Homo-Ehe erneut gescheitert

von Miguel Ángel López

(Berlin, 28. April 2013, otramérica).- Der Senat des kolumbianischen Parlaments hat ein weiteres Mal die Exklusion als politische Tatsache verankert. Am 24. April wurde im Senat der Gesetzentwurf zur Legalisierung der Eheschließung bei gleichgeschlechtlichen Paaren abgelehnt.

 

Kolumbien muss immer noch darauf warten, “dass die Bibelstudien in der Kirche bleiben, die Moral zuhause und die Vergewaltigungen der Geschichte angehören”, meint der Autor Miguel Ángel López: Was soll man zu der Entscheidung sagen, die den Gesetzentwurf zur rechtlichen Gleichstellung homosexueller Paare scheitern lässt? Es zeigt den Charakter des Kongresses, den wir derzeit haben. Ein Kongress, der als Ehepaar lediglich “ein heterosexuelles Paar mit der Absicht der Fortpflanzung” betrachtet, wie Senator Gerlein bekräftigte [Senator der Konservativen Partei Kolumbiens, Anm. d. Übers.]. Ein Kongress, der einfach “godo” ist, und mit “godo” ist eine Person gemeint, die unnötig religiös, reaktionär und starrsinnig ist.

Unnötig religiös, reaktionär und starrsinnig

Diese Gruppe von Leuten, die gar nicht daran denkt, die gleichgeschlechtliche Ehe zu akzeptieren, hält sich an einer Kleinigkeit fest: der Ehe. Aber ich beziehe mich auf das Wort Ehe und nicht darauf, was es repräsentiert. Warum? Weil sie lediglich erreicht haben, dass man den “Vertrag zur Formalisierung des Ehebundes”, den homosexuelle Paare ab dem 21. Juni dieses Jahres schließen können, nicht Ehe nennen darf [Das Verfassungsgericht hatte dem Parlament eine Frist bis Juni 2013 gesetzt, um eine Entscheidung über gleichgeschlechtliche Ehen zu treffen und homosexuellen Paaren bereits gleiche Rechte garantiert, Anm. d. Übers.].

Dieser Vertrag wird die Rechte verändern, die heterosexuelle gegenüber homosexuellen Paaren haben. Die eheähnliche Gemeinschaft, die sich erst nach zwei Jahren konsolidiert, wäre nicht mehr die einzige Option, sondern die Paare können, wann immer sie wollen, zu einem Notariat gehen und ihre Beziehung legalisieren lassen und – das ist das Wichtigste – sie haben damit Zugang zu den gleichen Rechten, wie sie auch in einer Ehe bestehen.

Rechtlich nicht mehr als Freunde

Unterdessen wurde in den Vereinigten Staaten während des Tribeca Film Festivals im April der Dokumentarfilm “Bridegroom” gezeigt. Der Film, der das Leben eines schwulen Paares, Tom und Shane, erzählt, schildert die große Ungerechtigkeit, die aus dem Fehlen der gleichgeschlechtlichen Ehe hinsichtlich ihrer Rechte resultiert.

Tom und Shane führten eine langjährige Beziehung. Sie hatten ein gemeinsames Geschäft und eine gemeinsame Hypothek. Sie lebten ihre Beziehung völlig offen, konnten jedoch nicht auf die Unterstützung von Toms Familie zählen. Als Tom bei einem Unfall ums Leben kommt, fährt seine Mutter nach Kalifornien, wo das Paar gelebt hat, holt den Leichnam, nimmt sich alles was sie will aus der Wohnung des Paares und verschwindet, ohne jemals wieder Kontakt zu Shane aufzunehmen.

Zur Beerdigung versucht Shane, nach Indiana zu reisen, wo die Eltern von Tom leben, wird jedoch von dessen Familie bedroht. Am Ende kann er die Liebe seines Lebens nicht zu Grabe tragen. Das ist jedoch nicht alles. Als er versucht, Informationen über den Tod von Tom im Krankenhaus in Erfahrung zu bringen, erhält er ebenfalls eine negative Antwort. Rechtlich gesehen waren sie nicht mehr als Freunde.

Entscheidung lässt Kolumbien rückständig erscheinen

Nun haben in Bogotá 57 Parlamentarier*innen – 24 waren gar nicht erst anwesend – Nein gesagt dazu, dass homosexuelle Paare die gleichen Rechte haben sollen wie heterosexuelle, einfach nur weil sie gern in der Vergangenheit leben.

Und das Schlimmste ist, dass der Kongress lediglich erreicht hat, dass Kolumbien als rückständiger wahrgenommen wird als es ist. Gegenwärtig gibt es 13 Länder, die die Eheschließung von homosexuellen Paaren erlauben, hinzu kommen die USA, Mexiko und Brasilien, bei denen dies in einigen Bundesstaaten möglich ist. Insgesamt gibt es also 16 Länder in der Welt, in denen gleichgeschlechtliche Partner*innen heiraten können.

Somit geht in Kolumbien das Warten auf eine wirkliche Gleichberechtigung weiter. Es ist das Warten darauf, dass die Lektüre der Bibel in der Kirche und die Moral in den eigenen vier Wänden verbleibt und die Vergewaltigungen der Vergangenheit angehören. Aber soweit sind wir noch nicht. Man muss weiter abwarten, denn es ist absolut sicher, dass die gleichgeschlechtliche Ehe eines Tages legal sein wird und dass diese Leute diesen Sieg nur noch einige wenige Monate oder Jahre genießen können.

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