Michelle Suárez, erste trans Abgeordnete des Landes, gestorben

(Montevideo, 23. April 2022, la diaria).- Am 22. April ist die Anwältin und Ex-Senatorin der Kommunistischen Partei Michelle Suárez Bértora gestorben. Wie der Direktor der Stelle für Diversität von Montevideo, Sergio Miranda, und la diaria bestätigten, wurde sie nur 38 Jahre alt. Laut lokalen Medienberichten starb Suárez an den Folgen einer Herzerkrankung im Krankenhaus.

Die Anwältin und langjährige Aktivistin Suárez gilt als Symbol des Kampfes für die Rechte der LGBTIQ*-Community in Uruguay. So war Suárez auch die erste trans Person, die an der Rechtsfakultät der Universidad de la República den Titel einer Anwältin erhielt. Auf dem Diplom erschien ihr Name mit ihrer korrekten Geschlechtsidentität als Frau – ein wichtiger Präzedenzfall. Zuvor hatte Suárez einen Antrag auf Änderung ihres Titels und gesetzlichen Namens eingereicht.

Suárez als Architektin des Gesetzes zur Ehe für alle

Als Aktivistin im Kampf für die Rechte von trans Personen arbeitete Suárez im Kollektiv Ovejas Negras. Dort war sie auch maßgeblich an der ersten Fassung des Gesetzesprojektes für eine Ehe für alle beteiligt, das am 10. April 2013 angenommen wurde. Bereits zuvor hatte Suárez erreicht, dass zum ersten Mal eine Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partner*innen anerkannt wurde: Im Juni 2012 gab die uruguayische Justiz dem Antrag der Anwältin statt und erkannte einen uruguayischen und einen spanischen Staatsbürger, die 2011 in Spanien geheiratet hatten, als Ehepartner an.

Im Jahr 2015 veröffentlichte die Band Buenos Muchachos auf ihrer Platte Nidal den Song „A mi manera“, den sie Suárez und ihrem Kampf für die Rechte der LGBTIQ*-Community gewidmet haben. Dort heißt es in den ersten Zeilen: „Ich will dir erzählen / heute kannst du es verstehen / die Hitze der Hölle / als ich mich zur Frau machte. / Es war in der Schulzeit / ich entschied, ich zu sein / ich habe mich auf das Lernen konzentriert / ich stärkte mich in der Liebe / This is one way, my way, one way“ (Das ist eine Art, meine Art, eine Art).

Kurze Zeit als Senatorin der Kommunistischen Partei

Im gleichen Jahr wurde Suárez, die bereits einige Jahre lang Mitglied der Frente Amplio gewesen war, Vertretungssenatorin in der Kommunistischen Partei. Am 9. Oktober 2017, als der titelhabende Abgeordnete Marcos Carámbula zurücktrat, nahm Suárez seinen Platz ein und wurde offiziell zur ersten trans Senatorin in Uruguay.

Allerdings übte Suárez das Amt der Senatorin nur wenige Monate lang aus. Parallel zu ihrem Aufstieg zur Abgeordneten wurde nachgewiesen, dass sie in ihrer privaten Tätigkeit als Anwältin Unterschriften gefälscht hatte. Es handelte sich um den Fall einer Minderjährigen, in dem Suárez als Vertreterin des Vaters und der Tochter aufgetreten war und die Unterschrift des Vaters gefälscht hatte.

Die letzten Lebensjahre der Aktivistin waren von Verurteilungen und Hausarrest gezeichnet

Wegen diesem und anderer Fälle, die daraufhin untersucht wurden, trat Suárez im Dezember 2017 von ihrem Amt als Senatorin zurück und verließ die Kommunistische Partei. Es war das Ende ihrer politischen Karriere. Im Jahr 2018 wurde ihr die Anwaltslizenz entzogen, im darauffolgenden Jahr wurde sie zu zwei Jahren Hausarrest und zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Grundlage für das Urteil waren fünf Fälle von Unterschriftenfälschung sowie zwei Fälle von Betrug und ein Fall von Falschaussage.

In ihrem letzten öffentlichen Interview im Programm Todo Pasa im Radio Océano FM im Jahr 2018 berichtete Michelle Suárez von ihrem Leben unter Hausarrest: „Es ist eigentlich genauso wie früher, nur, dass ich mich jetzt gequält fühle.“ Außerdem sagte sie: „Die Menschen, die ich auf der Welt gefühlt am meisten betrogen habe, sind schon nicht mehr da: meine Eltern. Die Aufgabe dieser Versöhnung ist eine, die viel Zeit braucht und die in Verbindung mit der Seele geschehen muss. Es braucht Zeit und sehr schmerzhafte Momente“.

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