Poonal Nr. 672

Deutsche Ausgabe des wöchentlichen Pressedienstes lateinamerikanischer Agenturen vom 07. Juni 2005

Inhalt


MEXIKO

HAITI

KOLUMBIEN

BRASILIEN

NICARAGUA

GUATEMALA

PANAMA

PERU


MEXIKO

Mexikanische Bank wird der Benachteiligung von Indígenas beschuldigt

(Fortaleza, 31. Mai 2005, adital).- DieNichtregierungsorganisation Enlace Civil hat eine Mitteilung ihrer Bank Bilbao Vizcaya Bancomer (BBV Bancomer) veröffentlicht, in der sie gebeten wird, sämtliche Bankkonten aufzulösen. Als Begründung dazu heißt es, dass “man sich vor der Geldwäsche schützen müsse”. Enlace Civil bat alle, die “den friedlichen Kampf der indigenen zapatistischen Gemeinden zur Schaffung einer gerechteren und würdevolleren Welt” unterstützten, der Bank öffentlich zu erklären, dass sie die Diskriminierung nicht weiter dulden würden.

Das Geld der NGO stammt von italienischen Stadtregierungen, der finnischen Botschaft und anderen Regierungen und sozialen Institutionen. Das Geld wird für Produktions-, Bildungs- und Gesundheitsprojekte in den zapatistischen Gemeinden verwendet. Aufgaben, die eigentlich im Verantwortungsbereich der mexikanischen Regierung liegen. Die NGO erklärte, dass ihre Aktivitäten “vollkommen legal und transparent” seien und “unter ständiger und strenger Prüfung seitens politischer Stellen und dem Finanzamt stünden”.

Weiterhin unterstrich die NGO, dass “mit einem derartigen rassistischen und anmaßenden Verhalten auch all diejenigen als “Geldwäscher” beschuldigt werden, die finanziell den Bau von Schulen, Restaurants, Kliniken, Trinkwassersystemen, Elektrifizierungsprojekten, Bibliotheken, würdevollere Wohnvorhaben und agrarökologische Projekte unterstützen”.

Bereits im April informierte die gleiche Bank BBV Bancomer ohne Begründung die indigene Organisation OSIMECH, dass sie ihr Konto schließen müsse. Die Organisation bildet Gesundheitsberater in den indigenen Gemeinden in der Hochebene von Chiapas aus.

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Weiteres Basisradio erhält Sendelizenz

(Buenos Aires, 2. Juni 2005, púlsar).- Dasmexikanische Ministerium für Kommunikation und Verkehrswesen SCT (Secretaría de Comunicaciones y Transportes) hat dem Basisradio Radiobemba FM in der nordmexikanischen Stadt Hermosillo eine Sendelizenz für die nächsten sieben Jahre erteilt. Laut den Initiatoren soll mit Radiobemba „ein Sender geschaffen werden, der der Bevölkerung die Möglichkeit bietet sich aktiv zu beteiligen und sich gesellschaftlich zu organisieren“. Das Radio hat sich vorgenommen über Themen wie Menschenrechte, Umwelt, Sexualaufklärung sowie über Frauenthemen und Alternativkultur zu berichten. Das Radio soll Jugendlichen und Gruppen die Möglichkeit bieten ihre Meinung zu äußern und zu verbreiten.

Mit der Lizenzvergabe für Radiobemba haben inzwischen zehn Basisradiosender eine offizielle staatliche Sendelizenz. „Das ist ein großer Erfolg, wenn wir bedenken, dass der Staat 39 Jahre lang keine Lizenzen an Basisradiosender vergeben hat“, erklärte AMARC Mexiko in einem Schreiben. Trotzdem weise die Gesetzgebung weiterhin schwere Defizite auf und stehe im Widerspruch zur Ausübung von Menschenrechten, wie der freien Meinungsäußerung. Angesichts dieser Situation verweisen Organisationen wie AMARC Mexiko und die Mexikanische Menschenrechtskommission darauf, dass eine Reform des nationalen Rundfunkgesetzes unumgänglich sei.

