Poonal Nr. 746

Deutsche Ausgabe des wöchentlichen Pressedienstes lateinamerikanischer Agenturen vom 12. Dezember 2006

Inhalt


MEXIKO

GUATEMALA

EL SALVADOR

HONDURAS

COSTA RICA

VENEZUELA

ECUADOR

PARAGUAY

BRASILIEN

ARGENTINIEN


MEXIKO

Oaxaca: Freilassung der mutmaßlichen Mörder von Brad Will

(Buenos Aires, 6. Dezember 2006, púlsar).- Nach Angaben derOrganisation Reporter ohne Grenzen sind Abel Santiago Zárate, Verantwortlicher für Öffentliche Sicherheit in der im Bundesstaat Oaxaca gelegenen Gemeinde Santa Lucía del Camino, und sein Leibwächter Orlando Manuel Aguilar Coello aus der Haft entlassen worden. Die beiden stehen unter dem Verdacht, den US-amerikanischen Journalisten Brad Will ermordet zu haben. Der Indymedia-Kameramann war am 27. Oktober während einer Demonstration gegen die Regierung Oaxacas erschossen worden.

Trotz der Indizien und der Zeugenaussagen, denen zufolge die beiden Männer das Feuer auf den Journalisten eröffnet haben sollen, wurden die Verdächtigen am 1. Dezember nach einmonatiger Untersuchungshaft wieder freigelassen, schreibt die mexikanische Tageszeitung La Jornada. Die Generalstaatsanwaltschaft des Bundesstaates Oaxaca teilte ohne weitere Angaben mit, dass der bei der Tötung Wills benutzte Waffentyp nicht mit den von den beiden Verdächtigen benutzten Schusswaffen übereinstimme.

Reporter ohne Grenzen ist sich sicher, dass „die Behörden die Ergebnisse der Autopsie an Brad Will manipuliert haben, damit der Mord auf die Aktivisten der `Versammlung der Bevölkerung Oaxacas` APPO (Asamblea Popular de los Pueblos de Oaxaca) zurückfällt, über deren Demonstrationen der Journalist berichtete”. Die Organisation beklagt: „Abel Santiago Zárate und Orlando Manuel Aguilar Coello – Kronzeugen des Mordes, wenn nicht selbst die Mörder des Journalisten – sind jetzt wieder frei, während andere Verdächtige noch nicht einmal festgenommen wurden”. Nach Ansicht von Reporter ohne Grenzen sei „die Maßnahme eine regelrechte Beleidigung für das Opfer und eine Ermunterung, Straftaten zu begehen”.

Erster Altersruhesitz für Prostituierte in Lateinamerika

Von Lourdes Godínez Leal

(Mexiko-Stadt, 30. November 2006, cimac-poonal).- Die Mauern des Hauses, das früher das Museum für berühmte Sportler des Landes war und hunderte ihrer Fotos beherbergte, sind nun Zeugen des alltäglichen Lebens 60 älterer Frauen, die durch “die Schicksalsschläge des Lebens” gezwungen waren, sich zu prostituieren, um zu überleben. Für viele dieser Frauen ist die “Casa Xochiquetzal“ in Mexiko-Stadt ihr erstes Zuhause. Das Haus liegt im Herzen des Stadtteils Tepito und ist das erste seiner Art in ganz Lateinamerika. Die Frauen lebten vorher auf der Straße, rund um den Markt La Merced, an der “Plaza de la Soledad“ und in der Umgebung.

Mit ihren 72 Jahren spürt Flora die Anstrengungen eines Lebens, das für sie nie einfach war. Ihr Kopf ist von weißem Haar bedeckt, ihr Körper ist müde. Und sie sagt, dass dies es ihr manchmal unmöglich mache, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie begann bereits mit 14 Jahren als Prostituierte zu arbeiten und tut es teilweise immer noch. Für 100 oder 200 Pesos (7 oder 14 Euro) am Tag, denn „wir sind ja schon alt und es ist ja nicht mehr dasselbe“, sagt Flora mit stockender Stimme. Flora und die anderen Frauen können daher ihre Freude kaum verbergen, in diesem Haus zu leben. Sie haben zum ersten Mal ein Zuhause, einen Ort, an den sie nachts zurückkehren können, müde von all den Jahren des „Hin- und Hergehens“, wie sie selbst sagen.

