Deponiebrand in Industrieregion gefährdet indigene Gemeinden

(Tehuacán/Puebla, 17. Mai 2022, amerika21).- Der anhaltende Großbrand der Mülldeponie bei Tehuacán bedroht die Bevölkerung und das Biosphärenreservat Tehuacán-Cuicatlán im Südosten Mexikos. Davor warnten lokale Aktivist*innen auf einer Pressekonferenz in Puebla, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates.

Das Feuer auf der offenen Mülldeponie in Santa Maria Coapan außerhalb der Industriestadt Tehuacán war am 6. Mai ausgebrochen. Die lokalen Behörden gaben bekannt, dass sie den Brand mitten in der Hitzesaison bisher zwar eingrenzen konnten. Die Feuerwehr rechne jedoch damit, dass das Feuer auf dem Abfallberg bis Ende des Monats weiter schwelt.

Über mögliche gesundheitsschädliche Auswirkungen der giftigen Wolke über dem Tal von Tehuacán ist nichts bekannt. Die städtischen Behörden entgegneten auf die Forderung nach einer Gesundheitswarnung an die Bevölkerung, dass sie über keine Instrumente zur Messung der Luftverschmutzung verfügen. Die Bevölkerung solle einen Mundschutz tragen und Aktivitäten im Freien vermeiden.

Der Müllberg soll schon lange geschlossen werden, aber die Behörden bleiben untätig

Das lokale indigene Komitee der Gemeindeländereien von Santa Maria Coapan verurteilte die Untätigkeit der Behörden von Tehuacán, die von der sozialdemokratischen Morena-Partei besetzt werden, als vorsätzliche Umweltverschmutzung. Das Komitee fordert, dass die im 2021 gerichtlich verordnete Schließung des Müllbergs endlich umgesetzt und das zu diesem Zweck enteignete Territorium der Nahua-Gemeinde zurückgeben wird.

Zudem wiesen die Gemeindemitglieder darauf hin, dass die giftigen chemischen Abfälle aus der Textilindustrie von Unternehmen wie der spanischen Gruppe Navarra seit bald 30 Jahren auf dieser Deponie landeten und die Umwelt vergiften. Die Gruppe produziert in Tehuacán Jeans für globale Marken wie Levis, Gap und Calvin Klein.

Unterstützt wird der indigene Widerstand gegen die Mülldeponie von Menschenrechtsorganisationen wie dem Nationalen Zentrum zur Unterstützung indigener Missionen (Cenami). Lizy Peralta Mercado von Cenami erinnerte auf einer Pressekonferenz daran, dass der Müllberg seit Jahrzehnten ohne offizielle Genehmigungen in Betrieb ist. Zudem blieben auch die zuständigen Bundesbehörden zum Schutz der Umwelt absolut untätig.

Der Konflikt um die Mülldeponie in Tehuacán ist einer der zahlreichen sozialen Brennpunkte im teilweise stark industrialisierten Bundesstaat Puebla, wo auch die Autoindustrie mit Werken von Volkswagen und Audi präsent ist. Neben der Umweltverschmutzung ist die immer größere Wasserknappheit ein zentrales Thema, wobei die Privatisierung und Plünderung der Wasserressourcen durch Industrieunternehmen auf Widerstand der sozialen Bewegungen stößt.

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