Journalist und Revolutionär nach 30 Jahren posthum geehrt

(Guatemala-Stadt, 28. Juli 2011, cerigua).- Mario Solórzano Foppa, einer von vielen guatemaltekischen Journalist*innen, die während des bewaffneten Konflikts in Guatemala starben, wurde 30 Jahre nach seinem Tod von seiner Familie, seinen Freund*innen und anderen Journalist*innen geehrt. Besonders gewürdigt wurde sein Beitrag zum Journalismus und sein Einsatz für sozialen Wandel zugunsten der verarmten Bevölkerungsschichten. Dieses Engagement brachte ihn dazu, Aktivist des Guerillaheers der Armen EGP (Ejército Guerrillero de los Pobres) zu werden. Die Ehrung von Mario Solórzano fand im Kulturzentrum der mexikanischen Botschaft in Guatemala-Stadt, Luis Cardoza y Aragón, statt.

 

 

Der Journalist und Sohn von Alfonso Solórzano und der Dichterin und Journalistin Alaíde Foppa, lebte in seinen Jugendjahren in Mexiko und studierte an der Nationalen Autonomen Universität Mexikos UNAM (Universidad Nacional Autónoma de México). In den 70er Jahren kam er nach Guatemala, wo er die Zeitung Nuevo Diario gründete. Er schrieb Kolumnen für die Tageszeitung El Gráfico, Leitartikel für die Agentur “Inforpress” und war zudem Moderator des Fernsehprogramms Debate Abierto.

Der Soziologe und Autor Gustavo Porras war mit dem Journalisten seit seiner Jugend befreundet. Porras erzählte verschiedene Anekdoten aus Solórzanos Leben, von seiner Zeit in Mexiko bis zur Rückkehr ins Land und seinem Einfluss auf den nationalen Journalismus. “Mario hatte mehrere Qualitäten, er war entschlossen, gebildet und sehr intelligent, außerdem unternehmungslustig und fleißig.”, berichtete Porras.

Symptomatische Familientragödie

Das Schicksal der Familie Solórzano Foppa sei symptomatisch für Guatemala, so Porras. Der Verlust bedeutender Personen wie Mario und das Verschwinden und der Tod von weiteren vier Angehörigen sei eine Tragödie, die seine Familie erschüttert habe.

Der Journalist Elías Barahona erinnerte sich, wie Solórzano im Jahr 1977 Mitglied der Vereinigung Guatemaltekischer Journalisten APG (Asociación de Periodistas de Guatemala) wurde. Als Teil der intellektuellen und Propaganda-Tätigkeiten, der er in seiner Guerilla-Organisation nachging, infiltrierte er höchste politische Ränge. Im Juni 1981 kam es in Guatemala-Stadt zu einem Schusswechsel mit den Sicherheitskräften, nachdem er vom Jesuiten Eduardo Pellecer verraten worden war. Nach offiziellen Angaben starb Solórzano bei dieser Auseinandersetzung; sein Körper wurde jedoch nie gefunden.

“Mario ist einer von hunderten Journalist*innen und Intelektuellen, die während des internen bewaffneten Konflikts ihr Leben verloren haben”, erinnerte sich dessen älterer Bruder Julio Solórzano. Er äußerte sich erleichtert über die Festnahme von Pedro Arredondo. Dieser war Ex-Chef des sechsten Kommandos der nationalen Polizei während der Regierung von Romeo Lucas García. In dieser Zeit wurde nicht nur sein Bruder ermordet – auch seine Mutter, die Dichterin Alaíde Foppa, wurde entführt und verschwand für immer.

Für seine Schwester Silvia Solórzano war die Ehrung des Korrespondenten ebenfalls enorm wichtig. Sie erklärte, dies sei nicht für all die tausenden von Aktivist*innen möglich, die in jener Zeit starben. Sie wünsche sich, so Solórzano, dass dies ein Anreiz sei, anderen zu gedenken und so zu verhindern, dass sie in Vergessenheit geraten.

Desweiteren schloss Solórzano nicht aus, dass sie und ihre Familie eine Anzeige aufgeben würden, um den Verbleib ihres Bruders zu ermitteln. Dies hatten sie auch im Fall des Verschwindens ihrer Mutter, der Journalistin Alaíde Foppa, getan, der momentan von der Ombudsstelle für Menschenrechte PDH (Procuraduría de Derechos Humanos) und der Staatsanwaltschaft MP (Ministerio Público) untersucht wird.

 

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