„Wir wollen in Frieden leben“

(Bogotá, 6. Oktober 2016, telesur).- Tausende junge Kolumbianer*innen haben am Mittwoch, 5. Oktober mit einem Schweigemarsch in Bogotá ihre Unterstützung für den Friedensprozess demonstriert. Sie betonten ihre Unterstützung zu dem in Havanna ausgehandelten Friedensvertrag zwischen der Regierung und der Rebellenarmee FARC-EP. An der Demonstration, die vom Planetarium bis zur zentralen Plaza de Bolívar zog, nahmen auch tausende Nicht-Student*innen mit Kerzen und geballten Fäusten teil.

„Kein weiteres Opfer für diesen Krieg. Definitiver beidseitiger Waffenstillstand“ stand auf den Plakaten, die die Demonstrierenden mit sich trugen. Junge Studierende und soziale Aktivist*innen hatten in sozialen Netzwerken zu der Aktion #PazAlaCalle aufgerufen, nachdem bei dem Referendum am Sonntag, 2. Oktober eine knappe Mehrheit der abgegebenen Stimmen den Friedensvertrag abgelehnt hatte.

“Quiero paz, quiero amor, quiero acuerdos por favor”

Die Ex-Senatorin Piedad Córdoba, die mit den FARC-EP die Freilassung mehrerer Politiker*innen, Soldaten und Polizisten ausgehandelt hatte, konnte der Volksabstimmung sogar etwas Positives abgewinnen, da nur so eine Demonstration wie am Mittwoch zustande kommen konnte: „Der Aufruf dieser jungen Leute ist wunderbar, er gibt Hoffnung und ist voller Freude; und er zeigt die totale Ablehnung dieser Pakte der Eliten, die denken, dass sie den Frieden unter sich aushandeln können.“

Einige Demonstrant*innen nutzten die Gelegenheit, um ihre Unterstützung für die Opfer zu bekunden – so wie im Fall der Gemeinde Bojayá im Chocó, wo am 2. Mai 2002 im Gefecht mit Paramilitärs eine Bombe der FARC auf eine Kirche fiel; zwischen 74 und 119 Menschen starben. Dennoch stimmten dort überwältigende 95,76 Prozent am Sonntag mit „ja“.

Die Stimmen der Teilnehmenden

María Herrera, 25-jährige Studentin: „Das Abkommen für das Land ist nicht, was die Politiker des „ja“ und des „nein“ in einem Hinterzimmer des Regierungspalastes beschließen. Das wahre Abkommen ist das, was wir als Bürger heute in Bogotá und anderen Städten auf die Straße getragen haben.“

José Burgos, angehender Ingenieur an der Universidad Javeriana und Sprecher der Gruppe „Javerianos für den Frieden“: „Unsere Idee war eigentlich, dass wir, wenn das „ja“ gewonnen hätte, die „nein“-Sager eingeladen hätten, bei den Javerianos für den Frieden mitzumachen. Jetzt wo das „nein“ gewonnen hat, machen wir dasselbe: Wir schließen uns für das Land zusammen und besprechen, was getan werden muss, damit das Land voran kommt.“

Julián Carrero, Student der Anden-Universität und einer der Organisator*innen der Demo: „Wir Jungen wollen, dass der Konflikt auf dem Verhandlungsweg beendet wird (entweder mit diesen Verträgen oder mit neu ausgehandelten) und dass der Waffenstillstand beibehalten wird. Wir alle wollen in Frieden leben.“

 

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