Poonal Nr. 760

Deutsche Ausgabe des wöchentlichen Pressedienstes lateinamerikanischer Agenturen vom 11. April 2007

Inhalt


MEXIKO

GUATEMALA

HONDURAS

KARIBIK

KOLUMBIEN

BRASILIEN

ARGENTINIEN

CHILE

SÜDAMERIKA


MEXIKO

Parlament debattiert über Legalisierung der Abtreibung in Mexiko-Stadt

(Buenos Aires, 3. April 2007, púlsar-cimac-poonal).- Das Abgeordnetenhaus des Bundesdistrikts Mexiko-Staat kündigte an, am 24. April über die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs zu debattieren. Die Fraktion der Partei der Demokratischen Revolution PRD (Partido de la Revolución Democrática) hat ein Gesetzesprojekt vorgestellt, nachdem in Mexiko-Stadt Abtreibungen in den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft erlaubt sein sollen. Aktuell erlaubt der Gesetzgeber nur Abtreibungen in Fällen von Vergewaltigung, Lebensgefahr für die Mutter oder angeborenen Missbildungen.

Die PRD-Abgeordnete Maricela Contreras präsentierte im Abgeordnetenhaus eine Initiative zur Erweiterung der legalen Abtreibungsgründe. Nun sollen auch ökonomische Gründe geltend gemacht werden können. Zudem soll die Abtreibung erlaubt werden, wenn die Schwangerschaft in Folge von Menschenhandel oder Kuppelei entstanden ist oder die persönliche Lebensplanung der Frau stark beeinflussen würde.

Contreras, die auch Präsidentin der Gleichheits- und Geschlechterkommission im Parlament ist, nannte als Motiv für das Gesetzesprojekt auch, dass Abtreibung mit der Müttersterblichkeitsrate verknüpft sei. Zudem hätten Frauen das Recht zu entscheiden, wie viele Kinder sie haben möchten und in welchem Zeitraum. Dies sei in Artikel  4 der Verfassung sowie in internationalen Abkommen festgelegt, die Mexiko unterschrieben habe. So beispielsweise in der Konvention Belém Do Pará und im Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW).

Die mögliche Entkriminalisierung provozierte schwere Kritik von Seiten der katholischen Kirche. Die mexikanische Bischofskonferenz forderte alle Katholiken auf, mit allen ihnen zu Verfügung stehenden Mitteln das Leben zu verteidigen, da die Entkriminalisierung der Abtreibung „eine Lizenz zum Töten“ bedeuten könnte. Mehrere Abgeordnete äußerten in diesem Zusammenhang ihre Besorgnis über die Bedrohungen und verbalen Aggressionen von Seiten rechter Organisationen und der Kirchenführung.

Linke und feministische Gruppen bezichtigten ihre Gegner, die Realität des Problems nicht sehen zu wollen. Millionen von Frauen in Mexiko und ganz Lateinamerika würden das Gesetz ignorieren und sich für eine Abtreibung entscheiden. Der Eingriff würde dann oft in nicht autorisierten Kliniken oder mit Geburtshelferinnen in privaten Häusern durchgeführt. Dadurch seien die Frauen Risiken wie Infektionen und Unfruchtbarkeit ausgesetzt, viele von ihnen würden dabei sterben.

Die Annahme des Gesetzes wäre fast ein Novum in Lateinamerika. Nur in Costa Rica, Cuba und Guyana dürfen Frauen im ersten Vierteljahr der Schwangerschaft unabhängig von den Umständen abtreiben. Im Gegensatz dazu gibt es drei Länder – Chile, Nicaragua und El Salvador –  in denen Abtreibung ohne jegliche Ausnahme unter Strafe steht.

GUATEMALA

Mörder von Menschenrechtlerin Súchite verurteilt

(Guatemala-Stadt, 31. März 2007, cerigua-poonal).- Der Oberste Gerichtshof für Strafsachen, Drogendelikte und Vergehen gegen die Umwelt in Chiquimula hat César Pérez González für schuldig erklärt, die Menschenrechtsverteidigerin Meregilda Súchite ermordet zu haben.

Meregilda Súchite wurde am 2. April 2006 ermordet, als sie gerade zusammen mit ihrem Mann in ihrer Gemeinde auf dem Weg zur Kirche war. Laut einer Presseerklärung seien sechs Schüsse auf sie abgegeben worden. Danach habe Pérez González noch mit vier Machetenhieben auf sie eingeschlagen.