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HAITI

Offizielle Stellen zweifeln am Wahlprozess

(Buenos Aires, 1. Juni 2005, púlsar).- „Diefestgesetzten Fristen können nicht eingehalten werden”, erklärte Robert Badieu, Fischereiminister in Haiti, im Zusammenhang mit den sich im zeitlichen Rückstand befindlichen Wahlvorbereitungen. Die für Oktober und November angesetzten Wahlen werden als entscheidender Schritt im Institutionalisierungsprozess des Landes gewertet. Den Plänen des provisorischen Wahlrats CEP zufolge sollen die Kommunalwahlen am 9. Oktober, die Parlamentswahlen am 13. November stattfinden ‑ nach Ansicht Badieus ein nicht zu realisierendes Vorhaben.

Anlässlich der Wahl der 129 Parlamentsabgeordneten und der rund 7.000 kommunalen Vertreter in den neun Departments haben sich die Behörden das ehrgeizige Ziel gesetzt, noch vor dieser „ersten nicht manipulierten Wahl“ etwa vier Millionen Wähler zu registrieren, das heißt, etwa die Hälfte der gesamten Bevölkerung Haitis. Aufgrund der knappen zeitlichen Planung liegen sie mit ihren Bemühungen jedoch weit im Rückstand.

Der Mutlosigkeit der politischen Kräfte steht ein zumindest gemäßigter Optimismus einiger führende Militärs der Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Haiti (Minustah) gegenüber, angesichts der Kontrolle über die Gewalt im Land durch die Blauhelme. Die Interimsbehörden ihrerseits versichern, die Wahlbeteiligung habe unter drei Prozent gelegen, als der haitianische Ex-Präsident Aristide seinerzeit erstmals zum Staatsoberhaupt gewählt wurde. Nach jahrzehntelanger Diktatur und Terrorherrschaft gewann der ehemalige Priester im Dezember 1990 die Wahl zum Präsidenten. Seine Amtszeit währte kaum mehr als ein halbes Jahr: Im Februar 1991 angetreten, wurde Aristide bereits im September desselben Jahres durch einen Militärputsch gestürzt.

Mittels einer von den USA geleiteten multinationalen Intervention wurde Aristide 1994 wieder als Staatspräsident eingesetzt und im Jahr 2000 erneut gewählt. Offiziellen Angaben zufolge betrug die Wahlbeteiligung ca. 62 %. Diplomatische Vertreter sowie lokale und ausländische Medien sprachen jedoch von lediglich 20 bis 30 Prozent der Wahlberechtigten, die von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht hätten.

Die Skepsis im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen ist zum einen der nur langsam fortschreitenden Registrierung der Wahlberechtigten geschuldet. Entscheidender ist jedoch die Angst vor Gewalttaten. Die Vereinigten Staaten haben bereits den Abzug der Familien ihrer diplomatischen Vertreter und aller vor Ort entbehrlichen Beamten veranlasst. Die größten Zweifel an der Durchführbarkeit der bevorstehenden Wahlen gehen auf die mangelnde Initiative des Staates zurück, der sich darauf beschränkt, Patrouillen in den engen Straßen Port-au-Princes einzurichten, wo etwa die Hälfte der Haitianer wohnen. Etwa 80 Prozent der 8,5 Millionen Einwohner leb
en in Armut.

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KOLUMBIEN

Kolumbianische Bauern verweigern Teilnahme an Verhandlungen über Freihandelsabkommen

(Buenos Aires, 2. Juni 2005, púlsar).- Nach einemBeschluss der kolumbianischen Bauern werden diese nicht an der 10. Verhandlungsrunde des andinischen Freihandelsabkommens TLC (Tratado libre de Comercio) teilnehmen. Das Abkommen umfasst die Länder Kolumbien, Ecuador, Peru und die Vereinigten Staaten. Die nächste Verhandlungsrunde findet am 6. Juni in Guayaquil, Ecuador statt. Die kolumbianischen Bauern begründeten ihre Entscheidung damit, dass bislang noch keine Stellungnahme der USA zu ihrer Anfrage eingegangen ist, die bereits am 6. Mai dieses Jahres gestellt wurde.

Die Anfrage beinhaltete das Angebot, für einen Anteil des lokalen Marktes an Getreide und ölhaltigen Früchte im Gegenzug den Handelszugang für Früchte, Gemüse, Tabak, Zigaretten und Ethanol in den USA zu erhalten. Wegen der großen Einigungsschwierigkeiten beim Agrarhandel und da die USA auf den Vorschlag nicht reagierten, beschlossen die kolumbianischen Bauern nicht an den Verhandlungen in Guayaquil teilzunehmen.

