CAOI prangert verstärkte Repression gegen indigene Völker an

(Fortaleza, 15. April 2010, adital).- Der Dachverband der Indígena-Organisationen in den Anden CAOI (Coordinadora Andina de Organizaciones Indígenas) hat in einer Erklärung vom 14. April die Zunahme der Repression gegen indigene Völker und deren Organisationen in Kolumbien angeprangert.

Anlass für diese Erklärung war eine Reihe von Vorfällen in diesem Jahr. Am vergangenen 11. April war der Leiter des Rundfunksenders CRIT 98.0 FM, Mauricio Medina Moreno, erschossen worden. Im Jahr 2010 sind außerdem bereits vier Indígenas des Awá-Volkes ermordet wurden und weitere vier werden vermisst bzw. sind sie Opfer von Verschwindenlassen. Am 10. April wurde Feliciano Valencia, Sprecher der Minga Social y Comunitaria, verhaftet.

Korrespondent Mauricio Medina Morena sei am Sonntagmorgen des 11. April in seinem Wohnhaus von Unbekannten ermordet worden, heißt es in der Deklaration der CAOI. Der Journalist habe sich sehr für die indigene Gruppe der Pijao eingesetzt. Sein Engagement im Radio habe vor allem der Umsetzung indigener Rechte und der Autonomie aller indigenen Völker gegolten. Feliciano Valencia sei am 10. April auf dem Weg zu einem Treffen von sozialen Organisationen in Brasilien gewesen, als er am Flughafen in Cali festgenommen worden war. Valencia ist ehemaliges Mitglied des Regionalen Indígena-Rates des Departements Cauca CRIC (Consejo Regional Indígena del Cauca) und derzeitiger Sprecher der Minga Social y Comunitaria.

Die CAOI vermutet einen Zusammenhang zwischen der Verhaftung Valencias und der Ausübung des indigenen Gewohnheitsrechts gegen den Unteroffizier Jairo Danilo Chaparral Santiago durch indigene Gemeinden. Chaparral, selbst indigener Herkunft, gehört zur Kampfeinheit des 16. Anti-Guerrilla-Bataillons des kolumbianischen Militärs. Die Wache der indigenen Gemeinden habe ihn überrascht, als er in Zivilkleidung auf dem Territorium des Guambino-Volkes mit einem Beutel unterwegs gewesen sei, in dem sich Tarnkleidung, Kommunikationssender sowie Anleitungen zum Waffen- und Bombenbau befunden hätten. Laut Aussage seiner Mutter hätten diese später von der Polizei entdeckt werden und als Beweise dafür dienen sollen, dass die Minga Social y Comunitaria eine der Guerilla nahestehende Gruppe sei.

Indigene Organisationen, Gemeinden und traditionelle Autoritäten des Departements Cauca sowie deren Rechtsbeistände betrachten den Fall als Konflikt um Zuständigkeiten zwischen der indigenen Rechtssprechung und der Rechtssprechung des kolumbianischen Staates, heißt es in der Erklärung. Im Prozess werde die Rechtmäßigkeit und Legitimität des Vorgehens gegen den Soldaten Chaparral Santiago im Rahmen der Anwendung des Artikels 246 der Kolumbianischen Verfassung ignoriert. Dieser Artikel sieht die indigene Rechtssprechung innerhalb von indigenen Territorien vor.

Die CAOI erklärt weiter, es sei bekannt, dass die Regierung Kolumbiens die Öffentlichkeit glauben machen wolle, dass die Sprecher*innen der Minga und weitere indigene Autoritäten des Cauca für „gewaltsame Entführungen und Straftaten mit schweren Körperverletzungen“ verantwortlich seien.

Feliciano Valencia wurde am Abend des 11. April wieder freigelassen. Der Prozess gegen ihn und weitere indigene Führer*innen geht jedoch weiter. Neben weiteren Freiheitsbeschränkungen darf er das Land nicht mehr verlassen.

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