Tränengas aus Brasilien gegen türkische Demonstrant*innen eingesetzt

(São Leopoldo, 05. Juni 2013, ihu).- Bei der Niederschlagung einer Demonstration in Istanbul Ende Mai hat die türkische Polizei in Brasilien hergestelltes Tränengas eingesetzt. Dies beweisen Bilder, die in sozialen Netzwerken kursieren. Auf Tränengaspatronen ist die brasilianische Fahne zu sehen, die Aufschrift lautet: „Made in Brazil“. Und dies nicht das erste Mal: im Dezember 2011 waren Proteste in Bahrain für mehr politische Freiheit ebenfalls mit brasilianischem Tränengas niedergeschlagen worden.

Hersteller stiehlt sich aus der Affäre

Das Unternehmen Condor Tecnologias Não-Letais S.A. mit Sitz in Rio de Janeiro bestätigte nun, der Lieferant zu sein. “Die Türkei ist eines der Länder, in welche Condor exportiert, doch kauft die türkische Polizei diese Art von Ausrüstung auch bei anderen Lieferanten, unter anderem US-amerikanischen und südkoreanischen.”, heißt es in einer Mitteilung. Was die Eskalation der Gewalt in Istanbul betrifft, so erklärt das Unternehmen: “Die Produkte sind nicht tödlich und dienen dazu, Personen zeitweise außer Gefecht zu setzen, ohne ihnen irreparable Schäden zuzufügen. Die Haltung von Condor ist die, dass das Material zu keinem anderen als zu diesem Zweck eingesetzt werden darf.”

Außenministerium: Keine Einmischung in Angelegenheiten der Türkei

Das brasilianische Außenministerium bestätigte der “Epoch Times” auf Anfrage, dass brasilianische Unternehmen nicht-tödliche Verteidigungsmittel in die Türkei exportieren. Hierzu zähle auch das von der Polizei in Istanbul gegen Zivilist*innen verwendete Tränengas. Was die Menschenrechtsverletzungen betreffe, so kommentiere das Außenministerium keine inneren Angelegenheiten anderer Länder. Die Türkei äußere sich schließlich auch nicht zur brasilianischen Innenpolitik.

Istanbul kurz vor Protesten Ausrichter einer “Sicherheits-“Messe

Vom 8. bis zum 10. Mai hatte in Istanbul die 8. Internationale Messe für Sicherheit und Verteidigung stattgefunden, bei der auch der türkische Verteidigungsminister Ismet Yilmaz zu Besuch war. Brasilien war neben Condor auch durch die Unternehmen BCA, CBC, Embraer, Emgepron und Nightlaser vertreten. Auf der Messe, die auch von der Brasilianischen Vereinigung für Verteidigungs- und Sicherheitserzeignisse Abinde (Associação Brasileira das Indústrias de Materiais de Defesa e Segurança) mitorganisiert worden war, präsentierten Spezialunternehmen nicht nur Militärtechnik, sondern auch solche für die Polizei, Sondereinheiten und die Sicherheit von Unternehmen.

Polizeigewalt bewirkt massive Solidarisierung

Die Demonstrationen in Istanbul hatten am 27. Mai begonnen und richteten sich gegen das Fällen hundert Jahre alter Bäume im Gezi-Park am Taksim-Platz im Zentrum der türkischen Metropole. Sie sollten Platz für den Bau eines Einkaufszentrums machen. Mit zunehmender Polizeigewalt gewann der Protest massiv an Unterstützung, auch von Gruppen, die in Opposition zur türkischen Regierung stehen. Der Widerstand weitete sich zudem auf andere Städte aus. Türkischen Medienberichten zufolge löste die Antwort der Regierung die größte Gewalteskalation seit elf Jahren aus. Die BBC sprach von Zehntausenden von Verletzten.

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