„Schluss mit den Vergewaltigungen!“ – Demos in 47 Städten

(Mexiko-Stadt, 1. Februar, cimac noticias/poonal).- Nach mehreren Vergewaltigungsfällen haben Frauen und Queers am 28. Januar in Uruguay gegen sexualisierte Gewalt demonstriert. Eine Gruppenvergewaltigung mit vier Tätern hatte die gesellschaftliche Wut hochkochen lassen und zu den landesweiten Protesten geführt.

Bereits während der vergangenen Monate waren die Geschichten zweier junger Frauen im Alter von 19 und 26 Jahren bekannt geworden, die Opfer von Vergewaltigung geworden sind. Ebenso die Geschichten dreier Mädchen zwischen 10 und 12 Jahren und zweier Frauen im Alter von 30 und 75 Jahren. Sie alle wurden in Uruguay von ihren Freunden, Vätern, Stiefväter, Partnern oder Unbekannten vergewaltigt.

Ein Fall ließ die Empörung über das Ausmaß sexualisierter Gewalt jedoch besonders aufkommen: Eine 30-jährige Frau hatte am 23. Januar in einer Bar einen Mann kennengelernt und ihn nach Hause begleitet. Dort hatten er und drei weitere Täter sie vergewaltigt.

„Es soll brennen“ – landesweite Wut über die Gewalt

Unter dem Motto #QueArda („Es soll brennen“) haben Uruguayer*innen nun auf über 47 Plätzen des Landes demonstriert. In einer Pressemitteilung heißt es: „Die Kultur der Vergewaltigung liegt darin, sie zu normalisieren, darauf zu bestehen, dass Mädchen nicht mit „kurzen Röcken“ provozieren, statt Männern beizubringen, dass Nein Nein heißt. Dass sie nicht über unsere Körper bestimmen, dass wir kein Sexspielzeug sind.“

„Heute demonstrieren wir wieder einmal gegen die Kultur der Vergewaltigung, die als Praxis des Machtmissbrauchs, des Krieges, der Kolonisierung verwurzelt und naturalisiert ist. Und selbst wenn diese Kultur mit den perversesten Mitteln verheimlicht wird, so erhalten die Medien, die Justiz, die Familie, die Kirche, das Militär und der Staat sie aufrecht.“

Die Frauen beschreiben die Kultur der Vergewaltigung, die sie auslöschen wollen, genau. Dazu gehörten auch die Familien, die Vergewaltiger decken und die Opfer zwingen, mit ihrem Aggressor auf engem Raum zu leben. Zu den Forderungen der Demonstrierenden gehört außerdem der Ausbau der Sexualerziehung und die Einhaltung der Gesetzgebung, um das Problem anzugehen.

Teil der Kultur der Vergewaltigung sei es, so die Protestierenden, daran festzuhalten, dass der Mann „Bedürfnisse“ und sexuelle „Triebe“ habe, die er nicht kontrollieren könne, als seien es pure Instinkte ohne Gehirn. Eine Kultur der Vergewaltigung bedeutet auch, die Version des Opfers in Frage zu stellen und ihre Entscheidungen anzuzweifeln – denn das rechtfertigt das Handeln des Täters.

Sexualerziehung als Schlüssel

Laut den Demonstrierenden sind Frauen täglich mit Diskursen konfrontiert, die sie verängstigen, einschüchtern und zweifeln lassen sollen. Es handele sich um Diskurse, die die Sexualerziehung auf den familiären Rahmen beschränken – ausgerechnet dorthin, wo die meisten Gewaltfälle auftreten. „Daher fragen wir uns: Was passiert mit den Mädchen, Jungen und Jugendlichen, für die die eigene Familie ein Risiko bedeutet? Werden wir unsere Verantwortung für sie weiterhin verleugnen? Werden wir sie weiterhin zum Schweigen zwingen?“

Die demonstrierenden Frauen aus Uruguay sind der Überzeugung, dass eine grundlegende Sexualerziehung ab dem Kindheitsalter nötig ist, um den eigenen Körper zu kennen, für ihn zu sorgen und ebenso die Körper der anderen zu respektieren. „Die Sexualerziehung ist keine Gefahr – gefährlich ist es, dass sie uns immer noch zum Schweigen zwingen“, hieß es.

In diesem Sinne sei die Erziehung der Weg zur Abschaffung der Gewalt. Auf allen Ebenen des Bildungssystems sei daher eine Sexualerziehung nötig, die bei den Menschenrechten beginnt, denn schließlich seien in dieser Notsituation Leben in Gefahr.

Kritik an Präsident Lacalle Pou

Der uruguayische Präsident, Luis Lacalle Pou, hatte die Gruppenvergewaltigung, die die Demonstrationen auslöste, verurteilt und als „ekelhaft und abnormal“ bezeichnet. Für seine Aussage „Vergewaltigungen gehören nicht zum menschlichen Wesen, ebenso wenig zum männlichen Geschlecht“ kritisieren ihn Feminist*innen jedoch: Er habe die Realität verkannt und ein schwerwiegendes gesellschaftliches Problem verbergen wollen. „Machen sie sich klar, Herr Präsident, dass Vergewaltiger Menschen sind, hauptsächlich nämlich Männer, gesunde Söhne des Patriarchats“, antworteten sie.

In diesem und anderen Fällen verlangen die Frauen den aktiven Einsatz des Präsidenten: den Widerruf seiner Aussagen und die Annahme seiner Verantwortung als Staatsoberhaupt. Ebenso fordern sie, dass das Gesetz über sexualisierte Gewalt gegen Frauen (Ley de Violencia hacia las Mujeres Basada en Género, Ley 19.580) eingehalten wird. Es sieht Mittel zum Schutz, zur Entschädigung und Gerechtigkeit für Opfer im ganzen Land vor.

Auf der Seite des Originaltextes finden sich zahlreiche Videos von den Demonstrationen!

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