Alternative Radiomacher und Bergbaugegner im Norden Argentiniens verhaftet

von Nils Brock

(Berlin, 09. Februar 2012, poonal/npl).- In den vergangen Tagen wurden in der nördwestlichen Provinz Argentiniens Catamarca Journalisten zweier Community Radios und zahlreiche Bergbaugegner festgenommen. Bei den Medienaktivisten handelt es sich um Juan José Rodriguez vom Radiosender FM El Algarrobo und Sergio Fernández von Radio FM Estación Sur. Beide wurden während der Berichterstattung in der Provinzstadt Belén über die aktuellen sozialen Kämpfe im Norden Argentiniens inhaftiert.

Verhaftungswelle in Nordargentinien

Teile der dortigen Bevölkerung organisieren seit mehr als zwei Wochen eine Straßensperre, um Fahrzeuge der Goldmine Bajo La Alumbrera an der Arbeit zu hindern. Umweltschützer kritisieren den Tagebau seit längerem, wegen des Einsatzes hochgiftigem Zyanids und der Übernutzung der regionalen Wasservorkommen.

Die Festnahme beider Radiojournalisten geschah während eines Polizeieinsatzes am Morgen des 8. Februar. Der verletze Juan José Rodriguez sei dabei zunächst in ein Krankenhaus gebracht und dort von der Polizei mitgenommen worden, ohne Aukunft darüber zu geben wohin. Nach unbestätigten Informationen soll sich Juan José Rodriguez in Händen der örtlichen Staatsanwaltschaft befinden. Als seine Lebensgefährtin auf dem Polizeirevier in Belén jedoch darum bat, mit ihm sprechen zu können, wurde ihr mitgeteilt, es würden sich dort weder Juan José Rodriguez noch irgend ein anderer der Verhafteten befinden. Diesem jüngste Vorfall gehen eine Reihe ähnlicher Verhaftungen in den nördlichen Provinzen Argentiniens voraus. Die Polizei ging unter anderem soweit, in Berufung auf nicht näher dargelegte “vorherige Ermittlungen” sämtliche Aktivisten eines Nachbarschaftskommittees in einem Supermarkt zu verhaften.

„Repressive Politik soll Bergbau gewährleisten“

Auch in dem in der Provinz La Rioja gelegenen Ort Chilecito kam es bereits am 5. Februar zu gewaltsamen Übergriffen der Polizei auf einer “Fiesta de Chaya”. Während die konservative Lokalpresse “betrunkenen Jugendlichen” die Schuld an den Auseinandersetzungen zusprach, denunzierte das Nationale Netzwerk Alternativer Medien (RNMA) in einer Pressemitteilung die gezielte Festnahme von sechs Berbaugegnern.

Ähnliches sei in der Ortschaft Santa María geschehen, wo insgesamt 20 Menschen inhaftiert wurden. “Diese Vorfälle bestätigen eine repressive Politik die versucht den Betrieb umstrittener Bergbauunternehmen zu gewährleisten”, scheibt RNMA.

Proteste und Demonstrationen angekündigt

RNMA “verurteilt das Vorgehen der Provinzregierungen in Catamarca und La Rioja, die auf illegale Weise jene unterdrücken, die ihr Leben verteidigen”. Ihr Mitarbeiter Juan José sei einer jener Compañeros, die seit mehr als einem Monat über die sozialen Proteste berichten. Als Antwort auf den Unmut der Bevölkerung Personen zu verhaften und verschwinden zu lassen sowie Demonstrationen gewaltsam zu unterdrücken, “entspreche nicht einem demokratischen Staat”. In Belén wurden für die kommenden Tage Demonstrationen angekündigt, um ein Ende der Repression und die Freilassung der Inhaftierten zu fordern.

Um weitere Mobilisierungen zu verhindern, sollen nach Angaben von RNMA inzwischen Störsignale gegen Radio El Algarrobo eingesetzt und Internetverbindungen unterbrochen werden.

 

Weitere Informationen unter:

http://radioelalgarrobo.blogspot.com

http://www.rnma.org.ar/

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