Präsident Álvaro Uribe gab indes bekannt, dass er ebenso auf eine Antwort der USA hoffe. Jedoch wies Uribe darauf hin, dass er überzeugt sei, sein Land könne zu einer Einigung mit den USA gelangen. Die Agrarfrage ist der strittigste Punkt zwischen den USA und den Andenstaaten Kolumbien, Peru und Ecuador. Grund ist der im Vergleich zu anderen südamerikanischen Ländern sehr starke Agrarsektor. Folglich möchten sich die andinischen Gremienmitglieder einen gerechten Wettbewerb mit den USA sichern.

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Bauern verlassen ihre Heimatorte

(Fortaleza, 1. Juni 2005, adital-poonal).- Weiterhinmüssen in Kolumbien Menschen aus Furcht vor bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Regierung, Guerilla und Paramilitärs ihre Heimatorte verlassen. Eine der am meisten betroffenen Regionen ist gegenwärtig die Gegend um den Fluss Buey, einem Nebenfluss des Río Atrato im Departement Chocó im Nordwesten des Landes. Bei der Mehrzahl der Vertriebenen handele es sich um Afrokolumbianer, so das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR). Das UNHCR hat sich kürzlich einer Untersuchungskommission der kolumbianischen Behörden angeschlossen, die Berichte über weitere Vertreibungen entlang des Flusses prüft.

Die Menschen seien aus Angst vor bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der kolumbianischen Armee und den verschiedenen illegalen bewaffneten Gruppen, die im Gebiet um den Río Buey operieren, geflohen. „Einige erzählten, sie seien geflohen, nachdem sie einen Hubschrauber sahen. Sie fürchteten, man würde auf sie schießen, wenn man sie mit Rebellen verwechselte. Andere klagten, in ihren Dörfern gebe es nichts mehr zu essen, weil die Händler aufgrund der unsicheren Lage nicht mehr kämen“, so das UNHCR.

Laut Aussage der Vertriebenen sei deshalb die gesamte afrokolumbianische Bevölkerung aus sieben Gemeinden zur Flucht gezwungen gewesen. Sie befindet sich jetzt in der Hauptstadt des Departements, Quibdó, wo sie von der Stadtverwaltung mit dem Nötigsten versorgt wird. Das UNHCR und andere humanitäre Organisationen haben vor einer Verschärfung der Krise im Departement Chocó gewarnt und die kolumbianischen Behörden und die internationale Gemeinschaft aufgefordert, etwas zu unternehmen, um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern. In Kolumbien haben über zwei Millionen Menschen aufgrund des bewaffneten Konfliktes ihre Heimatorte verlassen müssen.

Auch im Landkreis Argelina ist die Situation kritisch. Das Anwaltskollektiv Corporación Jurídica Libertad macht auf die schwierige Lage der ländlichen Bevölkerung aufmerksam, nachdem in der zweiten Maiwoche eine Militäroperation gestartet war. Bauern aus den Dörfern Buena Vista, El Dragal, El Café, La Albania, Buenos Aires, Mesones, La Reina, La Manuela, El Rosario, El Tesoro, Alto Bonito, La Gitana, Chembery, El Perú, Santa Inés und Santa María seien auf der Flucht in den Hauptort des Landkreises, Argelia, um nicht zwischen die Fronten von Armee und Guerilla zu geraten. Es hieß, dass sich einige Familien wieder auf den Heimweg nach Buenos Aires gemacht hatten, aber erfuhren, dass die Guerilla alle Bewohner zum Verlassen des Dorfes aufgefordert habe. Daraufhin beschlossen diese Familien, nach Argelia zurückzugehen.

Die Zahl außergerichtlicher Hinrichtungen von Bauern und von kampfunfähigen Personen sei in den letzten Monaten deutlich gestiegen. Es heißt, dass Angehörige der Opfer diese Fälle bei den zuständigen Behörden angezeigt hätten. Sie seien direkt von Angehörigen der IV. Brigade der kolumbianischen Armee zu verantworten, berichtet die Corporación Jurídica Libertad.