Das Menschenrechtszentrum CALDH (Centro para la Acción Legal en Derechos Humanos) hebt hervor, dass die besonderen Merkmale des Angriffs darauf hinwiesen, dass neben der Ermordung von Meregilda Súchite auch beabsichtigt gewesen sei, in der Region lebende Personen, die Delikte anzeigen könnten, abzuschrecken.

Súchite sei aufgrund ihrer Arbeit als Aktivistin in ihrer Gemeinde ermordet worden. Sie habe dort als Hebamme gearbeitet und sei im CALDH-Frauennetzwerk zur Beobachtung der Menschenrechte in der Region Ch’orti’ aktiv gewesen. Das Menschenrechtszentrum betonte, dass der Mord an Súchite aufgrund ihres Einsatzes für die Menschenrechte in ihrer Gemeinde verübt worden sei. Der Fall sei jedoch ein Beweis dafür, dass die Gerechtigkeit zum Zuge komme, wenn der Wille dafür vorhanden sei.

Die Organisation hofft nun, dass das Urteil nicht angefochten und für das guatemaltekische Justizsystem zum Präzedenzfall wird. So werde aufgezeigt, dass die Untersuchung sowie die Verurteilung von Menschenrechtsverletzungen möglich sei. CALDH forderte die zuständigen Behörden auch auf, der Familie von Meregilda Súchite den nötigen Schutz zu gewähren.

HONDURAS

Handelsdefizit verdoppelt

(Buenos Aires, 3. April 2007, púlsar).- Das Staatliche Institut für Statistik in Honduras hat diese Woche bekannt gegeben, dass sich das Handelsdefizit des Landes im vergangenen Jahr verdoppelt hat. Die Ursachen dafür seien ein Anstieg der Importe und ein Rückgang der Exporte. Der Bericht untersucht das Handelsdefizit im Jahr 2006. In diesem Jahr ist das Freihandelsabkommen CAFTA-RD zwischen den USA, Zentralamerika und der Dominikanischen Republik in Kraft getreten.

Laut den Daten stiegen die honduranischen Importe von Produkten aus den Vereinigten Staaten von 1,73 Milliarden US-Dollar im Jahr 2005 auf 2,18 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr an. Gleichzeitig verringerten sich die honduranischen Exporte in die USA von 1,6 Milliarden US-Dollar 2005 auf 980 Millionen US-Dollar 2006. Dementsprechend veränderte sich auch das Handelsdefizit von Honduras gegenüber den Vereinigten Staaten: Es ist von 660 Millionen US-Dollar im Jahr 2005 auf 1,2 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr angestiegen. Der Freihandelsvertrag zwischen den Vereinigten Staaten und Honduras ist am 1. April 2006 in Kraft getreten.

KARIBIK

Karibikstaaten gedenken Ende des Sklavenhandels

(Lima, 4. April 2007, na).- Mit einer Schweigeminute haben die Inselstaaten der karibischen Gemeinschaft CARICOM am 25. März der Abschaffung des transatlantischen Sklavenhandels vor 200 Jahren
gedacht. Mehr als 25 Millionen Afrikaner*innen wurden in der Zeit des Sklavenhandels aus Afrika verschleppt.

Ralph Gonsalves, Premierminister von St. Vincent und den Grenadinen und Präsident der CARICOM, sprach von „einer Chance, die Wunden zu heilen und zwischen den in den Sklavenhandel involvierten Akteuren Großbritannien, Frankreich, Spanien, Portugal, Niederlande und den Nationen Afrikas, Südamerikas sowie Indien einen Versöhnungsprozess einzuleiten“. Allerdings fügte Gonsalves hinzu, dass dies nicht möglich sei, wenn die Protagonisten nicht „die Verantwortung für den Missbrauch, die Gräueltaten und die Leiden des Genozids und der Sklaverei“ übernehmen würden.

Neben der Hauptveranstaltung am Sitz der CARICOM in Georgetown, Guyana, fanden in jedem der Mitgliedsländer Aktionen statt. Auf Jamaika wurde für die bei der Überquerung des Atlantiks umgekommenen Sklaven eine symbolische Begräbnisfeier durchgeführt. In der Dominikanischen Republik fanden Gedenkveranstaltungen in den Gebäuden, in denen die Sklaven versteigert, und in Guyana an den Orten, wo sie gefoltert und gehenkt wurden, statt.

