Argentinische Justiz liefert Mitglied der Todesschwadronen aus

(Buenos Aires, 07. Oktober 2009, púlsar).- Der Oberste Gerichtshof Argentiniens entschied, dem Auslieferungsantrag von Uruguay stattzugeben und den uruguayischen Ex–Polizisten Nelson Bardesio auszuliefern. Bardesio wird vorgeworfen, in den 70er Jahren den dortigen Todesschwadronen angehört zu haben.

Die uruguayische Strafrichterin Graciela Eustachio hatte die Auslieferung aufgrund von Ermittlungen beantragt, die Bardesio mit Morden an politischen Aktivist*innen zwischen 1971 und 1972 in Zusammenhang bringen.

In erster Instanz hatte der Bundesrichter von Morón in der argentinischen Provinz Buenos Aires dem Antrag der uruguayischen Richterin stattgegeben. Die Verteidigung des Angeklagten, dem immerhin Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen werden, hatte gegen dieses Urteil Berufung eingelegt.

Der Oberste Gerichtshof wies die Anfechtung des Urteils jedoch ab und bestätigte die in erster Instanz getroffene Entscheidung. Aus dem Auslieferungsantrag gehe hervor, dass Nelson Bardesio ein Mitglied des „Comando Caza Tupamaros“ (Kommando Jagd auf Tupamaros) gewesen sei und dort aktiv mitgewirkt habe, begründete das Gericht seine Entscheidung.

Die Nationale Befreiungsbewegung – Tupamaros MLN–T (Movimiento de Liberación Nacional Tupamaros) war eine Guerilla–Bewegung in Uruguay, die sich in den 60er Jahren gründete und anfangs als Stadtguerilla der radikalen Linken agierte, sich später allerdings im Kampf gegen politische Willkür und Misswirtschaft zunehmend radikalisierte und aus dem Untergrund heraus agierte. Im April 1972 erklärte der uruguayische Kongress den Kriegszustand und hob die von der Verfassung festgelegten Grundrechte auf, woraufhin etwa 35.000 Polizisten und Soldaten das Land nach Guerillaverstecken absuchten. Der Kriegszustand wurde zwar am 11. Juli wieder aufgehoben, die Verfassung trat jedoch erst 1973 wieder in Kraft.

Bardesio hatte sich im März 1972, während er von der MLN–T entführt worden war, selbst als ein Mitglied der Todesschwadronen bezeichnet. Dieses Bekenntnis hatte Bardesio jedoch nach seiner Befreiung aus dem von der MLN–T als „Volksgefängnis“ bezeichneten Geheimversteck widerrufen.

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