Das Haus wurde am 30. November vom Fraueninstitut des Bundesdistrikts (Instituto de las Mujeres del Distrito Federal – Inmujeres DF) mit der Unterstützung anderer zivilgesellschaftlicher Organisationen eröffnet. Darunter befinden sich Organisationen wie Seduvi, die den Wiederaufbau des Hauses unterstützen, sowie das Familienministerium Mexiko-Stadt DIF-DF (Sistema para el Desarrollo Integral de la Familia del DF), das Institut für Sozialhilfe und Integration (Instituto de Asistencia e Integración Social – IASIS) und das Ministerium für soziale Entwicklung der Hauptstadt, wie die Direktorin von Inmujeres-DF, Luz Rosales Esteva, in einem Interview bekannt gab.

Rosales Esteva erklärte zudem, dass es von großer Bedeutung sei, dass diese Frauen Rückhalt durch verschiedene Organisationen erfahren. Daher übernehme die Organisation Semillas die Verantwortung für die Abläufe und das Funktionieren des Hauses und betreue die Schulungsangebote, die Werkstätten und sonstigen Aktivitäten für die Frauen. DIF-DF stelle deren Versorgung mit Lebensmitteln sicher. IASIS trage die medizinische und soziale Betreuung, während das Gesundheitsministerium die Medikamente bezahle.

Langfristig soll sich das Haus durch die Arbeit der Frauen selbst finanzieren. Daher lernen die Frauen, Kunsthandwerk und andere Dinge herzustellen. Zudem unterhalten sie eine öffentliche Kantine, in der Personen aus den umliegenden Stadtteilen verpflegt werden. Die Frauen sollen dadurch Einkommen aus Aktivitäten beziehen, die nicht mit Prostitution in Verbindung stehen.

Das Gebäude erstreckt sich über einen ganzen Häuserblock. Es beherbergt 20 Zimmer, von denen acht als Schlafräume für je sechs Frauen genutzt werden. Die anderen Räume werden für die Werkstätten und andere Aufgaben genutzt.

GUATEMALA

Gericht stellte Ermittlungen gegen Militärs ein

(Guatemala-Stadt, 7. Dezember 2006, cerigua).- Das FünfteStrafgericht stellte die Ermittlungen zu Haftbefehlen ein, die zur Auslieferung der Militärs Efraín Ríos Montt, Ángel Aníbal Guevara und Óscar Humberto Mejía Víctores führen sollten. Laut des Urteils der 5. Kammer wurden auch die Untersuchungen der Haftbefehle gegen Germán Chupina Barahona y Pedro García Arredondo ausgesetzt. Die Haftbefehle waren vom Nationalen Gerichtshof Spaniens gestellt worden.

Medien informierten darüber, dass das Gericht unter dem Vorsitz der Richterin Morelia Ríos entschieden hat, die Haftbefehle zu bremsen, nachdem die Verteidigung von Ríos Montt einen Einspruch vor dem Verfassungsgericht (CC) eingereicht hatte. Luis Rosales, Anwalt von Ríos Montt, sagte der Tageszeitung „Prensa Libre“, das Urteil der Strafkammer bedeute, dass die neue Petition der Spanier nicht verhandelt werden könne, solange das CC nicht üb
er den Auslieferungsvertrag zwischen Guatemala und Spanien entschieden habe.

Am 6. Dezember übersandte der Oberste Gerichtshof (CSJ) an die 5. Strafgerichtskammer die Gerichtsakte zur Erweiterung der Haftbefehle. Das Ziel: die Auslieferung der Militär- und Zivilpersonen, die von der spanischen Justiz des Genozids, Folterns, Terrorismus und der widerrechtlichen Festnahme angeklagt sind.

Mit dem Urteil der fünften Kammer bleiben die Haftbefehle weiterhin anhängig. Doch zudem bleiben die Dokumente verschlossen, welche die Richterinnen und Richter des CSJ übersandt hatten und mittels derer die spanischen Justizbeamten die Haftbefehle ausweiten wollten. Vor der Öffnung muss das CC über den Einspruch von Ríos Montt entscheiden.