KOLUMBIEN

Haftbefehl gegen sechs Bürgermeister

(Buenos Aires, 4. April 2007, púlsar-poonal).- Die kolumbianische  Generalstaatsanwaltschaft ordnete die Festnahme von sechs Bürgermeistern des im Osten des Landes gelegenen Departements Casanare an. Die Männer werden beschuldigt während ihrer Wahlkampfkampagnen Abkommen mit paramilitärischen Organisationen geschlossen zu haben. Die Antikorruptionseinheit der Staatsanwaltschaft gab bekannt, dass die sechs Bürgermeister „als Anwärter auf lokale Ämter bürokratische und finanzielle Übereinkünfte mit paramilitärischen Gruppen aushandelten“.

Den Untersuchungen zufolge hätten sich die angeklagten Bürgermeister während der Wahlkampagne im Jahr 2000 verpflichtet, die Hälfte des Haushaltsetats und zehn Prozent der Posten den Paramilitärs als Vergütung für deren Unterstützung zukommen zu lassen. Damit hätten die paramilitärischen Organisationen auch Posten in den jeweiligen Bürgermeisterämtern jener Region erhalten, die laut Presseberichten bedeutende Steuereinkommen aufgrund der Erdölförderung haben.

Die Bürgermeister sagten vor der Staatsanwaltschaft aus, dass sie die Vereinbarung unter Zwang unterschrieben hätten, um zu vermeiden, Opfer der Paramilitärs zu werden. Nach Angaben von Vertretern der Staatsanwaltschaft ist dies bisher das schwerwiegendste Abkommen zwischen öffentlichen Amtsträgern und bewaffneten rechten Gruppen.

BRASILIEN

Kritik vor Papstbesuch

(Montevideo, 4. April 2007, ecupress).- Der brasilianische Bischof Pedro Casaldáliga warnte Papst Benedikt XVI davor, dass die an den Befreiungstheologen Jon Sobrino gerichtete Rüge seine erste Reise nach Lateinamerika negativ beeinflussen werde. Im Mai wird der Papst anlässlich der Lateinamerikanischen und Karibischen Bischofskonferenz in Aparecida nach Brasilien kommen. Bischof Casaldáliga leitete jahrzehntelang die Diözese São Felix de Araguaia im Bundesstaat Mato Grosso.

Der brasilianische Bischof ist der Meinung, dass das Verfahren gegen „unseren lieben Jon Sobrino“ unter sehr schlechten Vorzeichen begonnen habe. Erschwerend komme hinzu, dass auch ein Kardinal der Kurie erklärt habe, die Befreiungstheologie sei vor Beginn der Konferenz in Aparecida ausgelöscht. Casaldáliga bezog sich damit auf Äußerungen des Kolumbianers López Trujillo, der als scharfer Gegner Sobrinos und der Befreiungstheologie gilt.

Erst Ende März hatte Trujillo eine ernste diplomatische Krise in Mexiko ausgelöst. Als päpstlicher Gesandter wandte er sich auf einer römisch-katholischen Konferenz strikt gegen eine Entkriminalisierung des  Schwangerschaftsabbruchs in Mexiko. Angehörige der Partei der Demokratischen Revolution PRD (Partido de la Revolución Democrática) forderten daraufhin die Ausweisung des Kardinals. Sie stützten sich auf die mexikanische Verfassung und werteten die Aussagen von López Trujillo als Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes.

Hinsichtlich der Nachhaltigkeit der von Trujillo geäußerten Prophezeiungen in Bezug auf die Befreiungstheologie meinte Casaldáliga, dass „der erlauchte Purpurträger“ akzeptieren werden müsse, dass der Gott der Armen auch nach der Bischofskonferenz weiterleben und aktiv sein werde. Auch das Befreiungsevangelium werde subversiv weitergeführt. „Leider werden weiterhin Hunger, Krieg, Ungerechtigkeit, Diskriminierung, Korruption und Habgier eine wahrhaftige Verpflichtung im Dienst der Armen Gottes von der Kirche fordern“.

