Spionagenetz der USA erstreckte sich über ganz Lateinamerika

(Venezuela, 09. Juli 2013, telesur).- Das vom ehemaligen IT-Mitarbeiter Edward Snowden aufgezeigte Spionagenetz der Vereinigten Staaten erstreckte sich über ganz Lateinamerika und hatte laut Informationen der Tageszeitung O Globo seinen Fokus besonders auf Brasilien, Mexiko und Kolumbien gerichtet.

Jene brasilianische Zeitung hat Anfang Juli neue Dokumente veröffentlicht, von denen sie angibt, sie inmitten des von den Enthüllungen Snowdens entfesselten Skandal erhalten zu haben, und versichert, dass die USA sich in ihrer Spionagetätigkeit „nicht nur für militärische Angelegenheiten interessierten, sondern auch für Geschäftsgeheimnisse“.

Die Spionage richtete sich laut dieser Zeitung z. B. auf die Themen „Öl“ in Venezuela und „Energie“ in Mexiko.

So wurde auch behauptet, dass neben Brasilien und Mexiko auch Kolumbien „Hauptziel“ der Spionage war, wo „die Truppenbewegungen der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens FARC“ (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) überwacht wurden.

Des Weiteren wurden laut Medium „Venezuela, Argentinien, Ecuador, Panama, Costa Rica, Nicaragua, Honduras, Paraguay, Chile, Peru und El Salvador kontinuierlich, aber weniger intensiv ausspioniert“.

Kolumbien, Ecuador und Venezuela wurden 2008 außerdem durch das X-Keyscore-Programm überwacht, mit welchem man anhand der Sprache, in der Ausländer*innen ihre E-Mails verfassen, die Anwesenheit jener im Landesgebiet prüfen und feststellen kann.

Auf den Information in den NSA-Dokumenten gingen außerdem hervor, dass Kolumbien und Venezuela im März vergangenen Jahres wieder verstärkt Ziel der Spionage wurden. Die Agent*innen sollen dabei eine Software verwendet haben, die unter dem Namen Fairview bekannt ist. Das dabei gesammelte Datenvolumen fiel dabei den NSA-Kartenaufzeichnungen zufolge anscheinend kleiner aus als bei Brasilien im gleichen Zeitraum.

O Globo veröffentlichte Landkarten, auf denen die von CIA und NSA am meisten ausspionierten Länder rot markiert sind, und die die Länder Brasilien, Kolumbien und Mexiko mit Ländern gleichstellen, an denen die Vereinigten Staaten ein großes geopolitisches Interesse besitzen, wie z. B. dem Irak.

Ebenso wurde enthüllt, dass neben einer in Brasilien operierenden „Spionagebasis“ auch weitere ähnliche Einrichtungen in Caracas, Bogotá, Panama-Stadt und Mexiko-Stadt in Betrieb gewesen sind.

Diese fünf Basen sollen bis 2002 betrieben worden sein, und es gibt laut O Globo keine Beweise dafür, dass sie danach wieder in Betrieb genommen worden seien.

Die Möglichkeit, dass die in Brasilien ausgeführte Spionagetätigkeit auch das Abfangen von Telefongesprächen oder die Verfolgung der Internetaktivitäten von Privatleuten eingeschlossen haben könnte, hat im betroffenen Land einen Sturm der Entrüstung ausgelöst, und die Präsidentin Dilma Rousseff hat am 8. Juli angekündigt, dass die Regierung sich vornehme, den Fall vor die Vereinten Nationen zu bringen.

Die dem Senat angehörige Kommission für Auswärtige Angelegenheiten hat angekündigt, den Botschafter der Vereinigten Staaten in Brasilien, Thomas Shannon, einzuberufen, damit dieser sich zu den vermeintlichen Spionageaktivitäten im Land äußert.

Zwischen Januar und März dieses Jahres haben NSA-Agent*innen den Dokumenten zufolge bei den Spionageattacken in Lateinamerika mindestens zwei Programme benutzt: PRISM (vom 2. bis 8. Februar) und Boundless Informant.

Das Programm PRISM ermöglicht den Zugang zu E-Mails, Chat-Konversationen und Internetanrufen von Kunden von Firmen wie Facebook, Google, Microsoft und YouTube. Über diesen Zugang hat die NSA Daten gesammelt zu Öl und Militäranschaffungen in Venezuela, Energie- und Drogengeschäfte in Mexiko, sowie die Truppenbewegungen der FARC-Guerilla in Kolumbien kartographiert.

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