Lagerhallen der EZLN in Chiapas geplündert und in Brand gesteckt

(San Cristóbal de Las Casas, 29. August 2020, amerika21).- In der im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas gelegenen Ortschaft Cuxuljá sind am 22. August zwei der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung (EZLN) gehörende Gebäude ausgeraubt und anschließend niedergebrannt worden. Nach Augenzeugenberichten waren die Angreifer Mitglieder der Regionalen Organisation der Kaffeebäuer*innen von Ocosingo (Orcao), die die aus Holz gebauten Lagerhallen für Mais und Kaffee in der Gemeinde Ocosingo anzündeten.

Mit dem Angriff auf die Gebäude an der Kreuzung von Cuxuljá, welche die Städte San Cristóbal de Las Casas, Altamirano und Ocosingo verbindet, wurde ein zentraler Umschlagplatz der Zapatistas aus der autonomen Gemeinde Moisés Gandhi und aus umliegenden Dörfern getroffen. Die EZLN positioniert sich seit 2001 an dieser Kreuzung, nachdem der dortige Polizeiposten geräumt und dessen Gebäude von den Zapatist*innen übernommen und in einen Laden für lokale Produkte umgewandelt wurde.

Auseinandersetzungen seit Jahren

Zwischen der EZLN und der Orcao gibt es seit Jahren Auseinandersetzungen um nach 1994 besetztes Land. Damals nahm die Kaffebäuer*innen-Organisation am zapatistischen Aufstand und an der Besetzung von Rinderfarmen in der Region Ocosingo teil. Im Jahr 2001 akzeptierte die Orcao jedoch die Regierungsprogramme der Landprivatisierung, während ihre zapatistischen Nachbar*innen eine Parzellierung des ehemaligen Großgrundbesitzes verweigerten und auf der kollektiven Landwirtschaft bestanden. Dieser Konflikt ist nun, inmitten der Pandemie und der mit ihr einhergehenden ökonomischen Krise, erneut entflammt.

Die EZLN hat sich bisher nicht zu den Ereignissen geäußert. Beobachterinnen wie der Journalist Luis Hernández Navarro warnen indes davor, dass die Angriffe wie derjenige der Orcao auf EZLN-Stützpunkte „regelmäßig im Rahmen von Regierungsoffensiven durchgeführt wurden, die versuchen, den Zapatismus zu schwächen“.

Auch die jüngste Welle der Gewalt in der Hochlandgemeinde Chenalhó, wo eine bewaffnete Gruppierung unter dem Vorwand von Grenzstreitigkeiten immer wieder Dörfer in den Nachbarsgemeinden Chalchihuitán und Aldama angreift sowie die Aggressionen gegen die autonom verwaltete Gemeinde Tila in der Region Zona Norte sind deutliche Warnsignale eines Wiederaufflammens der politischen und sozialen Konflikte im südlichsten Bundesstaat Mexikos, dessen Regierung seit Dezember 2018 die von Präsident Andrés Manuel López Obrador gegründete Partei „Bewegung der Nationalen Erneuerung“ (Morena) stellt.

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