Casaldáliga betont, dass das Leben Jesu selbst die Antwort sei. Die Entscheidung für die Armen müsse Politik und Religion bis in die letzten Konsequenzen prägen. „Zuerst gab es außerhalb der Kirche und später außerhalb der Erde keine Erlösung. Jon Sobrino erinnert uns daran, dass es keine Erlösung gibt, wenn die Armut nicht überwunden wird. Juan XXIII trat für eine Kirche der Armen ein, damit sie eine Kirche aller Menschen werde. Die Armen bestimmen mit ihrem verbotenen Leben und ihrem frühzeitigen Tod entweder das Wahrhaftige oder den Schein einer Gesellschaft, einer Kirche.“

Der Theologe Leonardo Boff richtete an Jon Sobrino folgende Worte: „Dich hat man auserwählt, den ehrfürchtigsten aller lateinamerikanischen Theologen, der Spiritualität und Theologie am treffendsten artikulieren kann, der sich für das gekreuzigte Volk einsetzt und es widerspiegelt, der in höchstem Maße die bezeichnenden Tugenden der Heiligkeit verkörpert. Man hat dein Werk von deinem schmerzhaften und gefährdeten Leben getrennt, als ob man den Körper von der Seele trennen könnte. Nur irdische Mächte, die alle geistlichen Fähigkeiten verloren haben, können etwas Derartiges tun. Der in El Salvador ermordete Óscar Romero, dessen Berater du warst, hat es mit seiner Aussage `man tötet denjenigen, der im Wege steht´ auf den Punkt gebracht. In gewisser Weise nimmst du an diesem Schicksal teil“.

Nachdem der Vatikan Jon Sobrino die scharfe Rüge erteilt hatte, bekundeten Menschen in unzähligen Demonstrationen auf der ganzen Welt ihre Solidarität mit dem baskischen Geistlichen, der seit 50 Jahren in El Salvador lebt.

Weitere 59 Landarbeiter befreit

(Fortaleza, 3. April 2007, adital-poonal).- Am 3. April wurden 59 Landarbeiter, die seit Dezember keinen Lohn mehr erhalten haben, aus Viehzuchthaziendas im Bundesstaat Maranhão im Nordosten Brasiliens befreit. In der Gruppe waren auch Minderjährige und schwangere Frauen. Die Entschädigungszahlungen belaufen sich auf 144.000 Reales (53.000 €).

Eine Gruppe von Gutachtern des Arbeitsministeriums befand sich seit dem 20. März in der Region, um eine Anzeige gegen Almerindo Nolasco das Neves, den Besitzer der Hazienda Uberlândia in Açailândia, zu prüfen. Beim Menschenrechtszentrum von Açailândia war Anzeige wegen unmenschlicher Arbeitsbedingungen gestellt worden.

In der Hazienda wurden 27 Landarbeiter angetroffen, die unter prekären Bedingungen lebten. Zudem fanden die Gutachter auf der Hazienda neun Gewehre. Dies deute auf Freiheitsberaubung hin
. Die Landarbeiter erklärten der Bundespolizei, dass ihnen von einem Wächter gedroht worden sei, sie im Falle eines Fluchtversuches zu erschießen.

Der Gutsbesitzer das Neves bezahlte den aus Maranhão und anderen Bundesstaaten im Nordosten des Landes angeworbenen Landarbeitern umgerechnet 24.000 Euro als Entschädigung. Sie waren seit Januar auf der Hazienda und hatten seitdem keinen Lohn erhalten. Zu der 55 Kilometer von Açailândia entfernt gelegenen Hazienda führe ein schlechter unbefestigter Weg, der die Fahrten der Landarbeiter erschwere, so der Koordinator der Grupo Móvil, Gilberto Ponte Braga.

Weitere 32 Landarbeiter in einer rechtlich illegalen Situation fand man auf zwei Haziendas in Buriticupu, die ebenfalls im Bundesstaat Maranhão liegen. Die Anwesen sind im Besitz von José Escócio. Unter ihnen befanden sich sechs Frauen und fünf Minderjährige. Eine der Frauen war schwanger. Der Haziendabesitzer musste den Landarbeitern eine Entschädigung von umgerechnet 28.700 Euro bezahlen.

Gilberto Ponte Braga vom Arbeitsministeriums erklärte, dass einige der  Landarbeiter auf den Haziendas von José Escócio in Salzlagern untergebracht waren und auf Netzen über den Säcken schliefen. Sie hätten weder über sanitäre Anlagen noch über Trinkwasser verfügt und hätten Wasser aus einem nahe gelegenen Bach getrunken. „Die Landarbeiter fingen Regenwasser in einer Tonnen auf. Sie setzen Fische  hinein, um die Moskitolarven zu vernichten, damit sie das Wasser trinken konnten“, berichtete der Gutachter.

