Alles zu seiner Zeit

von Andrea Martínez

(Montevideo, 27. Oktober 2011, la diaria) Das Projekt einer Wahrheitskommission sei gut, denn es greife Bedürfnisse aus der Gesellschaft auf und von daher sollte seine Verabschiedung sich nicht weiter verzögern, sagt die brasilianische Ministerin für Menschenrechte, Maria do Rosário Nunes. Sie hielt sich anlässlich der Veranstaltung „20 Jahre Mercosur: Die Menschenrechte im Prozess der Integration“ in Montevideo auf.

 

Das Projekt der Wahrheitskommission ist in die Kritik geraten, weil es einen sehr langen Zeitraum umfasst, von 1946 bis 1988, statt nur auf die Diktaturzeit beschränkt zu sein, die von 1964 bis 1985 andauerte. Zudem wird kritisiert, dass die Kommission aus lediglich sieben Mitgliedern mit je zwei Assistent*innen besteht und sie wenig Zeit zur Verfügung hat.

Was erwidert das Ministerium auf die Kritik an der Wahrheitskommission?

Maria do Rosário Nunes: Jede Nation hat ihren eigenen Rhythmus um ihren Weg zur Wahrheit, zur Erinnerung und zu Gerechtigkeit zu finden. In Brasilien verlief dieser Prozess sehr langsam und auf diese Fragen erhielten die Familien der während der Diktatur Ermordeten und Verschwundenen sowie die brasilianische Gesellschaft keine Antwort. Um die Demokratie zu festigen, die Brasilien heute darstellt, ist es von fundamentaler Wichtigkeit, dass wir eine Wahrheitskommission haben, die tätig ist. Dies ist eine Leitlinie, die von der Präsidentin Dilma [Rousseff] klar formuliert worden ist und die im Rahmen unseres Menschenrechtsprogramms geschaffen wurde. Das Projekt ist gut, es reagiert auf die Fragen mit klaren Instrumenten die es uns ermöglichen, die Umstände der Morde, des gewaltsamen Verschwindenlassens und von Folter in Brasilien zu klären, die historischen Orte zu finden und uns dem Probelm bezüglich der Archive und Informationen zu stellen, die noch immer nicht öffentlich sind. Es reagiert auf die Bedürfnisse und wir dürfen es nicht weiter verschieben. Deshalb fordern wir eine Vereinbarung, damit die Kommission mit ihrer Arbeit beginnen kann. Jetzt ist der Zeitpunkt, zu dem die brasilianische Regierung die Möglichkeiten hat, um dies zu tun.

Der frühere Verteidigungsminister, Nelson Jobim, teilte viel mehr die Ansichten der Militärs – und seiner Kritiker – gegenüber dieser Kommission, als der jetzige Amtsinhaber, Celso Amorim. War dieser Wechsel hilfreich dabei, die Zustimmung zu diesem Projekt zu fördern?

Maria do Rosário Nunes: Amorim ist eine Person, die sich den Menschenrechten sehr verpflichtet fühlt, aber es gab auch keinerlei Schwierigkeiten mit dem vorherigen Verteidigungsminister. Denn es gab bereits ein Bewusstsein über die Bedeutung dieses Projekts, das aus der Führungsarbeit der Präsidentin Dilma [Rousseff] hervorgegangen ist.

Im Februar wurden in San Pablo die Grabungen auf der Suche nach sterblichen Überresten von Diktaturopfern wieder aufgenommen. Werden sie fortgesetzt?

Maria do Rosário Nunes: Ja, und sie werden auch in Petrópolis [Stadt im Bundesstaat Rio de Janeiro] durchgeführt, wo das „Casa da Morte“ [„Haus des Todes“, ein Ort, der von den Militärs für Folter und Morde genutzt wurde] sich befindet und ebenso in Araguaia [wo eine Guerilla gleichen Namens operierte].

 

Weiterlesen:

 Ohne Öffnung der Diktatur-Archive keine vollständige Wahrheit | Interview mit Marlon Alberto Weichert | Von IHU – Unisinos Instituto Humanitas Unisinos | in poonal 962 | September 2011

 

 

 

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