Während das Gericht in einem anderen anhängigen Sachverhalt zugunsten Mejía Víctores y Guevara urteilte, drückten die Menschenrechtsorganisationen ihre Unzufriedenheit über die Maßnahmen zur Verdunkelung der Festnahmen der des Genozids Angeklagten aus. Sie verlangten von den juristisch Verantwortlichen und dem Verfassungsgericht, die notwendigen Maßnahmen zu beschleunigen, damit die Täter des Militärregimes zur Verantwortung gezogen werden.

EL SALVADOR

Umsiedlung von 200 Familien aus der Gemeinde San Lorenzo

Von Rafael Menjívar Saavedra

(San Salvador, 4. Dezember 2006, alc-poonal).- Die lutheranische Kirche El Salvadors (Iglesia Luterana Salvadoreña) hat die Umsiedlung von 200 Familien aus der Gemeinde San Lorenzo im Department Santa Ana, 60 Kilometer westlich der Hauptstadt San Salvador, angezeigt.

Nach Angaben von Pastorin Vilma López, Koordinatorin der Mikroregion Westliches Zentrum der lutheranischen Kirche (Microregión Occidente Centro de la Iglesia Luterana), wurde die Umsiedlung am 28. November um drei Uhr nachts durchgeführt. Schwer bewaffnetes Militär und von Rechtspersonal der Gegend begleitete Polizeibeamte drangen in die Wohnhäuser ein und begannen damit, in einer beklemmenden Atmosphäre Gemeindeführer festzunehmen und die Familien umzusiedeln.

Die Gemeinde San Lorenzo wurde von den Finanzinstituten INSEPRO und FINSEPRO aufgebaut. Deren Vorsitzende hatten vor einigen Jahren eine der größten Unterschlagungen in der Geschichte Guatemalas begünstigt und das Wohnprojekt mehr als zehn Jahre lang vernachlässigt. Die jetzt umgesiedelten Familien wurden vom Hurrikan Stan und dem Ausbruch des Vulkans „Ilamatepec“, die jeweils zwischen Oktober und November 2005 stattfanden, geschädigt.

In einer von der Nationalen Vereinigung von Arbeitern der Landwirtschaft ANTA (Asociación Nacional de Trabajadores Agropecuarios) am Freitag (8. Dezember) herausgegebenen Mitteilung wird von mindestens sieben der Organisation angehörenden Gemeindeführern gesprochen, die von der Polizei verhaftet wurden. Sie werden beschuldigt, Bewohner dazu anzustiften, ihre Häuser zu besetzen.

Zudem kritisiert ANTA, dass sich die Umsiedlung zu einem Zeitpunkt ereigne, an dem es fortgeschrittene Verhandlungen mit Instanzen wie dem Vizeministerium für Wohnraum (Vice Ministerio de Vivienda), dem Nationalfonds für öffentliche Wohnräume FONAVIPO (Fondo Nacional de Vivienda Popular) und dem Fond für finanzielle Sanierung und Stärkung FOSAFI (Fondo de Saneamiento y Fortalecimiento Financiero) gegeben habe.

Gemäß den Verhandlungen sollten die Familien die Kosten für die Häuser in erfüllbaren Raten abzahlen. Daher sei die gewaltsame Räumung unverständlich. Nach Angaben des Berichts wird die ANTA in den kommenden Tagen eindringliche Aktionen durchführen, um Freiheit für die Verhafteten und die Rückkehr der umgesiedelten Familien zu erwirken. Die lutheranische Kirche signalisierte, dass sie die Aktionen so lange begleiten werde, bis Gerechtigkeit erlangt worden sei.

HONDURAS

Arbeitsrechtanwalt erschossen

(Montevideo, 6. Dezember 2006, ecupress-poonal).- Zwei Tage, nachdem erein Urteil gegen das honduranische Sicherheitsunternehmen Seguridad Técnica de Honduras (SETECH) erreicht hatte, wurde der Anwalt Dionisio Díaz García am 4. Dezember in der Hauptstadt Tegucigalpa von zwei Unbekannten von einem Motorrad aus erschossen. Er hatte sich speziell um die Rechte von Angestellten von Sicherheitsunternehmen und Franchise-Schnellimbißketten gekümmert.

