13-jähriger Mapuche von chilenischem Bauern durch Schüsse verletzt

(Temuko, 26. September 2011, azkintuwe).- Familienangehörige des angeschossenen Jugendlichen und der Sprecher beklagten, dass der erst-behandelnde Arzt nur „leichte Verletzungen“ bescheinigt hatte. Die Angreifer seien Bauern gewesen, die seit zwei Monaten der Presse gegenüber demonstrativ ihre Schusswaffen zur Schau gestellt hätten.

 

Sprecher der Mapuche-Gemeinde Huañaco Millao berichten, dass der 56-jährige Unternehmer Leandro Seitz Muñoz am vergangenen 22. September gegen 17 Uhr nach einem verbalen Streit am Rande seines Grundstücks den 13-jährigen Mapuche John Regle Rucal angeschossen hat.

Das Vieh der Familie dieses Jungen war durch ein offenes Tor auf das von Seitz beanspruchte Grundstück gelaufen. Um Streit mit dem Besitzer zu vermeiden, hatte der Jugendliche John Regle Rucal die Tiere wieder von dessen Grundstück getrieben.

Auf dem Rückweg angegriffen

Nach Angaben von Sprechern der Mapuche-Gemeinde hielten der Bauer und dessen Helfer den Jugendlichen an, als dieser sich bereits wieder auf dem Rückweg nach Hause befand. Sie hätten ihn beleidigt, worauf der Junge zornig geantwortet hätte.

Daraus habe sich eine gewalttätige Auseinandersetzung entwickelt. Dabei hätten Seitz und sein Helfer mit ihren Schusswaffen auf Regle gezielt und ihn an Arm und Bein getroffen. Die Angreifer seien „dieselben, die vor zwei Monaten auf einem Zeitungsfoto mit Schusswaffen zu sehen waren, mit denen sie das Grundstück innerhalb des Mapuche-Gebiets bewachen wollten, das sie ‚ihr Eigentum’ nennen“, so die Sprecher.

Öffentliche Ankündigung von Lynchjustiz gegen Mapuche

„Ich werde bewaffnet sein. Egal, welche Folgen das hat, ich werde Mapuche-Indianer, die auf mein Grundstück kommen, umbringen … Ich will nicht, dass sich irgendjemand in die Sache einmischt, nicht die Polizei und auch nicht die Zeitungen. Ich werde mit meinen eigenen Händen Gerechtigkeit walten lassen. Wir Siedler werden uns bewaffnen und den Indios beibringen, was Ordnung bedeutet“, hatte der Bauer im Interview mit der Tageszeitung „El Mercurio“ erklärt. Weiter heißt es dort: „Das ist mein Eigentum. Da kann sich niemand einmischen, noch nicht einmal der Präsident.“.

Verharmlosung der Schussverletzungen

Der erst-behandelnde Arzt hatte nur „leichte Verletzungen“ bei John Regle Rucal bescheinigt. Zur weiteren Behandlung war der Junge etwa elf Kilometer weiter nach Ercilla gebracht worden. Kurz darauf kamen ihm weitere Mapuche zu Hilfe und erstatteten Anzeige. Der Sprecher der territorialen Mapuche-Vereinigung (Alianza Territorial Mapuche), Mijael Carbone Queipul, begleitete den Jugendlichen und seine Familie. Er unterstrich seine Verärgerung über die medizinische Diagnose und erklärte, dass John Regles Verletzungen keinesfalls als „leicht“ eingestuft werden könnten. In ähnlichen Fällen hätten derartige Verletzungen zu heftigen Infektionen geführt, die dann sogar tödlich enden könnten, so Queipul.

Der Sprecher bezeichnete den Vorfall als „ein Attentat auf unsere grundlegenden Rechte. Dies war ein erneuter Mordversuch mit Unterstützung der staatlichen Funktionäre. Und das, obwohl die Mapuche zu diesem Zeitpunkt in der Gegend nicht einmal Aktionen wegen der Rückforderung von Mapuche-Land durchgeführt hatten.“

 

 

 

 

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