Erneuter Freispruch für den Mapuche-Sprecher Daniel Melinao

(Concepción, 29. Mai 2014, medio a medio).- Das Gericht Tribunal Oral de Angol hat den Sprecher (Werken) der Mapuche-Gemeinde Wente Winkul Mapu in der Region Araucanía Ende Mai zum zweiten Mal freigesprochen. „Dies ist ein historisches Urteil und der beste Abschied, den der Staatsanwalt Luis Chamorro haben konnte, eine offensichtliche Niederlage“, so der Anwalt von Melinao, Nelson Miranda.

Der klägliche Abgang des Staatsanwalts Luis Chamorro

Das zweite Urteil im wieder aufgenommenen Prozess gegen den Werken Daniel Melinao im Fall des Mordes an Sergio Albornoz, einem Polizei-Unteroffizier des Spezialeinsatzkommandos GOPE der Carabinero, im Zuge einer Polizeirazzia im April 2012, wurde am vergangenen 28. Mai gesprochen. Im ersten Urteil vom 9. Januar 2014 war Melinao mit zwei zu eins Richterstimmen freigesprochen worden. Das Innenministerium hatte jedoch Revision eingelegt. Das erneute Urteil fiel nun einstimmig aus. Melinao wurde von allen Richtern in allen Anklagepunkten freigesprochen. Melinao hatte eine Haftstrafe von mehr als 30 Jahren als Mittäter des Mordes an Albornoz gedroht.

Staatsanwalt Luis Chamorro war das sichtbare Gesicht der Repression und der Verfolgung in der mit „Zone des Mapuche-Konflikts“ eher schlecht als recht bezeichneten Region. Als Chef der Staatsanwaltschaft in Collipulli hatte er mehrere Fälle geleitet, in denen Mapuche angeklagt waren. Sein „Markenzeichen“ waren die so genannten „Zeug*innen ohne Gesichter“ – die anonymen Zeug*innen – und seine offene Unterstützung, die er der Regierung und den Großgrundbesitzer*innen der Region entgegenbrachte. In den Mapuche-Gemeinden und bei Menschenrechtsorganisationen erwarb er sich hingegen den Beinamen „Anti-Mapuche-Staatsanwalt“.

Administrative Abstrafung und Versetzung

Dennoch, seine Vorgehensweise richtete sich nicht immer nach dem Recht, wie aus einer Reihe von widrigen Urteilen deutlich wird, die er hinnehmen musste, ebenso wie die Vorermittlungen und Untersuchungen des Justizapparates gegen ihn. Er fiel in Ungnade und wurde nach Villarrica versetzt. Die Medien sprachen von einer Versetzung aus Sicherheitsgründen. In Wahrheit handelte es sich um eine administrative Abstrafung, die ihn zum stellvertretenden Staatsanwalt herabstufte, was er, nach Aussagen einiger Anwälte, die ihn kennen, als Rache und Schmach empfand, die er auch an seinem Geldbeutel spürte.

So war das, was Chamorro als Austritt aus dem Staatsdienst wegen Erschöpfung und aufgrund von Drohungen bekannt gab, lediglich das Ende einer Karriere die ihm nach einer Ernte keine neue Saat mehr einbrachte. Gekrönt wurde das alles noch von seiner Niederlage bei der Ausschreibung um den Posten des regionalen Staatsanwalts.

„Historisches Urteil“

Im Interview mit Radio Villa Francia erklärt Nelson Miranda, Anwalt des Mapuche-Sprechers Daniel Melinao, „Dies ist ein historisches Urteil und der beste Abschied, den der Staatsanwalt Luis Chamorro haben konnte, eine offensichtliche Niederlage“. Es habe sich um einen emblematischen Fall gehandelt, nicht nur wegen des Mangels an Beweisen.

So waren die einzigen Zeugen des Innenministeriums Polizeiangehörige gewesen, die mit einer privaten Kamera eines Uniformierten einen Vorgang gefilmt hätten, „bei dem aus weiter Entfernung jemand mit „etwas Rotem“ zu sehen ist, von dem man annahm, es wäre Daniel gewesen, was sie allerdings nie beweisen konnten“, so der Anwalt. Hingegen hatten mehrere Zeug*innen im Prozess ausgesagt, den Mapuche-Sprecher einige Kilometer vom Tatort entfernt gesehen zu haben.

Behörden haben These vom „Friendly Fire“ nie zugelassen

„Was man hier versucht hat, ist, Melinao als ein Beispiel für jemanden ins Gefängnis zu stecken, der einen legitimen Prozess der territorialen Wiederaneignung anführt. Deshalb gab es keinerlei Versuche, die These vom „Friendly Fire“ überhaupt ernsthaft in Betracht zu ziehen und mehr noch: Gutachten zu den Waffen der Mitglieder des Sondereinsatzkommandos GOPE wurden erst vor zwei Monaten angefertigt. Oder anders gesagt: Es gab die ganze Zeit über den Wunsch und das Ziel, Daniel hinter Gitter zu bringen“. Mit diesem Urteil, so Miranda, sei nicht nur Melinaos Beteiligung an dem Mord vom Tisch, sondern auch der Vorwurf gegen Eric Montoya, der stets als Haupttäter angesehen wurde, unhaltbar.

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