In der letzten Zeit vor seiner Ermordung hatte sich der Anwalt heftige Kämpfe vor Gericht mit SETECH geliefert. Das Unternehmen wird beschuldigt, systematisch gegen die Rechte seiner Wachleute zu verstoßen: dazu gehören das Unterschreiben der eigenen Kündigung bereits bei Arbeitsantritt, Empfangsbestätigungen für nicht erfolgte Auszahlungen sowie eine Erklärung über den Verzicht auf alle Arbeitsrechte.

Díaz García war Mitglied der Vereinigung für eine Gerechtere Gesellschaft ASJ (Asociación para una Sociedad Más Justa). Er unterstützte dort benachteiligte Gruppen bei Arbeitsrechtfragen und erhielt deswegen seit drei Monaten Morddrohungen. Die Drohungen nahmen an Intensität zu, nachdem ein Arbeitsgericht seinem Antrag auf Beschlagnahme eines Fahrzeugs des Unternehmens SETECH (im Besitz von Delta) stattgegeben hatte, mit der die Auszahlung ausstehender Löhne für zwölf Angestellte der Sicherheitsfirma sichergestellt werden sollte.

Nach Informationen der ASJ war der Anwalt häufig telefonisch sowie über eine anonym unter dem Namen Hannibal gehostete Webseite bedroht worden, wo seine bevorstehende „Hinrichtung“ angekündigt worden war. Er hatte diese Umstände vor der staatlichen Menschenrechtskammer (Fiscalía de Derechos Humanos) und dem Komitee der Angehörigen von Verhafteten-Verschwundenen in Honduras COFADEH (Comité de Familiares de Detenidos – Desaparecidos en Honduras) beklagt.

Zwei Wochen vor seinem Tod hatte die ASJ der Internetseite Revistazo.Com zufolge eine telefonische Drohung erhalten, wonach das Leben von Díaz García in Gefahr sei, was die Organisation wiederum dem COFADEH vorbrachte.

Der Anwalt hatte versucht, vor Gericht soziale Gratifikationen für entlassene Angestellte der Unternehmen Seguridad Técnica de Honduras (SETECH) (einer Tochtergesellschaft von Delta Security Service) und Security Systems de Honduras (Inter-Con) zu erstreiten.

Zum letzten Mal tätig wurde Díaz García am 30. November. Damals begleitete er einen Inspekteur für Arbeitsrechtfragen in eine Niederlassung von SETECH, um den Fall einer illegalen Entlassung eines Angestellten zu untersuchen. Bei dieser Gelegenheit wurde der Anwalt vom Personal des Unternehmens gefilmt.

COSTA RICA

Unternehmer engagieren sich gegen CAFTA

Von Torge Löding

(San José, 11. Dezember 2006, voces nuestras).- Mit der Gründung der bürgerlich-intellektuellen „nationalen Front gegen CAFTA“ stimmte sich am Montag ein Teil der Opposition in Costa Rica gegen das Freihandelsabkommen CAFTA (spanisch) mit den USA auf den kommenden Aktionstag ein. Am Dienstag soll der CAFTA-Text vom zuständigen Parlamentsausschuss endgültig an die Volksvertreter weitergeleitet werden und eine erste Fragestunde dazu beginnen. An dem neuen Bürgerbündnis beteiligen sich neben Universitätsvertretern auch erstmals costaricanische Pharmaunternehmer. Ex-Präsidentschaftskandidat Otton Só
lis von der CAFTA-kritischen Partei der Bürgeraktion (PAC) begrüßte auf der Versammlung die Gründung der neuen Front.

Am Dienstag, den 12.12., wollen CAFTA-Gegner im ganzen Land mit lautstarken Umzügen und Mahnwachen protestieren. Aufgerufen haben unter anderem der „Grüne Block“, die Bewegung der Künstler gegen CAFTA und Studierendenorganisationen, die allesamt nicht Mitglieder der neuen „nationalen Front“ sind.

Im Parlament verfügen die CAFTA-Anhänger über eine einfache Mehrheit. Die parlamentarischen Gegner hoffen die Verabschiedung noch bis April 2007 herauszögern zu können.