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BRASILIEN

Staudammopfer besetzen Interamerikanische Entwicklungsbank

(Buenos Aires, 1. Juni 2005, púlsar).- Bauern derBewegung der Staudammopfer MAB (Movimento dos Atingidos por Barragens) haben die Niederlassung der Interamerikanischen Entwicklungsbank IDB in der Hauptstadt Brasília besetzt. Sie machen die Institution für die Finanzierung von Staudämmen verantwortlich, die das Leben von knapp 1000 Familien deutlich verschlechterten.

Mehr als 300 Bauern des MAB besetzten den Sitz der Bank und forderten Entschädigungen für soziale, wirtschaftliche und kulturelle Schäden, die beim Bau des Staudamms Cana Brava durch die Baufirma Tractebel entstanden sind. Die IDB ist der Hauptfinanzier der Bauarbeiten an dem Staudamm im Bundesstaat Goiás. Vor drei Jahren waren mehr als 1000 Familien aus der Region verdrängt worden. Nur 25 Prozent von ihnen haben bis heute eine Entschädigung erhalten. Die Demonstranten beklagen, dass der Staudamm sich zu Krankheitsherd von Denguefieber und Tollwut entwickelt habe, durch die mehr als 1500 Rinder umgekommen seien.

Vorletzte Woche hatten Geschädigte der Staudämme in Serra da Mesa und Cana Brava auf den Baustellen der jeweiligen Projekte gezeltet. In Cana Brava mussten sie jedoch auf richterliche Anordnung die Baustelle räumen.

Bis heute weigert sich die belgische Firma Tractebel (Suez Gruppe) mit der MAB in einen Dialog zu treten. Nazareth Pereira de Almeida, Leiterin der MAB erklärt: “Wir sind hier in dem Gebäude der IDB da wir von dem Finanzier erwarten, dass er Verantwortung für die entstandenen Schäden übernimmt. Von dem Unternehmen fordern wir umgehend Entscheidungen zu unseren Gunsten. Seit langem erzielt Tractebel große Gewinne mit diesem Staudamm, aber die Verlierer sind die Menschen vor Ort.”

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2,5 Millionen Teilnehmer bei der Parade für die Rechte von Homosexuellen

(Fortaleza, 30. Mai 2005, adital-poonal).- Mehr alszweieinhalb Millionen Menschen zogen durch die Paulista Allee, die berühmteste Straße von São Paulo, um gegen die Vorurteile gegen Homosexuelle zu demonstrieren. Die Parade in São Paulo, die zum zweiten Mal stattfand, gilt als die weltweit größte Veranstaltung dieser Art. Der dreieinhalb Kilometer lange Straßenumzug war doppelt so groß wie vergleichbare Großereignisse in San Francisco (USA) und Toronto (Kanada).

Mit der Parole „Gleiche Rechte, nicht m
ehr und nicht weniger“, forderten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Parade die offizielle Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Ehen. Eine Forderung, die nicht nur von Homosexuellen gestellt wurde: Zahlreiche Jugendliche, Erwachsene, Alte und Kinder fanden den Weg zur Paulista und unterstützten den Kampf für die Gleichstellung.

Im brasilianischen Parlament brachte die ehemalige Abgeordnete der Arbeiterpartei PT Marta Supliy einen Gesetzesvorschlag ein, der die Legalisierung der zivilen Ehe zwischen Homosexuellen vorsieht. Die Lesben- und Schwulenbewegung beabsichtigt, 1,2 Millionen Unterschriften zu sammeln, damit das Gesetzesvorhaben, das sich schon seit zehn Jahren in Bearbeitung befindet, endlich verabschiedet wird.

An der Veranstaltung nahmen auch die Initiatorin des Gesetzesvorschlags, die gleichzeitig auch ehemalige Bürgermeisterin der Stadt ist, der amtierende Bürgermeister, José Serra, und Sergio Mamberti, Staatssekretär für die Abteilung kulturelle Identität und Diversität des Kulturministeriums (Secretario de la Identidad y Diversidad Cultural del Ministerio de Cultura) teil.

