich um die Demokratie in Peru. Ihre Forderungen sind klar:

„Rücktritt von Dina Boluarte. Auflösung des Kongresses. Gerechtigkeit für die über 60 Getöteten. Einrichtung einer plurinationalen und paritätischen verfassungsgebenden Versammlung. Und: Freiheit für Pedro Castillo! Wir wollen eine neue Verfassung, damit es eine wirkliche Veränderung gibt.“

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