VENEZUELA

Chávez regiert sechs weitere Jahre

(Fortaleza, 4. Dezember 2006, adital-poonal).- Mit dem Satz „Langlebe die  Revolution!“ verkündete der venezolanische Präsident Hugo Chávez (Bewegung Fünfte Republik – MVR) in den Morgenstunden des vorvergangenen Montags (4. Dezember) seinen Sieg bei den Präsidentschaftswahlen. Zuvor hatte ihm die Auszählung 61 Prozent der gültigen abgegebenen Stimmen bescheinigt; sein Gegenkandidat Manuel Rosales (Eine Neue Zeit – Un Nuevo Tiempo) erhielt 38 Prozent, später stieg die Zahl für Chávez sogar auf knapp 63 Prozent an. Tausende Anhänger feierten vor dem Präsidentenpalast Miraflores den Sieg des Amtsinhabers, der das Land nun sechs weitere Jahre regieren wird. Chávez widmete seien Sieg dem venezolanischen Volk und dem kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro.

In Venezuela gibt es keine Wahlpflicht. Politische Beobachter werten deshalb die hohe Wahlbeteiligung, die bei circa 70 Prozent lag, als positiv. Während des Wahlkampfes sparte Chávez nicht an Kritik an US-Präsident George W. Bush, der als sein größter Feind gilt. Unmittelbar nachdem er aus den Vereinigten Staaten die Nachricht der Anerkennung seiner Wahl erhielt, schoss Chávez los: „Es ist sehr gut, dass die Vereinigten Staaten zumindest anerkennen, dass die Demokratie in Venezuela existiert und dass hier die demokratischen Institutionen angemessen funktionieren.“

Die Wahlbeobachtergruppe der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) bewertete den Wahlprozess als ruhig und „im Rahmen der Normalität“. Wegen Ereignissen in der Vergangenheit wie dem versuchten Putsch 2002 hatte Chávez Oppositionsgruppen vorgeworfen, Aktivitäten zur Destabilisierung des Wahlkampfes zu planen. Es passierte aber nichts.

Hugo Chávez hat mit Vorsprung in fast allen Bundesstaaten gewonnen, auch in Zulia, in dem Rosales Gouverneur ist.

ECUADOR

Gewalt gegen widerständische Gemeinde

(Buenos Aires, 5. Dezember 2006, púlsar-poonal).- Am erstenDezemberwochenende wurden in der im Norden des Landes gelegenen Ortschaft Intag 53 Angestellte des transnationalen Unternehmens Ascendant Cooper festgenommen, nachdem sie zuvor protestierende Anwohner angegriffen hatten. Auki Tituaña, Bürgermeister indigener Abstammung von Coacachi, zeigte in einem Fernsehprogramm Fotos, auf denen einige der Angestellten beim Einsatz von Waffen und Tränengas zu sehen sind. Der Bürgermeister wies darauf hin, dass ein Beginn von Förderarbeiten in den Kupferminen durch das kanadische Unternehmen, verfassungswidrig wäre, da keine notwendige Befragung der möglicherweise betroffenen Bevölkerung stattgefunden habe. Ascendant Cooper stellt derzeit noch Erkundungen über die Minen an.

Unterdessen ging das Militär gegen die Teilnehmenden einer Volksversammlung gegen die Bergwerke von Zamora Chinche und Morona Santiago vor, als diese zum Sitz des Unternehmens Corriente Resourses mobilisierten. Die Demonstrierenden forderten die Regierung zur Einhaltung der vor Wochen getroffenen Abmachung auf, in der die Beendung der Erkundungen und Förderungen seitens der in der Region tätigen Unternehmen beschlossen worden war.

Die Volksversammlung beklagte mehrere illegale Verhaftungen sowie die Tatsache, dass vier Teilnehmende ins Krankenhaus eingewiesen werden mussten. Gleichfalls wurde darauf hingewiesen, dass das Vorgehen in den Bezirken von Morona Santiago und Zamora Chinchipe militaristisch und „unrechtstaatlich“ sei.

