Verdächtiger im Mordfall Pereira und Philipps aus Haft entlassen

(Rio de Janeiro, 13. Oktober 2022, pulsar brasil/brasil de fato).- Der mutmaßliche Auftraggeber der Morde an dem Indigenenexperten Bruno Pereira und dem Journalisten Dom Philipps ist am 21. Oktober aus dem Gefängnis entlassen worden. Gegen eine Zahlung einer Kaution von 15.000 Real (3.000 Euro) sitzt Rubens Villar Coelho, bekannt als „Colômbia“, nun in Manaus im Hausarrest. Pereira und Philips waren im Juni im brasilianischen Amazonasgebiet ermordet worden. Der Fall löste international Entsetzen aus.

Bereits am Donnerstag, den 6. Oktober, gewährte die Bundesjustiz des Amazonasgebietes Coelho die vorläufige Freiheit. Die Entscheidung bezieht sich auf das Verfahren, in dem „Colômbia“ des Verbrechens der Verwendung eines falschen Dokuments beschuldigt wird. Trotz dieses Urteils befand sich der Verdächtige zunächst noch im Gefängnis, da ihm eine weitere Straftat vorgeworfen wird: kriminelle Vereinigung für illegalen Fischfang.

Die Verteidigung von „Colômbia“ bestreitet seine Beteiligung an dem Doppelmord. Die Mitglieder der Union der indigenen Völker von Vale do Javari (Univaja), die direkt mit Bruno Pereira zusammengearbeitet haben, gehen jedoch davon aus, dass er der Anstifter war. „Colômbia“bestätigte den Behörden, dass er Geschäftsbeziehungen zu den drei anderen Männern unterhält, gegen die in diesem Fall ermittelt wird.

Laut dem Portal Brasil de Fato hat die Nachricht Indigene, Unterstützer*innen und Mitarbeiter*innen der brasilianischen Indigenenbehörde Funai (Fundação Nacional do Índio) in Alarmbereitschaft versetzt, da sie um ihr Leben fürchten und eine Zunahme der Gewalt in der Region erwarten.

Hintergrund

“Colômbia” wurde am 7. Juli wegen Urkundenfälschung verhaftet, als er sich freiwillig bei der Bundespolizei in Tabatinga in der Region Alto Solimões im brasilianischen Bundestaat Amazônia stellte. Zu diesem Zeitpunkt trug er brasilianische, peruanische und kolumbianische Staatsangehörigkeitsausweise mit unterschiedlichen Vor- und Nachnamen bei sich.

Einen Monat später, am 6. August, wurde „Colombia“ erneut zum Ziel von Ermittlungen der Bundespolizei, diesmal wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung. Nach Angaben der Bundespolizei gibt es „starke Anzeichen“ dafür, dass der Händler der Finanzchef einer kriminellen Vereinigung ist, die sich der illegalen Fischerei im indigenen Gebiet von Vale do Javari widmet. Die Ermittler*innen gehen davon aus, dass “Colômbia” für die Finanzierung von Überfällen auf das Landesinnere und die Vermarktung der geraubten Ressourcen in den Nachbarländern verantwortlich sei.

Weitere mutmaßliche Mittäter in Haft

Die Polizei vermutet, dass “Colômbia” den Tod von Bruno Pereira angeordnet hat, weil der Indigenenexperte dem illegalen Fischfang in der Region geschadet habe. Pereira, der für seine Arbeit mit der Vereinigung Univaja bekannt ist, sammelte Informationen über die Aktionen der Eindringlinge in das indigene Gebiet und leitete sie an die Bundesbehörden weiter.

Amarildo da Costa Oliveira, Spitzname Pelado, sein Bruder Oseney da Costa Oliveira, Spitzname Dos Santos, und Jefferson da Silva Lima, bekannt als Pelado da Dinha, bleiben im Gefängnis. Amarildo und Jefferson haben ihre direkte Beteiligung an den Morden gestanden.

*Mit Informationen von Brasil de Fato und Amazônia Real.

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