Michoacán: Verhaftung von José Mireles und Mitgliedern der unabhängigen Bürgerwehren

(Mexiko-Stadt, 06. Juli 2014, poonal).- Am 27. Juni nahmen mexikanische Armee- und Polizeieinheiten José Manuel Mireles Valverde, den Mitbegründer der Bürgerwehren im Bundesstaat Michoacán sowie mehr als 80 weitere Personen fest. Die Bewohner*innen der Gemeinde La Mira nahe der Küstenstadt Lazaro Cárdenas hatten Mireles eingeladen, um sich von ihm beim Aufstellen einer eigenen Bürgerwehr beraten zu lassen.

Arzt Dr. Mireles „forderte Regierung heraus“

Mireles wird das „Tragen verbotener Waffen” vorgeworfen. Sein Hauptvergehen dürfte, wie der Journalist Arturo Cano von der Tageszeitung „La Jornada“ bemerkte, jedoch gewesen sein, „die Regierung herausgefordert zu haben”. In den vergangenen Tagen haben viele Gemeinden in Michoacán die sofortige Freilassung von Mireles und der übrigen Verhafteten gefordert. Teilweise verleihen sie ihrer Forderung mit Straßenblockaden und Demonstrationen Nachdruck.

Die Bürgerwehren hatten sich vor gut einem Jahr in großen Teilen des Bundesstaates organisiert, um angesichts ständiger Morde und Schikanen durch die in Michoacán dominierende Drogenmafia der „Familie” (La Familia) und der „Tempelritter” (Los Caballeros Templarios), der Komplizenschaft der lokalen Behörden und Polizeieinheiten sowie der weitgehenden Untätigkeit der mexikanischen Bundesregierung, ihre Verteidigung selbst in die Hand zu nehmen.

Ihr ausdrückliches Ziel war es, Michoacán von der Drogenmafia zu säubern. Dabei rückten sie in eine Reihe von Landkreisen ein und schufen eine Koordination, deren Sprecher Mireles zeitweise gewesen war. Gleichzeitig brachen aber auch immer wieder interne Spannungen der Bürgerwehren auf. Sie sahen sich ebenfalls mit Vorwürfen konfrontiert, vom Drogenhandel infiltriert zu sein.

Mexikanische Bundesregierung schickte Bevollmächtigten Castillo

Die Bundesregierung unter Präsident Peña Nieto reagierte auf die Bürgerwehren erst, als diese sich anschickten, in größere Städte und sogar in Morelia, der Hauptstadt Michoacans, einzuziehen. Peña Nieto ernannte daraufhin mit Alfredo Castillo einen Bevollmächtigten für Michoacán und entsandte größere Kontingente Soldaten in den Bundesstaat.

Castillo, faktisch mit mehr Macht als der Gouverneur ausgestattet, entwickelte zu den Bürgerwehren ein Verhältnis, das von Kooperation, Kooption, Spaltung und Drohungen bestimmt war. Im vergangenen Mai schloss er mit dem Großteil der Führung der Bürgerwehren ein Abkommen, welches die Eingliederung ihrer Mitglieder in eine Art Landpolizei (fuerza rural) vorsieht.

Präsentation als Schwerverbrecher sorgt landesweit für Empörung

Wer sich außerhalb dieser Landpolizei stellt und sich selbstorganisiert mit Waffen verteidigen will, macht sich strafbar. Mireles, ein Kritiker des Abkommens und des seiner Meinung oft wenig nachdrücklichen Vorgehens gegen die Strukturen der Drogenmafia, wurde dabei weitgehend marginalisiert.

Als er sich für die Landpolizei einschreiben wollte, wurde ihm das verwehrt. In weiten Teilen der Bevölkerung von Michoacán ist Mireles, von Beruf Arzt, jedoch nach wie vor eine moralische Autorität. Ihn wie einen Schwerverbrecher mit kahl geschorenem Kopf und abgeschnittenem Schnauzbart, seinem Markenzeichen, zu präsentieren, hat über Michoacans Grenzen hinaus für Empörung gesorgt.

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