PARAGUAY

Urteil im Fall Ycua Bolaños zugunsten der Besitzer des Supermarktes

(Buenos Aires, 5. Dezember 2006, púlsar-poonal).- Das fürden Fall Ycua Bolaños zuständige Gericht verurteilte die Verantwortlichen für den Brand in dem Supermarkt zu einer Mindeststrafe von fünf Jahren. Bei dem Unglück am 1. August 2004 starben über 400 Menschen, mehr als 500 Personen wurden verletzt. Das Urteil löste bei den Opfern völliges Unverständnis aus. Zwei der drei Richter plädierten auf fahrlässige Tötung. Dieser Straftatbestand schließt jedoch die von den Verteidigern der Opfer geforderte Haftstrafe von 25 Jahren aus.

Nach der Urteilsverkündung kam es zu Ausschreitungen. Die anwesenden Opfer zerstörten das Mobiliar und die Fensterscheiben des Gerichtssaals in einem von Militärs genutzten Gebäude. Hunderte Demonstranten zogen dann vor den Regierungssitz. Auch vor dem Supermarkt kam es zu Protestaktionen, etliche Personen zertrümmerten die Einrichtung und besetzten den Platz.

Nach dem Einschreiten der Polizei wurden zirka 60 Protestler festgenommen. Liz Torres vom Verband der Opfer des Supermarktbrandes (Asociación de Víctimas del Ycua Bolaños) rief zu einer Versammlung vor dem Regierungssitz am nächsten Tag auf. Man wolle solange kämpfen, bis der Schiedsspruch vor Gericht revidiert werde. Der paraguayische Präsident Nicanor Durarte Frutos ermahnte die Richter sich für ein „transparenteres und klareres“ Urteil einzusetzen.

BRASILIEN

Senator klagt Rassismus in der Abgeordnetenkammer an

(Rio de Janeiro, 6. Dezember 2006, púlsar-poonal).- Der Senatorder Arbeiterpartei (PT) Paulo Paim beschuldigte die Abgeordnetenkammer, die Umsetzung des so genannten Statuts zur Rassengleichheit zu boykottieren. Das Statut steht seit 1995 zur Diskussion, ist nun fertig ausgearbeitet und soll gesetzlich verankert werden. Paim erklärte, dass fehlender politischer Wille und Rassismus seitens der Bundesabgeordneten für die Verzögerung der Umsetzung verantwortlich seien. Nach Angaben von Paim fehlt lediglich die Zustimmung des Präsidenten der Kammer Aldo Rebelo, damit eine Abstimmung über das Gesetz erfolgen kann.

„Technisch gesehen, kann die Kammer das Statut jederzeit beschließen, man muss es nur wollen. Die fehlende Bereitschaft hängt ohne Zweifel mit der Kultur des Rassismus in der brasilianischen Gesellschaft zusammen“, sagte der Senator. Paim kritisierte zudem, dass alle Statutvorhaben bereits während der ersten Amtsperiode des Präsidenten Ignacio Lula da Silva (PT) zu Gesetzen ernannt worden seien, mit Ausnahme jenes zur ethnischen Gleichheit. Parlamentspräsident Rebelo wollte der in dem Statut festgeschriebenen Sichtweise nicht zustimmen, dass die Ungleichheit der Ethnien eine soziale Frage sei.

Es wird dennoch erwartet, dass das Statut im neuen Jahr beschlossen wird. Das Projekt sieht eine Reihe von Maßnahmen vor, die ursprünglich von der Bewegung der Afroamerikaner initiiert wurden. So zum Beispiel Quoten im Bildungssystem, im öffentlichen Dienst und in den Medien (Filme, Werbung, Fernsehprogramme etc.).

ARGENTINIEN

JournalistInne
n bedroht

Von Laura Duna

(Buenos, Aires, 1. Dezember 2006, cimac-poonal).- Mitarbeiter*innen der unabhängigen Lokalmedien FM Noticias und Nuevo Diario aus Salta im Nordwesten Argentiniens sind systematischen Morddrohungen per E-mail ausgesetzt. Die Drohungen begannen, nachdem sie Nachforschungen im Fall der ermordeten Aktivistin Liliana Ledesma angestellt hatten.

