Massaker von El Mozote bleibt nicht ungestraft

(Lima, 04. Mai 2012, noticias aliadas).- Am 10. Dezember 1981 drangen Truppen des Aufstandsbekämpfungsbatallions “Atlacatl” in das abgelegene Dorf El Mozote in der nordöstlichen Provinz Morazán, El Salvador, ein. Sie waren auf der Suche nach Guerilleros der FMLN (Frente Farabundo Martí para la Liberación Nacional). 

 

Am darauf folgenden Tag versammelten sie die Bewohner*innen auf dem Dorfplatz und trennten die Männer von den Frauen und Kindern. Die Männer wurden in die Kirche eingesperrt, die Frauen und Kinder in ein Wohnhaus. Man brachte die Opfer dann in Gruppen auf den Platz, wo sie gefoltert und dann erschossen wurden. Die Frauen wurden zudem vergewaltigt, bevor auch sie ermordet wurden. Schließlich töteten die Militärs auch die Kinder.

Insgesamt wurden über 1.000 Menschen ermordet, darunter 450 Kinder; damit gilt das Massaker von El Mozote als das Schlimmste in ganz Lateinamerika. Die Verantwortlichen beriefen sich auf das Amnestiegesetz von 1993, das ihnen Straflosigkeit versprach; sie wurden nie vor Gericht gestellt.

Kein Verantwortlicher vor Gericht

Drei Überlebende des Massakers präsentierten ihre Aussagen während der 45. außerordentlichen Sitzungsperiode des Interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshofs CorteIDH (Corte Interamericana de Derechos Humanos), die Ende April in Guayaquil, Ecuador stattfand. Vertreter*innen der salvadorianischen Regierung verzichteten darauf, die Zeug*innen zu befragen, sondern ließen sich darauf ein, die geforderten Wiedergutmachungen zu akzeptieren. Dazu gehören das Widerrufen des Amnestiegesetzes und die strafrechtliche Verfolgung der Verantwortlichen des Massakers; die Erstellung einer offiziellen Liste der Toten und Verschwundenen in diesem und anderen Fällen; sowie die Durchführung von Entwicklungsprogrammen für El Mozote und anliegende Gemeinden.

Am 16. Januar fand die Gedenkveranstaltung zum 20-jährigen Jubiläum der Unterzeichnung der Friedensverträge statt. Die Verträge beendeten den zwölf Jahre dauernden Bürgerkrieg zwischen der Armee und der FMLN, die gerade an der Regierung ist. Zu diesem Anlaß bat Präsident Mauricio Funes um Verzeihung für El Mozote, “das größte Massaker an Zivilisten in der Geschichte Lateinamerikas”, sowie für alle von der salvadorianischen Armee begangenen Verbrechen.

Größtes Massaker in Lateinamerika

“Zahllose barbarische Akte und Menschenrechtsverbrechen wurden begangen”, erklärte Funes: “Unschuldige wurden gefoltert und ermordet, Frauen und Kinder sexuell missbraucht. Hunderte Salvadorianerinnen und Salvadorianer stehen bis heute auf einer langen Liste von Verschwundenen, während andere ins Exil gehen mussten und alles verloren, um ihre Leben zu retten.”

Präsident Funes machte die drei Befehlshaber des Batallions Atlacatl für das Massaker von El Mozote verantwortlich: Oberstleutnant Domingo Monterrosa und Major José Armando Azmitia Melara (beide inzwischen verstorben), sowie Major Natividad de Jesús Cáceres Cabrera. Funes befahl der Militärführung “eine Überprüfung ihrer Interpretation der Geschichte” im Einklang mit dem Bericht der Wahrheitskomission von 1993. Diese Überprüfung sei notwendig, denn “20 Jahre nach der Unterzeichnung der Friedensverträge hat sich der Militärapparat verändert; er ist jetzt professionell, demokratisch und gehorcht den zivilen Kräften. Deshalb können wir nun nicht mehr diejenigen Befehlshaber als Helden der Armee und des Landes hochhalten, die mit schweren Menschenrechtsverbrechen zu tun haben.”

Funes bat zudem die Richter und Staatsanwälte “zu prüfen, was sie zu prüfen haben”, um der Straflosigkeit in El Salvador ein Ende zu bereiten. Kein Militärangehöriger wurde jemals für die Verbrechen vor Gericht gestellt, die während des zwölf Jahre dauernden Bürgerkrieges (1980-1992) begangen wurden. Der Krieg forderte 75.000 Tote und 8.000 Verschwundene.

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