Alarmierender Anstieg bei Festnahmen von Migrantinnen

Von Redaktion Cimac

(Mexiko-Stadt, 24. November 2017, cimacnoticias).- In nur sechs Jahren hat sich in Mexiko die Zahl der festgenommenen Migrantinnen verfünffacht, die aus dem nördlichen Dreieck Zentralamerikas kommen: ihre Zahl stieg von 9.160 auf 47.383 Personen. 17 Prozent davon waren Mädchen unter elf Jahren. Mit diesen Zahlen schlug die mexikanische Nichtregierungsorganisation für die Rechte von Migrantinnen (Instituto para las Mujeres en la Migración – Imumi) Alarm. Laut dem Bericht wurden 94 Prozent der Festgenommenen sehr schnell in ihre Herkunftsländer abgeschoben. Dies bedeute, dass die mexikanische Migrationsbehörde den Migrant*innen und ihren Familien keinen Schutz ihrer Rechte und keine Möglichkeit gewährt, Asyl zu beantragen.

Flucht vor steigender Gewalt

In ihrem Bericht „Mittelamerikanische migrantische Familien in Mexiko“, den die NRO vor einigen Tagen veröffentlicht hat, schreibt sie, „dass die massive Gewalt in El Salvador, Guatemala und Honduras verheerende Folgen vor allem für Frauen, Mädchen und junge Menschen habe“.

Da die Frauen diesem Kontext der Gewalt entkommen wollen, sei die Zahl der Migrantinnen von 2011 bis 2016 angestiegen und demzufolge auch die Zahl ihrer Festnahmen. 2011 seien 14 Prozent der festgenommenen Migrant*innen auf der Durchreise in Mexiko Frauen gewesen, in 2016 waren es bereits 25 Prozent waren, so der Bericht.

Besorgniserregend sei die Migration von Mädchen, die laut statistischen Erhebungen des mexikanischen Innenministeriums und seiner Migrationsabteilung im Jahr 2016 bei 8.020 festgenommenen Mädchen zwischen 0 und 11 Jahren gelegen habe. Diese Zahl entspricht 17 Prozent der festgenommenen Migrant*innen, so die auf weibliche Migration spezialisierte NRO.

Es seien vor allem Mütter, die mit ihren Töchtern reisten, so die Erhebungen der mexikanischen Regierung zu Personen, die wieder in ihre Heimatländer zurückgeführt wurden.

Neues Phänomen: Migration junger Mädchen

Laut der Organisation Imumi sei die Migration von sehr jungen Mädchen ein neues Phänomen. Früher seien vor allem junge Menschen zwischen zwölf und 17 Jahren festgenommen worden, während diese Entwicklung sich 2016 umgekehrt habe. Die Zahl der festgenommenen jungen Menschen sei auf 6.267 Personen zurückgegangen.

Von 2014 bis 2016 habe die mexikanische Migrationsbehörde (Instituto Nacional de Migración – INM) 50.149 Minderjährige festgenommen. 39 Prozent von ihnen kamen aus Guatemala, 37 Prozent kamen aus Honduras und die übrigen 24 Prozent aus El Salvador, so der Bericht.

Ziel der USA: Migration aus Mexiko stoppen

Die NRO zeigt auf, dass die gestiegene Anzahl der Festnahmen von Frauen, Mädchen und jungen Menschen an der Grenze im Süden Mexikos Teil einer verschärften Politik sei, mit einer stärkeren Kontrolle der Migration von mexikanischer und US-amerikanischer Seite aus.

Seit 2013 hat die US-amerikanische Regierung – damals noch unter der Präsidentschaft von Barack Obama – Mexiko im Rahmen der Mérida-Initiative finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt (24 Millionen US-Dollar), um die Sicherheitsmaßnahmen an der Grenze im Süden Mexikos zu erhöhen. (Die Mérida-Inititative ist ein Vertrag zwischen den USA, Mexiko und Zentralamerika zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens).

Seit dieser Zeit wurde die Grenze im Süden Mexikos verstärkt kontrolliert und Mexiko hat von 2014 bis 2016 insgesamt 421.395 Mittelamerikaner*innen abgeschoben, davon waren 88.155 Personen minderjährig.

Schnelle Abschiebung von Minderjährigen

Laut dem Bericht wurden von den Festgenommenen 94 Prozent sehr schnell in ihre Herkunftsländer abgeschoben, das heißt die mexikanische Migrationsbehörde gewährleistet den Migrant*innen und ihren Familien keinen Schutz ihrer Rechte und keine Möglichkeit, Asyl zu beantragen.

Vor allem unbegleiteten Minderjährigen gewährt Mexiko nicht ihre Rechte, warnt die Organisation Imumi. Im Jahr 2014 habe Mexiko 77 von 100 unbegleiteten und festgenommenen Minderjährigen abgeschoben. Im Vergleich dazu schoben die USA im gleichen Jahr nur 3 von 100 festgenommenen Kindern ab und bemühten sich, den Großteil der Minderjährigen bei Familienangehörigen unterzubringen.

Recht auf humanitäres Visum

Der Bericht weist darauf hin, dass unbegleitete Minderjährige in Mexiko das Recht auf ein humanitäres Visum haben.

Der UN-Ausschuss zum Schutz der Rechte aller Wanderarbeitnehmer*innen und ihrer Familienangehörigen empfahl der mexikanischen Regierung im Oktober, die Verfolgung und Festnahme von minderjährigen Migrant*innen zu stoppen.

Einziges Ergebnis der bisherigen Migrationspolitik sei sowohl in Mexiko als auch in den USA der Anstieg des organisierten Verbrechens, des Menschenhandels und der Gewalt gegenüber Migrant*innen während ihrer Reise sowie die Verweigerung der Sicherheit für Menschen, die Schutz suchten, so die Schlussfolgerung des Berichts.

Die NRO Imumi empfahl in ihrem Bericht, dass der mexikanische Staat seine Politik gegenüber den Nachbarländern im Süden änderrn solle; er solle die festgenommenen Personen über ihre Rechte auf Schutz informieren; er solle die Beamt*innen der Migrationsbehörde schulen, damit diese Menschen erkennen können, die Asylbedarf haben und eine größere Anzahl von humanitären Visa ausstellen.

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