Festival abgesagt wegen hoher Gewaltkriminalität

(Jerez, 21. Februar 2023, Cimac Noticias) Dutzende Menschen sind im zentralmexikanischen Gemeindebezirk Jerez im Bundesstaat Zacatecas auf die Straße gegangen, um auf die alarmierenden Zahlen von Gewaltdelikten und verschwundenen Personen in der Region aufmerksam zu machen. Zuvor war die Veranstaltung Jerezada, ein jährliches Festival mit einer Stierhatz wie im spanischen Pamplona, abgesagt worden. Bewohner*innen hatten dies gefordert, weil sie sich auf den Straßen nicht mehr sicher fühlen. Die Gemeinde war kürzlich schwer erschüttert worden, nachdem die Generalstaatsanwaltschaft des Bundesstaates bekannt gab, dass innerhalb einer Woche sechs Frauen verschwunden sind.
Eine der verschwundenen Frauen ist Frida Sofía Murillo Raygoza. Die 20-Jährige Mutter eines sechs Monate alten Kindes war zuletzt am 11. Februar gesehen worden. Ihre Mutter, Sofía Ceballos, stellte sich daraufhin während einer öffentlichen Veranstaltung allein vor den Bürgermeister von Jerez, Humberto Salazar Contreras, und warf ihm vor, nicht nach ihrer Tochter zu suchen. „Es reicht! Ich bin allein hierher gekommen, wegen meiner Tochter und weil es mir wehtut, was hier in Jerez und im ganzen Bundesstaat Zacatecas passiert. Sie sagen uns nichts, sie unterstützen uns nicht, sie suchen nicht. Das einzige, was ich will, ist Gerechtigkeit, und dass sie etwas wegen der Verschwundenen tun”, klagte die Mutter.
Die Bevölkerung hat Fälle wie den von Frida Sofía satt. Darum hat sie die Absage der Jerezada 2023 gefordert. Auch die Frauen, die im Rahmen des Festivals an einem Schönheitswettbewerb teilnehmen sollten, hatten angekündigt, nicht aufzutreten. Damit wollten sie Solidarität zeigen mit den Angehörigen der Menschen, denen in der Region Gewalt widerfahren ist.

Gewalt gegen Frauen in Zacatecas

Im vergangenen Jahr verzeichnete die Behörde für öffentliche Sicherheit (Secretariado Ejecutivo del Sistema Nacional de Seguridad Pública, SESNSP) 143 durch Gewalt verursachte Todesfälle von Frauen in Zacatecas. Nur 16 davon wurden als Feminizide eingestuft. Allein in der zweiten Februarwoche 2023 verschwanden sechs Frauen im Bezirk Jerez – ein Ort, der seit 2007 von der Tourismusbehörde als Pueblo Mágico und somit als besonders sehenswert eingestuft wird. Bereits 2018 wurde für alle 58 Gemeindebezirke im Bundesstaat Zacatecas eine offizielle Warnstufe wegen geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen ausgerufen (Alerta de Violencia de Género contra las Mujeres). Grund dafür war, dass die Maßnahmen der Regierung, die Frauen ein Leben ohne Gewalt garantieren sollten, als unzureichend betrachtet wurden.
Die Proteste und Forderungen, die zur Absage der Jerezada geführt hatten, sind für den Bürgermeister von Jerez lediglich „politische“ Interessen. In einer Pressemitteilung sagte er, dass sein einziges Bestreben sei, die Wirtschaft der Gemeinde wiederzubeleben. Wenige Tage vor der Bekanntgabe der Absage der Jerezada war ein Video aufgetaucht, in dem der Bürgermeister Lieder singt, die auf den Drogenhandel anspielen. Und das obwohl das organisierte Verbrechen einer der Hauptgründe für die Gewalt in Zacatecas ist. Nach Angaben des Projekts „Wohin gehen die Verschwundenen“ (A dónde van los desaparecidos) geschieht dies in einem solchen Ausmaß, dass  die Region das “neue Epizentrum des Verschwindenlassens” ist.

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