Eine der betroffenen Journalistinnen ist Marta César, Moderatorin der beliebten Nachrichtensendung “Piquete y Cacerola”. Sie sagt, dass sie „die Morde und sexuellen Übergriffe anklagt, besonders jene, die nicht in den offiziellen Statistiken auftauchen”. Der Mord an Liliana Ledesma sei lediglich die Spitze des Eisbergs.

Marta César ist in Salta als aktive Feministin bekannt. Ihre Arbeit im Fall Ledesma beschränkt sie nicht allein aufs Radio, sie ist auch in der Frauenkommission der Universität Salta aktiv. Liliana Ledesma kämpfte für die freie Nutzung lokaler Wege, die mit Vorhängeschlössern und Ketten gesperrt wurden und von Bewaffneten bewacht werde. Etlichen Familien wird dadurch verwehrt, ihre Tiere zur gewohnten Wasserstelle zu führen. Ledesma beklagte außerdem die illegalen Rodungen.

Die Campesinaaktivistin brach ihr Schweigen in einem Interview mit Marta César. „Aparicio gab 1999 in Auftrag, meinen Mann zu töten. Er arbeitete mit ihm zusammen im Drogengeschäft”, sagte sie während einer Radiosendung. Diese Erklärung war tödlich. Am 21. September brachten zwei Auftragsmörder Liliana Ledesma für immer zum Schweigen. Ernesto José Aparicio war Abgeordneter der Provinz und musste abdanken, weil er in den Mord an der 39jährigen Bäuerin verwickelt war.

„In Salta werden Frauen, die Widerstand leisten, die für ihre Rechte kämpfen und sie einklagen, mit dem Tod zum Schweigen gebracht”, sagte César während einer Demonstration gegen Gewalt gegen Frauen am 25. November gegenüber der Nachrichtenagentur Cimac.

Die Eierverkäuferin Liliana Ledesma wurde am 21. September in Salvador Mazza durch sieben Schüssen getötet. Die Mörder zerschnitten ihr den Mund, ein deutliches Zeichen für die übrigen ländlichen Produzenten, besser zu schweigen.

„In Hommage und im Gedenken an den Kampf der Kleinproduzentin Liliana Ledesma werden wir solange nicht aufgeben, bis die geistigen Drahtzieher dieses Verbrechens im Gefängnis sind”, sagt Marta César und zeigt uns die dritte Drohung, die die Radiostation erreichte, um sie zum Schweigen zu bringen.

„Marta Sesar, für dich haben wir das Beste von allem. Wir werden dich zu Scheiße machen. Du hast alles aufgedeckt und deshalb steckst du und deine Abgeordnetenschwester (Kirchneristin, Nora César) bis zum Hals im Dreck. Wir werden euch alle hochjagen, verstehst du? Wenn ihr weitermacht mit der kleinen Zeitung (Nuevo Diario de Salta), werden wir die auseinandernehmen, einen nach dem anderen, wir werden die Redaktion anzünden, ihr Hurensöhne, damit ihr nicht mehr von den kleinen Leuten so redet, wir sind ehrliche Arbeiter”, so der Drohbrief.

Herausgeber: Nachrichtenpool Lateinamerika e.V. Köpenicker Straße 187/188, 10997 Berlin, Tel.: 030/789 913 61 e-mail: poonal@npla.de, Internet: http://www.npla.de/

Redaktion in Mexiko: Kristin Gebhardt, Wolf-Dieter Vogel Tel./Fax.: 0052-55-55541480, e-mail: poonalmex@npla.de

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Übersetzungsteam: Sebastian Landsberger, Sebastian Henning, Ricarda Franzen, René Cofré  Baeza, Nicole Heigl Romana, Marit Teerling, Lui Lüdicke, Lilli von der Ohe, Kristina Vesper, Katrin Aue, Kathrin Fochtmann, Jana Fleschenberg, Jan Kühn, Inga Vietzen, Henrike Hochmuth, Henning Alts, Grit Petschick, Dietrich von Richthofen, Cornelia Gritzner, Cornelia Derler, Claudia Hektor, Christina Klug, Carolin Gehrmann, Brigitta Kainz, Anna Mielke, Ania Müller, Alexander Trofimow;

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