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NICARAGUA

Widerstand gegen Freihandelsvertrag

(Managua, 31. Mai 2005, adital-alc-poonal).- DieOmbudsmänner für Menschenrechte in Zentralamerika PPDH (Procuradores para la Defensa de los Derechos Humanos en Centroamérica) haben den Freihandelsvertrag TLC (Tratado de Libre Comercio) zwischen den zentralamerikanischen Staaten und den USA abgelehnt. Er schädige die kleinen Produzenten, Kunsthandwerker und Unternehmer, erklärte der nicaraguanische Ombudsmann Omar Cabezas. „Wenn der TLC in Kraft tritt, könnte er dazu führen, dass mehr als 150.000 Familien, die in der Produktion von Grundnahrungsmitteln beschäftigt sind, ihre Heimat verlassen müssen, so wie es bereits in Mexiko geschehen ist“, bekräftigte Cabezas.

Der nicaraguanische Ombudsmann verlas am vergangenen Dienstag auf einer Pressekonferenz das Dokument „Sie haben uns angelogen und tun es immer noch“, in dem er starke Kritik an der Situation des Landes äußerte. Das Dokument kritisiert vor allem diejenigen, die die Privatisierung von Strom, Bildung und Gesundheit mit dem Argument vorantrieben, dass sich die Dienstleistungen dadurch verbessern würden. Doch 15 Jahre später hätten immer noch eine Million Kinder und Jugendliche keinen Zugang zu Schulen und Universitäten. Gleichzeitig befänden sich die Krankenhäuser in einem desolaten Zustand. Auf diese Weise würden die Menschenrechte auf Bildung und Gesundheit verletzt.

„Jetzt sagen sie uns, dass die Lösung der Freihandelsvertrag DR CAFTA zwischen der Dominikanischen Republik, den Vereinigten Staaten und Zentralamerika die Lösung sei, weil er zu mehr Investitionen und damit mehr Arbeit führen würde.“ Der Text unterstreicht, dass das eine Lüge sei und der Vertrag ungerecht, da die Agrarprodukte der USA Zuschüsse bekämen, während nicaraguanische Produkte weder finanzielle noch technische Unterstützung erhielten. Außerdem ist in dem Dokument zu lesen, dass die landwirtschaftliche Produktion stark geschädigt werden würde und die Landflucht in die Städte Nicaraguas und ins Ausland außer Kontrolle geraten könnte.

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GUATEMALA

Bauernführerin gewaltsam verhaftet

(Guatemala-Stadt, 30. Mai 2005, cerigua).- DieBauernvereinigung CUC (Comité de Unidad Campesina) verurteilte die gewaltsame Festnahme von María Antonia Carrillom, der CUC-Vorsitzenden im Bezirk von Puerto San José in der Stadt Escuintla. Am Morgen des 28. Mai sei sie überfallartig von Beamten der Kriminalbehörde SIC verhaftet worden, die ihr sogleich eine Plastiktüte über den Kopf gezogen hätten, so Rafael González, Leiter der CUC.

González sagte, dass es erst nach einer langen Suche und Befragung zahlreicher Zeugen gelungen sei, zu rekonstruieren, dass sich Carrillo „in einer Telefonzelle befand, als sich mehrere Männer auf sie stürzten und sie gewaltsam in ein rotes Auto zogen“. Später konnte festgestellt werden, dass sie sich auf dem Kommissariat von Escuintla befand.

Der Bauernführer sagte weiter, dass Carrillo, nachdem Rechtsmittel gegen ihre Verhaftung eingelegt worden waren, den Vertretern der Ombudsstelle für Menschenrechte PDH (Procuraduría de los Derechos Humanos) gegenüber aussagte, dass die Polizisten der SIC sich nicht als solche ausgewiesen hätten und sie gewaltsam in das Auto gezerrt und beleidigt hätten.

Gegen Carrillo und sieben weitere Personen aus der Gemeinde La Arenera in Puerto San José sind Haftbefehle wegen schweren Landfriedensbruchs ausgestellt worden. Der Anwalt eines Großgrundbesitzers, dessen Weideflächen im Jahre 2000 von landlosen Familien besetzt worden waren, hatte beim Innenministerium die Ausstellung der Haftbefehle erwirkt.

