Werden Caatinga und Cerrado endlich als Nationalerbe geschützt?

von Marcela Belchior

(Fortaleza, 16. Juli 2014, adital).- Brasiliens Abgeordnetenkammer will über einen Vorschlag für einen Verfassungszusatz abstimmen. Caatinga (eine wüstenartige Halbsavanne) und Cerrado (eine tropische Savanne) sollen zum Nationalerbe erklärt und somit unter den Schutz der Verfassung gestellt werden. Die für Brasiliens Nordosten und das Zentrum charakteristischen Landschaften umfassen etwa ein Drittel der Landesfläche – ihnen wird jedoch nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie dem Amazonasgebiet zuteil. Der Amazonas-Regenwald zählt ebenso bereits zum Nationalerbe wie beispielsweise das Pantanal, das größte Binnenland-Feuchtgebiet der Erde. Neben dem Naturschutz ist mit dem Status das Bemühen um eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen in der Region verbunden.

Biodiversität für Pharmazie genutzt

Caatinga und Cerrado erstrecken sich über 14 der 26 brasilianischen Bundesstaaten sowie den Bundesdistrikt rund um die Hauptstadt Brasília. In dem Gebiet leben 30 Prozent der Brasilianer*innen. Die Caatinga gilt als einziges ausschließlich in Brasilien vorkommendes Biom. Ein Drittel der Pflanzen und 15 Prozent der Tierarten sind nur hier anzutreffen. Die Biodiversität der Caatinga ermöglicht eine Vielzahl ökonomischer Aktivitäten, etwa in den Bereichen der Pharmazie und der Ernährung. Die Caatinga ist als eine von weltweit 37 großen Naturregionen anerkannt. Allerdings handelt es sich nach dem atlantischen Regenwald (Mata Atlântica) und dem Cerrado um das am stärksten in Mitleidenschaft gezogene Biom Brasiliens: Bereits 45 Prozent der Fläche sind abgeholzt. Der Cerrado gilt als zweitgrößtes Biom Brasiliens. Die weltweit größten unterirdischen Süßwasser-Reserven speisen die wichtigsten brasilianischen Wasserbecken.

Senat stimmte bereits 2010 zu, Agrarlobby bremst

Ein Vorschlag für einen Verfassungszusatz bezüglich des Cerrado war bereits 1995 in den Kongress eingebracht worden. Dort hat er inzwischen 18 Jahre zugebracht. 2010 wurde die Caatinga in den neu formulierten Vorschlag eingefügt. Während der Senat bereits 2010 zustimmte, richten sich die Blicke nun auf die Abgeordnetenkammer. Kritiker*innen machen die im Parlament mächtige brasilianische Agrarlobby für die endlose Verzögerung verantwortlich. Vor allem im Cerrado ist der Agrarsektor auf dem Vormarsch. Aber auch grundsätzlich herrscht derzeit in Brasilien Desinteresse an dem Gesetz. 2010 hatte es noch eine große Mobilisierung gegeben, der sich der Senat offenbar nicht entziehen konnte.

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