Mapuche besetzen UNESCO-Sitz – Polizei hatte 5 Kinder verletzt

(Rio de Janeiro, 25. Juli 2012, púlsarTeleSur-poonal-azkintuwe).- Nachdem fünf Minderjährige bei einer Räumungsaktion der Polizei in der Mapuche-Gemeinde Temucuicui (Region Araucanía) durch Gummigeschosse verletzt worden sind, haben Frauen der Territorialen Allianz der Mapuche ATM (Alianza Territorial Mapuche) aus Protest gegen die Polizeigewalt seit dem 26. Juli das Gebäude des UN-Kinderhilfswerks UNICEF in der Hauptstadt Santiago de Chile besetzt.

Die UNO verurteilte in einer Stellungnahme, dass sie die Besetzung als Druckmittel nicht gut heißen könne, versicherte jedoch, sie würde keine Maßnahmen unternehmen, um die Räume der UNICEF zu räumen. In der Erklärung von heißt es weiter, man verurteile „jegliche Gewaltaktionen, die die physische oder psychische Gleichgewicht von Kindern und Jugendlichen gefährden oder bedrohen“. 

Zudem teile man die von chilenischen staatlichen Stellen verbreitete Behauptung nicht, die Mapuche würden ihre Kinder als menschliche Schutzschilde verwenden, so die UNESCO.Die Besetzerinnen fordern von den Vereinten Nationen ein direktes Eingreifen bei den jüngsten Fällen von Misshandlungen, Gewalt und Repression, von denen besonders Minderjährige im Gebiet um Ercilla in der Provinz Araucanía betroffen sind.

Polizei verletzt fünf Kinder bei Räumungsaktion

Die Jugendlichen wurden am 23. Juli verletzt, als die Polizei den von Mapuche besetzten Grundbesitz „La Romana“ räumen wollte. Das Landgut wird von den Indigenen als Teil ihres angestammten Territoriums angesehen. Sie fordern die Rückgabe des Landes. Wie Mijael Carbone, Sprecher der Gemeinde Temucuicui, anprangerte, habe die Polizei während der Räumung aus nächster Nähe Schüsse auf Alte, Frauen und Kindern abgegeben.

Während des Angriffs wurden die 12-jährige Fernanda Marillán und der 16-jährige Fabián Llanca verletzt. Fotos der am Kopf, an der Hüfte und am Rücken verletzten Kinder sind über soziale Netzwerke im Internet verbreitet worden. Als weitere Verletzte in ein örtliches Krankenhaus gebracht wurden, sind noch einmal drei Kinder von der Militärpolizei beschossen worden. Die Kinder hatten auf Neuigkeiten über ihre ins Krankenhaus eingelieferten Familienangehörigen gewartet. Nach Angaben von Radio Bio Bio bestätigten die Sicherheitskräfte die Attacken. Die Verletzten hätten jedoch versucht, „Verhaftete zu befreien“, begründete die Polizei ihr Vorgehen, ohne auf die Verwendung von Gummigeschossen weiter einzugehen.

Indigene und Arbeiterverband fordern Rücktritt des Polizeichefs

Nach dem repressiven Vorgehen der Polizei erklärte die zentrale Arbeitervereinigung Chiles CUT (Central Unitaria de Trabajadores de Chile) ihre Solidarität mit den indigenen Gemeinden und forderte den Rücktritt des obersten Polizeichefs, Gustavo González. Gruppen der politischen Opposition des Landes, religiöse Oberhäupter und Vertreter*innen des Volkes der Mapuche, unterstützen die Forderung der Arbeitervereinigung. Am 27. Juli waren fast 500.000 Menschen, darunter Hunderttausende Mapuche, in Chiles Hauptstadt Santiago de Chile gegen die Polizeigewalt auf die Straße gegangen.

Auch die landesweite Studentenvereinigung Confech (Confederación de Estudiantes de Chile) hat sich mit den Mapuche solidarisiert und verurteilte die Entscheidung der Regierung, mit mehr Polizeikräften auf die jüngsten Vorfälle zu reagieren. Die Confech gab bekannt, dass sie ihr nächstes landesweites Treffen am 11. August im Sektor Chekenko (Gemeindebezirk Ercilla) in der Gemeinde Wente winkulmapu abhalten werde. Das Treffen wird die Föderation der Mapuche-StudentInnen organisieren. Der Sprecher der Mapuche-Gemeinde Mijael Carbone erklärte zudem, man werde am 18. und 19. August ein landesweites Treffen auf dem besetzten Landgut abhalten. 

Militarisierung nach Tod eines Polizisten

Bereits am 8. Januar dieses Jahres waren acht Jugendliche von der Polizei während einer Durchsuchung in der Mapuche-Gemeinde José Guiñón in Ercilla mit Tränengas angegriffen worden. Die chilenische Regierung hatte als Reaktion auf die Besetzungsaktionen und die Forderungen der Mapuche nach Landrückgabe die Polizeipräsenz in der Konfliktregion verstärkt. Nachdem bei einer Razzia in der Mapuche-Gemeinde Wente Winkul Mapu im Verwaltungsbezirk Ercilla ein Polizist ums Leben gekommen war, wurde die Gründung eines Sicherheitskomitees angekündigt.

Anfang Juni 2012 waren bei einer weiteren Razzia sieben Personen verletzt worden, drei von ihnen schwer. Daraufhin hatte die Ombudsstelle von Temuco die Vereinten Nationen um eine Intervention des Sonderbotschafters für Indigene Rechte ersucht. „Die Polizei ist mit unverhältnismäßiger Gewalt gegen die Bewohner vorgegangen“, heißt es in dem Schreiben der Ombudsstelle.

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