Netzwerk der Überlebenden lehnt Expertenernennung ab

(Santiago de Chile, 30. Januar 2023, Pressenza) Das Chilenische Netzwerk der Überlebenden hat einen Aufruf an die Regierung veröffentlicht, die Berufung von Hernán Larraín in das Expertengremium, das eine neue Verfassung erarbeiten soll, zurückzunehmen. Das Nachrichtenportal Pressenza hat den Aufruf im originalen Wortlaut veröffentlicht.

Beim Netzwerk der Überlebenden von sexuellem Missbrauch von Kindern in Institutionen (Red de Sobrevivientes a Abusos Sexuales a las Niñeces en Entornos Institucionales) löst die Ernennung von Hernán Larraín als Mitverfasser der neuen chilenischen Verfassung Entsetzen aus. Seit Jahrzehnten ist Larraín ein unbeirrbarer Verteidiger des Gründers der Sekte Colonia Dignidad und Pädokriminellen Paul Schäfer und zweifelt die Schilderungen von dessen Kindesmissbrauch an. Dies hat dazu beigetragen, dass die Kultur der Straflosigkeit und der Verletzung von Menschenrechten in der chilenischen Gesellschaft immer noch geduldet werden. Larraín schadet damit nicht nur den Opfern der Sekte, sondern unterstützt auch eine Kultur der Straflosigkeit für Verbrechen dieser Art.

Wir appellieren an die Behörden und Institutionen, weder Pädokriminellen noch ihren Unterstützer*innen Ämter oder staatliche Aufgaben zu übertragen. Denn diese Täter stehen für eine Straffreiheit, die tausende Opfer von Erniedrigung und Folter reviktimisiert. Allein im ersten Halbjahr 2022 gab es 18.000 Anzeigen wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern.
Wir fordern von der chilenischen Regierung und vom Präsidenten Gabriel Boric die umgehende Einsetzung der Kommission für Wahrheit, Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und endgültige Verhinderung von Missbräuchen in Institutionen (Comisión de Verdad, Justicia, Reparación y No Repetición para Abusos en Entornos Institucionales). Präsident Boric hat sich in seinem Regierungsprogramm zur Einsetzung einer solchen Kommission verpflichtet. Außerdem würde damit eine Forderung des UNO-Kinderrechtsausschusses und des UNO-Ausschusses gegen Folter erfüllt.

Wir dürfen die Gelegenheit, neue Mindeststandards zu setzen, nicht ungenutzt verstreichen lassen. Der sexuelle Missbrauch von Kindern muss ein Ende finden und diejenigen, die ihn ermöglichen, müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Die strafrechtliche Verfolgung solcher systematischen Verbrechen in Institutionen und eine Wiedergutmachung für die Opfer sind ein starkes Signal für das ganze Land. Damit wird endlich der Schutz der Kinder höher gewichtet als die Kultur der Straflosigkeit für Kriminelle, die bisher auf die Nachlässigkeit des Staates und der Gesellschaft zählen konnten.

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