Nach der Unterzeichnung des Arbeitsbuches wurden die Landarbeiter rechtmäßig entlassen. Sie haben nun Anspruch auf drei Zahlungen aus der Arbeitslosenversicherung in Höhe eines Mindestlohnes nach dem Gesetz 5.864/2002. Dieses setzt den Mindestlohn auf 360 Reales (132 €) fest. Zudem wurde ein Verwaltungsprozess eröffnet und die Namen der Haziendabesitzer werden in dem Arbeitgeberregister, einer Art „schwarzen Liste“, veröffentlicht, falls nachgewiesen wird, dass die Landarbeiter unter sklavenähnlichen Bedingungen gehalten wurden. Das Register beinhaltet derzeit 166 Namen.

Während der ersten drei Monate dieses Jahres wurden bei 17 Razzien 483 Verstöße ermittelt und 583 Personen befreit, die unter  menschenunwürdigen Bedingungen lebten.

ARGENTINIEN

Ende für Abkommen mit Großbritannien

(Lima, 4. April 2007, na).- Vier Tage vor dem 25. Jahrestag des Beginns des Krieges um die Malvinen- bzw. Falklandinseln gab die argentinische Regierung am 29. März bekannt, dass Ölfirmen, die unter britischem Vertrag stehen, auf dem Archipel weder forschen und noch Öl gewinnen dürfen.

Wie zwei Tage zuvor bekannt wurde, haben die argentinischen Regierenden zudem entschieden, eine Kooperation zur Suche und Ausbeutung von Erdöl zu beenden, die 1995 zwischen Argentinien und Großbritannien im Rahmen der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen beschlossen worden war. Außenminister Jorge Taiana zufolge hatte das Abkommen keine Vorteile für sein Land. Großbritannien habe “anhaltend einseitig illegale Maßnahmen” ergriffen, um Genehmigungen zum Abbau zu bekommen, ohne die argentinische Regierung zu konsultieren.

Argentinien hält die Problematik der Souveränität der Malvineninseln für nicht gelöst, während Großbritannien dieses Thema mit Argentinien nur verhandeln will, wenn die Bewohner des Archipels dies fordern.

CHILE

Umweltschützer lehnen Anbau genmanipulierter Pflanzen ab

(Fortaleza, 30. März 2007, adital-poonal).- Das Netzwerk für ein gentechnikfreies Chile weist „energisch“ eine gemeinsame Ankündigung des Landwirtschaftsministers Álvaro Rojas, des Vizepräsidenten der Regulationsstelle des globalen Unternehmens Monsanto Jerry Hjelle sowie des Monsanto-Generalmanagers in Chile Alfredo Villaseca zurück. Diese planen die Aussaat von 5.000 Hektar genveränderter Sojapflanzen für das Frühjahr 2007 und 20.000 Hektar bis ins Jahr 2010.

„Diese einseitige Entscheidung des Ministers bevorzugt die Unternehmensinteressen Monsantos, das gentechnikfreie Image der chilenischen Landwirtschaft zu zerstören. Zudem bricht sie mit einer Abmachung, die Präsidentin Michelle Bachelet mit den Umweltorganisationen getroffen hat. Die Staatschefin hatte offiziell darauf hingewiesen, dass `das Land nicht für den kommerziellen genmanipulierten Anbau geöffnet werden soll und die Voraussetzungen für wissenschaftliche Studien über die ökologischen Auswirkungen der Reproduktion genveränderten Saatguts geschaffen werden sollen“, informierte die Organisationen in einer Presseerklärung.

„Der Landwirtschaftsminister setzt sich nicht nur über die Vereinbarungen der Präsidentin hinweg, sondern er verkennt auch den massiven gentechnischen Raubzug von Monsanto in Chile. Dieser wird negative Auswirkungen („Schatteneffekte“) auf die landwirtschaftlichen Exporte haben und das produzierende Gewerbe in Mitleidenschaft ziehen. Das betrifft besonders die sich weltweit im Aufschwung befindliche Biolandwirtschaft, die in Chile und überall dort, wo die Nachfrage auf dem Weltmarkt das Angebot übersteigt, große Entwicklungsperspektiven hat“, teilte das Netzwerk in seiner Meldung mit.

