onda-info 368

Hallo und willkommen zum onda-info 368! Weder hochtechnisierte Grenzanlagen, noch die unzähligen Kontrollen durch Militär- oder Polizeiposten entlang der Migrationsroute, auch nicht die ansteigenden Zahlen der verschwundenen Migrantinnen und Migranten auf der Strecke und noch nicht einmal die Deportationen in ihre Herkunftsländer halten sie auf: Die Hunderttausende, die jährlich ihre mittelamerikanische Heimat verlassen.

Die Flüchtenden aus Guatemala, El Salvador und Honduras. Darunter immer mehr Frauen. Sie fliehen alleine oder mit ihren Kindern. Fliehen wegen erlebter sexualisierter Gewalt – sei es häusliche Gewalt im privaten Umfeld oder sei es durch Sicherheitskräfte oder durch Mitglieder von Banden, den sogenannten Maras.

Bleiben oder Fliehen – die Entscheidung zwischen diesen beiden Optionen scheint häufig wie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Zum Beispiel Honduras.

Ecuador war lange Zeit bekannt als die Nachspeise-Nation. Doch Bananen und Kakao wurden in den 1970er Jahren von einem anderen Exportschlager verdrängt. Erdöl. Diktatoren, Neoliberale, Sozialisten des 21. Jahrhunderts – sie alle feierten und feiern das schmutzige Schmiermittel nationaler Entwicklung. Doch welcher Nation eigentlich?

Ecuador hat sich 1996 mit einer Verfassungsreform zum plurinationalen Staat erklärt. Indigenas werden seitdem eine Vielzahl von Kollektivrechten garantiert. Mehr als ein Dutzend ethnische Gruppen genießt einen breiten Anspruch auf Selbstbestimmung. Doch beim Öl hört die politische Mitsprache auf, die Wirtschaft des Landes ist stärker denn je abhängig von sprudelnden Pipelines. Und so sind sind Bodenschätze unter indigenen Territorien für viele Gemeinden zur kollektiven Zerreißprobe geworden: Fördern oder nicht fördern?

Eine Gemeinde die diese Frage früh für sich beantwortet hat, ist Sarayaku, gelegen mitten im ecuadorianischen Amazonas. Gefördert wird nicht und das obwohl reichlich Erdöl unterm Waldboden lagert. Sind die Kollektivrechte also doch ganz brauchbar – oder hat das Dorf einfach einen guten Draht zur Pachamama?

Und wieder einmal erreichten uns beunruhigende Nachrichten aus dem Süden Mexikos. In den frühen Morgenstunden des 29. Oktobers wurden in Oaxaca vier führende Mitglieder der Lehrergewerkschaft CNTE verhaftet.Ihnen werden Vergehen gegen diverse Bundesgesetze vorgeworfen, was bei einer Verurteilung zu Freiheitsstrafen zwischen drei und 40 Jahren führen kann. Am selber Morgen räumte ein Großaufgebot an Polizei das Protest-Camp, welches Mitglieder der CNTE seit Wochen vor dem Bildungsministerium unterhalten haben. Zu den Hintergründen der lang anhaltenden Lehrerproteste gibt uns Philipp Gerber Auskunft. Onda-info hat sich mit ihm Ende Juli auf dem Höhepunkt der Proteste nach Schließung des Bildungsministeriums in Oaxaca unterhalten.

In Chile ist das linke Radio Manque durchsucht worden, Mitarbeiter*innen wurden vorübergehend verhaftet und das Equipment beschlagnahmt. Dazu hört ihr eine Nota.

Viel Spaß beim Hören wünschen wir vom onda-info!

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