Bolsonaro, das Coronavirus und der Amazonas

(São Paulo, 23. März 2020, Servindi).- Der brasilianische Präsident unterschätzt die Auswirkungen der Pandemie in seinem Land und setzt dadurch die indigene Bevölkerung im Amazonasgebiet einem großen Risiko aus. Darüber hinaus führt die evangelische Kirche weiterhin ihre Missionierungsarbeit fort, ungeachtet der Anordnung des Vatikans, dies zu unterlassen.

Innerhalb der letzten Tage hat sich das Coronavirus, auch COVID-19 genannt, beunruhigend schnell in einigen Regionen Lateinamerikas ausgebreitet. Besonders gefährdet ist das Amazonasgebiet, da in der Region eine stabile Gesundheitsversorgung fehlt. Somit ist vor allem die indigene Bevölkerung im Hinblick auf das Coronavirus einem großen Risiko ausgesetzt. Vor diesem Hintergrund ist die Beteilung aller nationalen Regierungen, deren Länder Teile des riesigen Amazonasgebiets einschließen, unerlässlich. Jedoch ging Brasilien, in dem sich der größte Teil der Amazonasregion befindet, bislang nicht mit guten Beispiel voran. Vielmehr hat der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro das Risiko und die Auswirkungen der Pandemie in seinem Land stark unterschätzt. Aufgrund fehlender Maßnahmen seitens der Regierung Bolsonaros ergriff der Gouverneur von São Paulo, Joao Doria, selbst die Initiative und verhängte die Quarantäne in der Stadt. Der Präsident bezeichnete ihn daraufhin als „Irren“, obwohl bereits erste Verdachtsfälle einer COVID-19-Infektion innerhalb des Kabinetts bestätigt wurden. Bis zum Abend des 3. April wurden in Brasilien 8.066 Personen positiv auf das Virus getestet und 327 Todesfälle gezählt. Demnach ist Brasilien das Land mit der höchsten Zahl an Infizierten und Todesopfern in Lateinamerika. Die Einstellung des Präsidenten hat sich jedoch auch vor dem Hintergrund dieser Zahlen nicht geändert.

Der Amazonas in Gefahr

Doch wie die Zahlen von REDPAM, dem Netzwerk der katholischen Kirche im Amazonasgebiet, prognostizieren, dürften die Menschen die Auswirkungen der Pandemie hier am stärksten zu spüren bekommen. Hinzu kommt, dass Präsident Bolsonaro im brasilianischen Teil des Amazonas weiter die industriellen Großprojekte vorantreibt, was die Lage noch verschlimmern dürfte. Auch die evangelische Bischofskonferenz in Brasilien hat die Missionierung und Indoktrination der indigenen Bevölkerung im Amazonas aufgrund der aktuellen Notlage durch die Pandemie bislang nicht eingestellt, trotz der Aufforderung des Vatikans, solche Aktivitäten zunächst zu unterlassen. Indem die Missionare ihrer Evangelisierungskampagne in den abgelegenen indigenen Gemeinden weiter fortführen, erhöht sich die Ansteckungsgefahr im Amazonasgebiet und das Risiko für die indigenen Gemeinden deutlich. Droht nun ein erneuter Genozid an der indigenen Bevölkerung Südamerikas?

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