COVID-19: CIDH warnt vor Krise für indigene Bevölkerung

(Lima, 29. Juni 2020, Servindi).- Die Interamerikanische Menschenrechtskommission (CIDH) hat ihre Besorgnis über die Vernachlässigung der indigenen Völker Boliviens während der Pandemie ausgedrückt. Im Land haben sich bereits über 29.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, fast 1.000 sind inzwischen an COVID-19 gestorben. Die Vereinten Nationen schickten den Sonderberichterstatter für indigene Völker, um sich vor Ort ein Bild über die Situation zu machen.

Seitdem Boliviens Ex-Präsident Evo Morales Ende 2019 – offenbar durch einen Putsch – abgesetzt worden ist, hat sich die Situation der Indigenen unter der Regierung von De-facto-Präsidentin Jeanine Añez verschlechtert. Während der COVID-19-Pandemie verschärfen sich die Probleme der indigenen Völker noch weiter.

Davor warnte nun auch die Interamerikanische Menschenrechtskommission. Nachdem die Regierung Añez sich für eine weitere Verlängerung der Ausgangssperre um einen Monat entschieden hatte, während die Fälle von Coronavirus-Infizierten sich in den indigenen Gemeinden vervielfachten, gab die CIDH Ende Juni eine Pressemitteilung heraus.

„In den Gemeinden der Yuqui, Garayo, Yuracaré, Cayubaba und Charagua Iyambae gibt es bereits 77 Fälle, einige dieser Völker sind vom Aussterben bedroht“, warnte die CIDH auf Twitter. Im ganzen Land gibt es 29.000 Fälle, über 900 positiv auf das Coronavirus getestete Menschen sind bereits an der Erkrankung gestorben.

Gesellschafts- und Gesundheitskrise

Das Bündnis indigener Völker in Bolivien (CIDOB), das die Mehrheit der indigenen Gruppen im Land unter sich versammelt, klagt vor allem über fehlende Schutzmechanismen für die Biosicherheit in den indigenen Territorien. In der Region der Guaraní etwa gebe es mehrere extraktivistische Projekte, die ihre Tätigkeiten auch während der Pandemie nicht eingestellt hätten. Die Zahlen der Coronavirus-Infizierten vervielfachten sich dort in den vergangenen Wochen.

„Es fehlt in den Gemeinden an Nahrungsmitteln und Medikamenten, es kommen viele Probleme auf […] für uns ist es sehr schmerzhaft, die Klagen unserer Brüder zu hören“, erklärte Gregorio Queti, Präsident der CIDOB gegenüber dem lokalen Medium Erbol.

Die Vereinten Nationen haben unterdessen ihren Sonderberichterstatter für indigene Völker, José Francisco Calí Tzay, nach Bolivien geschickt. Er soll einen Bericht über die Situation der bolivianischen Indigenen in Zeiten der Pandemie verfassen.

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