Gleichzeitig äußerten die Umweltschützer, dass „die Vereinbarung die Interessen der kleinen Landwirte nicht beachtet, die über die Methoden von Monsanto nicht informiert sind. Das technologische Gesamtpaket des Unternehmens beinhaltet patentiertes Saatgut, das in nachteiligen Verträgen an den Kauf von Monsantos-Herbiziden gebunden ist, für das die Bauern unter Verbot der Wiederaussaat einen höheren Preis zahlen müssen. Wer gegen die Verträge über das geistige Eigentum verstößt, wird von biotechnologischen Ermittlern verfolgt, vor Gericht gebracht und dazu verpflichtet, übertrieben hohe Summen für die Verletzung des Patentrechtes zu zahlen. So ist es bereits Hunderten von kanadischen und US-amerikanischen Bauern widerfahren. Die Landwirte wurden darüber hinaus zur Zahlung von Bußgeldern wegen der versehentlichen Verunreinigung ihrer Güter mit genmanipuliertem Saatgut verpflichtet.“

„Wir fordern den Landwirtschaftsminister auf, die Ankündigung, die den Interessen der nationalen Landwirtschaft schadet, zu widerrufen. Wir fordern Transparenz seiner Entscheidungen und dass er sich im Sinne einer Stärkung Chiles als „landwirtschaftliche Nahrungsmittelkapazität“ auf das Wachstum der konventionellen, biologischen Landwirtschaft konzentriert. Wir fordern von ihm den Schutz der wertvollen landwirtschaftlichen genetischen Ressourcen, über die das Land verfügt“, verdeutlichte das Netzwerk.

Mehrere hundert jugendliche Demonstranten festgenommen

(Fortaleza, 2. April 2007, adital-poonal).- Tausende Schüler und Schülerinnen gingen am 30. März in Santiago de Chile auf die Straße, um Bildungsreformen und Verbesserungen im Transportsystem der Stadt zu fordern. Zudem gedachten sie des Tags des Jungen Kämpfers, der an die Ermordung von zwei jungen Aktivisten durch die Diktatur Augusto Pinochets erinnert.

„Wir begehen den Tag des Jungen Kämpfers, aber die Proteste richtet sich auch gegen das Bildungsgrundgesetz, weil die Protest
e des letzten Jahres noch keine Erfolge gezeigt haben“, sagte die Studentin Natália Alvarez. Die Regierung hatte etwa 4.000 Polizeibeamte eingesetzt. Sie verhafteten 900 Schüler und Schülerinnen, von denen 60 Prozent unter 16 Jahre alt waren.

SÜDAMERIKA

Ecuador und Paraguay treten der Bank des Südens bei

(Fortaleza, 3. April 2007, adital-poonal).- Mitte April wollen die Präsidenten von Ecuador und Paraguay, Rafael Correa und Nicanor Duarte, ihre Beitrittserklärung zur neu gegründeten Entwicklungsbank Bank des Südens unterzeichnen. Dies gab der bolivianische Finanzminister Luís Arce Catacora vor kurzem bekannt. Man arbeite daran, dass die Bank in der Region so bald als möglich Kredite für Produktion und Infrastruktur zur Verfügung stelle.

Arce erklärte weiter, dass die Regierungen Boliviens, Argentiniens und Venezuelas schon an der Satzung der „Bank des Südens“ arbeiten würden, während weitere Länder sich dem Projekt anschließen könnten.  Während der letzten Fachsitzung kündigten die Vertreter Ecuadors und Paraguays an, ihre Beitrittserklärung noch in diesem Monat unterzeichnen zu wollen.

Acre, der ebenfalls an dem Treffen teilnahm, erklärte, dass bislang noch kein Datum für den Beginn der Aktivitäten der Entwicklungsbank festgelegt sei. Man habe jedoch bedeutende Fortschritte bei der Gründung der Finanzinstitution gemacht. „Das gibt uns den Impuls, sobald als möglich Resultate zu erzielen und die Bank des Südens bald ihre Aktivitäten aufnimmt.“

Herausgeber: Nachrichtenpool Lateinamerika e.V. Köpenicker Straße 187/188, 10997 Berlin, Tel.: 030/789 913 61 e-mail: poonal@npla.de, Internet: http://www.npla.de/

Redaktion in Mexiko: Kristin Gebhardt, Wolf-Dieter Vogel Tel./Fax.: 0052-55-55541480, e-mail: poonalmex@npla.de

Koordination in Berlin: Eva Völpel

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