Nach zahlreichen Räumungs- und Einschüchterungsversuchen wurde schließlich beschlossen, an einem Runden Tisch Gespräche und Verhandlungen zwischen allen Beteiligten zu führen, unter anderem unter der Mitwirkung des Anwaltes des Großgrundbesitzers. Dabei sollen der Zugang, der Besitz und die Nutzung des Landes geregelt werden. Aus diesem Grund sieht González die Verhaftung von Carrillo als einen weiteren Versuch an, die Bauernbewegung einzuschüchtern.

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PANAMA

Arbeiter setzen Streik fort

(Buenos Aires, 2. Juni 2005, púlsar-poonal).- Am2. Juni demonstrierten Tausende Panamaer als Zeichen ihrer Trauer in schwarzer Kleidung, nachdem das Parlament am Tag zuvor das umstrittene Gesetz zur Reform der Sozialversicherung trotz massiver Proteste angenommen hatte. Das Parlament hatte den Reformvorschlag mit 43 Stimmen dafür und 30 Stimmen dagegen verabschiedet. Dem Gesetzesvorschlag fügte der Präsident Martín Torrijos 142 Veränderungen hinzu, ohne diese jedoch mit den oppositionellen Organisationen zu diskutieren. Die Gesetzesänderung wird in den kommenden Tagen veröffentlicht und tritt damit offiziell in Kraft.

Aus Protest gegen das Gesetz befindet sich das Nationale Bündnis zur Verteidigung der Sozialversicherung seit letztem Donnerstag im Streik. Der Leiter des Bündnisses, Andrés Rodríguez, versicherte, dass der Streik solange fortgesetzt werde, bis die Regierung das Gesetz erneut im Parlament unter Beteiligung der verschiedenen Sektoren diskutiere und anschließend einer Volksabstimmung unterziehe.

Das Nationale Bündnis und die Oppositionsparteien lehnen das Gesetz aufgrund der Anhebung des Rentenalters sowie der Renteneinzahlung, die die Arbeiter und Unternehmer in Zukunft erbringen müssen, ab.

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PERU

Militäreinsatz zur Vernichtung von Kokapflanzungen endet mit einem Toten

(Buenos Aires, 1. Juni 2005, púlsar-poona).- DieAnführerin der Koka-Bauern Elsa Malpartida hat erklärt, dass während eines Militäreinsatzes zur Vernichtung von Kokapflanzungen im Wald von Tocache drei Bauern schwer verletzt wurden und mindestens einer der drei Verletzten auf dem Transport von San Martín nach Tingo María gestorben ist.

Malpartida dementierte, dass die anderen vierzehn verletzten Personen während der Auseinandersetzungen in Puerto Pizana Polizeiangehörige seien. „Sie
wollen uns als Terroristen und Verbrecher hinstellen, dabei haben wir uns nur verteidigt.“ Hinzu fügte sie, dass die polizeilichen Maßnahmen in einer rücksichtslosen Weise durchgeführt worden seien und auch solche Kokafelder erfasst hätten, die an das Nationale Kokaunternehmen ENACO (Empresa Nacional de Coca) lieferten.

Malpartida kritisierte dabei das Programm zur Förderung alternativer Anbauten der Kommission für die Entwicklung und ein Leben ohne Drogen DEVIDA (Comisión para el Desarrollo y Vida Sin Drogas). „DEVIDA vernichtet nur einige leicht erkennbare Kokafelder. Aber die Kokaplantagen deren Produktion an den Drogenhandel gehen befinden sich weit weg von den Landstraßen, an Orten, zu denen die Mitarbeiter von DEVIDA gar nicht hingehen“, sagte Malpartida.

Sie warnte davor den nationalen Streik der Kokabauern, der für nächsten Monat geplant ist, vorzuziehen, da dieser Protest sich gewalttätig entwickeln könnte. „Die Leute werden dieses Mal nicht nur auf die Straße gehen und durch die Straßen ziehen. Sie sind verärgert. Deswegen hoffen wir für das Wohl des ganzen Landes, dass die Regierung den Dialog sucht und konkrete Alternativen vorstellt, bevor sich der Streik in ein Chaos umwandelt“, betonte Malpartida.

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Herausgeber: Nachrichtenpool Lateinamerika e.V. Köpenicker Straße 187/188, 10997 Berlin, Tel.: 030/789 913 61 e-mail: poonal@npla.de, Internet: http://www.npla.de

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